Euro beschleunigt Talfahrt – tiefster Stand seit fast 2 Jahren

Bis zum späten Nachmittag erholte sich der Euro etwas und kostete 1,2815 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittag auf 1,2843 (Dienstag: 1,3184) Dollar festgesetzt. Der Dollar war 0,7786 (0,7585) Euro wert.


Kapitalabzug aus Europa
«Die Auflösung von Risikopositionen japanischer Investoren und die Angst vor einer globalen Rezession waren die Auslöser für den Kursrutsch», sagte Experte Thomas Amend vom Bankhaus HSBC Trinkaus. Angesichts einer abnehmenden Risikoneigung zögen immer mehr Anleger Kapital aus Europa ab und investierten in vergleichsweise sichere Anlagen wie amerikanische Staatsanleihen. Die breitangelegte Euro-Schwäche zeige sich auch an deutlichen Kursverlusten gegenüber anderen Währungen wie etwa dem japanischen Yen. So sank der Euro zum Yen am Mittwoch auf den tiefsten Stand seit rund viereinhalb Jahren.


Zwangsliquidationen in erheblichem Umfang
«Die Bewegung weist einen Charakter von Zwangsliquidationen in einem erheblichen Umfang aus», betonte Folker Hellmeyer, Chef-Stratege der Bremer Landesbank. Die aktuellen Wechselkurse seien das Ergebnis geringer Liquidität und eines hohen Stressniveaus im Rahmen der Finanzkrise. Hintergrund seien aggressive Auflösungen von spekulativen «Carry-Trades» auf japanische Yen und Schweizer Franken. Diese wiesen «Kapitulationscharakter» auf. Bei sogenannten Carry-Trades verschulden sich Spekulanten in Währungen mit niedrigen Zinsen. Sie legen das Geld dann in Hochzinswährung an und hoffen, dass der Zinsvorteil nicht durch einen Verfall der Hochzinswährung aufgezehrt wird.


Rezessionsängste als treibender Faktor
Commerzbank-Expertin Antje Praefcke führt als Grund für die wieder an Fahrt aufnehmende Abwärtsbewegung des Euro nach Tagen der relativen Ruhe vor allem Rezessionsängste an. «Es gibt Hoffnung, dass die schlimmste Phase der Finanzmarktkrise überstanden ist.» Die Rezessionsängste, die durch die Krise in letzter Zeit in den Hintergrund gedrängt worden seien, würden jetzt wieder zum treibenden Faktor. Das alte Muster, welches seit August zu beobachten sei, kehre zurück: «Die Gefahr einer Rezession auf beiden Seiten des Atlantik ist gut für den Dollar», betonte Praefcke.


Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,78815 (0,77700) britische Pfund , 126,88 (133,06) japanische Yen und auf 1,4991 (1,5224) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag mit 744,00 (772,00) Dollar gefixt. (awp/mc/pg/19)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert