EZB belässt Leitzins wie erwartet bei 3,50 Prozent – Mittelfristige Inflationsrisiken

Der wichtigste Leitzins zur Versorgung der Kreditwirtschaft mit Zentralbankgeld liege weiterhin bei 3,50 Prozent, teilte die EZB mit. Der wichtigste Leitzins zur Versorgung der Kreditwirtschaft mit Zentralbankgeld liege weiterhin bei 3,50 Prozent, teilte die EZB am Donnerstag nach ihrer Ratssitzung in Frankfurt mit. Zuletzt hatte die Notenbank die Zinsen im Dezember um 0,25 Prozentpunkte erhöht. Alle von AFX befragten Volkswirte hatten diese Entscheidung erwartet


Änderungen der Erwartungen nicht notwendig
Der EZB-Präsident zeigte sich mit den gegenwärtigen Erwartungen über die künftige Zinspolitik zufrieden. Eine Änderung der Erwartungen sei nicht notwendig, sagte Trichet. Die EZB werde das notwendige tun. Am Markt wird angesichts des robusten Wachstums und nach wie vor bestehender Inflationsrisiken zum Ende des ersten Quartals mit einer weiteren Leitzinserhöhung gerechnet.

Wachstumsrisiken: Protektionismus, hohe Ölpreise, globale Ungleichgewichte
Wachstumsrisiken seien ein zunehmender Protektionismus, höhere Ölpreise und die globalen Ungleichgewichte, sagte Trichet. Die globale Wirtschaft sei aber weiter robust. Die Zinsen in der Eurozone seien weiterhin niedrig und die Geldpolitik bleibe versorgend, sagte Trichet. Es bestünden weiter Aufwärtsrisiken für die Inflation. Dazu zählten die Lohn- und Preisentwicklung sowie Steuererhöhungen.


Starke Signale für Erhöhung im März
Das explizite Ausbleiben der Schlüsselworte «starke Wachsamkeit» deutet nach Einschätzung von Ökonom Thomas Amend vom Bankhaus HSBC Trinkaus & Burkhardt auf einen kleine Zinserhöhung im März um 0,25 Punkte auf 3,75 Prozent. Eine Erhöhu ng bereits im Februar sei mit den jüngsten Aussagen wohl vom Tisch. Derzeit sei schliesslilch noch nicht endgültig klar, welche Spuren die Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland auf das Wirtschaftswachstum hinterlassen werde. Darüber hinaus lägen die neuesten Projektionen der EZB im März vor.

Markterwartungen einer Erhöhung nicht entgegengetreten
Auch aus Sicht der Commerzbank hat die EZB starke Signale für eine Leitzinserhöhung im März gegeben. Trichet habe den Ton nicht verschärft und sei den Markterwartungen einer Leitzinserhöhung zum Ende des ersten Quartals explizit nicht entgegen getreten, sagte Commerzbank-Experte Michael Schubert. Vor diesem Hintergrund sei die hauseigene Prognose geändert worden. Die EZB dürfte demnach nicht bereits im Februar, sondern erst im März die Leitzinsen erhöhen.

Trichet: «Rechtzeitiges Handeln geboten»
Die EZB sieht auf mittlere Sicht weiterhin Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität. Für die Zukunft sei daher «entschlossenes und rechtzeitiges» Handeln geboten, um Preisstabilität zu gewährleisten, sagte Trichet. Die EZB werde alle Entwicklungen «sehr genau» beobachten, damit auf mittlere Sicht keine Risiken für die Preisstabilität eintreten.

Mittelfristige Inflationsrisiken
Die Zinsen in der Eurozone seien weiterhin niedrig und die Geldpolitik bleibe versorgend, sagte Trichet. Es bestünden weiter Aufwärtsrisiken für die Inflation. Dazu zählten die Lohn- und Preisentwicklung sowie Steuererhöhungen. Auch das Geldmengen- und Kreditwachstum sei kräftig und deu te auf mittelfristige Inflationsrisiken hin, sagte Trichet. Zu Beginn des laufenden Jahres dürfte die Inflation in der Eurozone anziehen. Für die Jahre 2007 und 2008 sei mit einer Inflationsrate von etwa zwei Prozent zu rechnen. Die EZB sieht Preisstabilität bei einer Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent gewährleistet. Die Einschätzung decke sich weitgehend mit den Aussagen vom Dezember.

Robustes Wirtschaftswachstum
Mit Blick auf das Wirtschaftswachstum zeigte sich Trichet weiterhin optimistisch: Die jüngsten Daten bestätigten, dass das Wachstum in der Eurozone robust sei, sagte Trichet. Auch 2007 dürfte das Wachstum solide bleiben, fügte er hinzu. Die jüngsten Daten zeigten, dass die Leitzinserhöhung im Dezember gerechtfertigt war. Wachstumsrisiken seien ein zunehmender Protektionismus, höhere Ölpreise und die globalen Ungleichgewichte, sagte Trichet. Die globale Wirtschaft erscheine aber weiter robust.

Bank of England überrascht mit Zinserhöhung
Die Reaktion der Finanzmärkte war eindeutig: Der Kurs des Euro sank zwischenzeitlich unter die Marke von 1,29 US-Dollar, während der deutsche Aktienmarkt seine Kursgewinne deutlich ausbaute und der Rentenmarkt unter Druck geriet. Das britische Pfund profitierte unterdessen von einer überraschenden Leitzinserhöhung der Bank of England. Die Bank of England hatte ihren Leitzins am Donnerstag überraschend um 0,25 Punkte auf 5,25 Prozent erhöht. Der geldpolitische Ausschuss der Notenbank begründete den Schritt mit der anhaltend hohen Teuerung, die im November bei 2,7 Prozent lag und nach Notenbankprognose zunächst über der Zielmarke von 2 Prozent bleiben wird. Zuletzt hatte die Bank of England (BoE) die Zinsen im November ebenfalls um 0,25 Punkte angehoben. (awp/mc/ar)

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