Finanzplatz Schweiz: Aufschwung dank Wachstum bei neuen Finanzdienstleistern

«Der Finanzplatz ist mehr als ein Bankenplatz», sagte der Zürcher Professor Hans Geiger bei der Präsentation des Forschungsberichts «Swiss Financial Center Watch» (SFCW). Eine immer wichtigere Rolle komme den Dienstleistern zu, die als Zulieferer wie als Konkurrenten der Banken aufträten. Zu den spezialisierten Finanzdienstleistern zählt die Studie neben Hedge Funds und Private Equity auch unabhängige Vermögensverwalter oder Treuhänder. Dieser nicht-regulierte Sektor konnten in den Jahren von 1995 bis 2005 die Zahl der Beschäftigten um 51 Prozent auf 63 087 Arbeitsplätze steigern.


Arbeitsplatzreduktion bei Banken und Versicherungen
Dagegen sank im gleichen Zeitraum die Zahl der Arbeitsplätze in den regulierten Finanzbranchen die Arbeitsplätze um 6 Prozent: Bei den Banken betrug das Minus 8 Prozent auf 101 146 Angestellte. Bei den Versicherern sanken die Arbeitsplätze bei einer drastischen Reduktion der Standorte um 1 Prozent auf 49 572 Angestellte.


Geographische «Cluster»
Zu vermuten sei, dass viele der Angestellten der neuen Finanzdienstleister aus der Bankindustrie gekommen seien, sagte Geiger. Auch in diesem Sektor hätten sich geographische «Cluster» gebildet: Das seien vor allem der obere Zürichsee, der Zugersee und auch der Genfersee. Das bestätigte auch Pius Fritschi vom Hedge Funds-Dienstleister «Horizon21″ an der Veranstaltung: » Heute finden sie in Pfäffikon ein Kompetenzzentrum für Funds of Hedge Funds.» Alleine in der Region Pfäffikon dürfte diese Branche wohl 1000 Arbeitsplätze umfassen.


Vermögen von 200 Mrd. Franken unter Verwaltung
Die schweizerischen Hedge Funds-Dachfonds verwalteten Vermögen von rund 200 Mrd. Franken, schätze Fritschi: Das sei rund ein Drittel des weltweiten Marktes. Fast gänzlich fehlen allerdings in der Schweiz die eigentlichen Hedge Funds. Neben steuerlichen Nachteilen fehlten der Schweiz auch die Spezialisten, erklärte Fritschi.


Swiss Banking – Von der Standort- zur Herkunftsbezeichnung
Auch das traditionelle Bankgeschäft hat sich seit den frühen 1990er Jahren drastisch verändert. So habe sich auch der Begriff «Swiss Banking» von einer Standort- zu einer Herkunftsbezeichnung gewandelt, sagte Geiger. 2006 arbeiteten erstmals mehr Mitarbeiter der Schweizer Institute im Ausland als in der Schweiz.


Raum Zürichsee/Zugersee legt zu
Regional hat sich im letzten Jahrzehnt das Finanzwesen in der Schweiz konzentriert. Zu den Gewinnern gehört laut der Studie der Raum Zürichsee/Zugersee. Auch die Genfersee-Region habe in gewissen Nischen zulegen können, während etwa der ganz auf das Private Banking spezialisierte Raum Lugano Arbeitsplätze verloren hat.


Finanzkrise – mit Ausnahmen – «meisterhaft» bewältigt
Die gegenwärtige Finanzkrise habe der Finanzplatz Schweiz bisher «meisterhaft» bewältigt – auch wenn dies nicht für einzelne Institute gelte, sagte Geiger. Die Krise werde wohl auch die Internationalisierung verlangsamen: «Momentan dürften die Banken wohl wieder Arbeitsplätze in die Schweiz verlagern.» (awp/mc/pg)

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