Fitch Ratings nimmt Islamic Finance unter die Lupe

von Gérard Al-Fil


 


Mit ihrem Spezial-Report «Islamic Banking – Factors in Risk Assessment» will Fitch Ratings dem wachsenden Bedarf nach einer standardisierten Bewertung islamischer Finanzinstitute und deren Produktpalette Rechnung tragen.


 


Zinslos und vielschichtig


Der Koran verbietet Zinsen (riba, in Sure 2, Vers 275), ekzessives Risiko (gharar) und spekulative Anlagen (maysir), so dass islamische Banken weder Derivate emittieren noch konventionelle Kredite vergeben, sondern sich entweder nur mit Kapital am Gewinn einer Projetkfinanzierung beteiligen (sog. Mudarabah) oder zusätzlich im Projektanagement partnerschaftlich beraten (Musharakah). Auch scheiden zinstragende Bonds als Anlagevehikel kategorisch aus. Deshalb passen Islamic Banks nicht in das Bewertungsraster westlicher («konventionaller») Finanzintermediäre. Aufgabe der Analysten ist es insbesondere die Produktpalette einer islamischen Bank zu bewerten und das Wirken und die Unabhängigkeit der beratenden Scharia-Gelehrten (Scharia-Board) zu verfolgen.


 


Bewährte Standards


Fitch Ratings hat jetzt eine Systematik entwickelt, um Banken, die auf Basis der koranischen Rechtsprechung operieren, dem eigenen Rating-Schema anzupassen und deren Geschäftsrisiko zu klassifizieren. Die Islamic Development Bank und die auf islamische Versicherungen (Takaful) spezialisierte Bank Al Jazira in Dschiddah, Saudi-Arabien, z. B. stuft Fitch mit ‹AA+› (Positiv) bzw. ‹BBB+› (Stabil) ein.


 


Schnell wachsendes Segment


Das islamische Investmentvolumen wird weltweit auf 450 Milliarden Dollar geschätzt und wächst um 15 – 20% p. a. Allerdings fallen unter diese Zahl nicht die Islamic Finance-Sparten (Islamic Windows) westlicher Banken, die auf diesem innovativen Segment in wachsendem Masse operieren. Die amerikanische Citigroup zählt beispielweise zu den führenden Emittenten zinsloser islamischer Bonds (Sukuk), die Schweizer Banken UBS, Credit Suisse, Julius Bär und Sarasin bieten nicht nur in ihren Niederlassungen im Dubai International Financial Centre (DIFC) ihrer muslimischen Klientel massgeschneiderte Anlagelösungen auf Scharia-Basis. Fitch Ratings unterhält im DIFC seit April 2006 eine Branch.


 


Die kompletten Studien «Islamic Banking – Factors in Risk Assessment» sowie «Fitch’s Approach to Rating Sukuk» stehen auf der Homepage (s. u.) der Ratingagentur zum kostenfreien Download zur Verfügung.

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