Georg Fischer: Deutlich weniger Gewinn – Kunststoffröhren helfen über die Runden

Der für den ganzen Konzern per Ende Jahr ausgewiesene Auftragsbestand ist mit 560 Mio CHF aber nicht einmal mehr halb so gross wie ein Jahr zuvor. Und auch die Umsatzzahlen der beiden stark konjunkturabhängigen Sparten sprechen Bände.


Automotive: Unterauslastung nach Überlastung
Bei GF Automotive ist der Umsatz 2008 um 3% auf 2,16 Mrd CHF gesunken, obwohl die Produktionsstätten gemäss Konzernangaben bis Ende September noch überlastet waren. Innerhalb von vier Wochen sei GF Automotive von einer Überauslastung in eine massive Unterauslastung geraten, sagte Konzernchef Yves Serra.


Agie Charmilles mit Umsatzrückgang von 8 Prozent
Nicht besser war die Situation bei der Werkzeugmaschinensparte GF Agie Charmilles. Deren Umsatz reduzierte sich um 8% auf 1,08 Mrd CHF. Unter dem Strich resultiert für GF Automotive ein Verlust (Ebit) von 5 Mio CHF (Vorjahresgewinn: 132 Mio CHF), während GF Agie Charmilles einen Gewinn von 26 Mio CHF schrieb (Vorjahr 76 Mio CHF)


Reingewinn schrumpft auf 69 Mio. Franken
Die schlechten Resultate dieser beiden Divisionen drückten auf das Konzernergebnis durch. Der Reingewinn schrumpfte im Vergleich zum Vorjahr von 245 Mio CHF auf 69 Mio CHF. Der Umsatz fiel mit knapp 4,47 Mrd CHF praktisch gleich hoch aus wie 2007.


Kunststoffröhren als Ertragspfeiler
Dass das Jahresergebnis durch das miserable Schlussquartal nicht noch stärker in die Tiefe gerissen wurde, hat GF seiner dritten Division zu verdanken, die Kunststoffrohrsysteme für Wasser und Gas produziert. Der Umsatz der GF Piping Systems stieg trotz negativer Währungseinflüsse um 12% auf 1,22 Mrd CHF. Der Gewinn (Ebit) belief sich auf 122 Mio CHF gegenüber 126 Mio CHF im Vorjahr. «Dieses Geschäft ist gegenüber den konjunkturellen Entwicklungen offensichtlich stabiler», meinte Serra. Im 2008 hat GF Piping System erstmals mehr Umsatz als GF Agie Charmilles generiert und 90% zum Konzernergebnis beigetragen. Damit hat sich das Geschäft mit den Kunststoffröhren zum eigentlichen Ertragspfeiler des Konzerns gemausert. Und dessen Bedeutung soll noch weiter wachsen: Man wolle GF Piping Systems überproportional entwickeln und damit die weniger zyklischen Geschäfte des Konzerns ausbauen, sagte Serra.


Drastische Massnahmen
Bei den konjunkturabhängigen Sparten hat GF bereits zu Massnahmen ergriffen. 3900 der konzernweit 14 300 Angestellten werden mittlerweile in Kurzarbeit beschäftigt. Zudem wurden 500 Temporärmitarbeiter entlassen und eine Restrukturierung für GF Agie Charmilles angekündigt, die 340 Arbeitsplätze kosten wird. Im Automotive-Bereich sei man zudem dabei, die Effizienz der Produktionsstandorte zu prüfen, hiess es am Dienstag weiter. Erstes Resultat der Prüfung ist die Schliessung einer Druckgussgiesserei in Kanada, bei der rund 60 Personen angestellt sind. Die Produktion wird in die neue Giesserei der GF in Suzhou in China verlagert. Welchen Massnahmen GF zur Bewältigung des Nachfrageeinbruchs sonst noch ergreift, ist noch unklar. Weitere Schritte seien in Vorbereitung und würden kommuniziert, sobald sie konkret seien, sagte Serra einzig. Wirtschaftliche Prognosen fürs laufende Jahr machte der GF-Chef keine.


Aktie verliert deutlich
An der Börse lag die Aktie von GF nach der Publikation des Jahresergebnisses 1,8% im Plus. Im Laufe des Tages rutschte sie aber deutlich ins Minus und notierten am Nachmittag 7,5% im Minus. Allerdings war die Zahl der gehandelten Aktien tief. Ob Investor Giorgio Behr vorhabe, sich stärker bei GF zu engagieren, konnte GF-Verwaltungspräsident Martin Huber am Dienstag nicht sagen. Er bekräftigte aber, dass zum Schutz der Interessen der Kleinaktionäre an der Stimmrechtsbeschränkung von 5% festgehalten werde. Die Beschränkung wurde wieder zum Diskussionsthema, nachdem Behr im November einen Stimmrechtsanteil von 6,36% gemeldet hatte. (awp/mc/pg/08)

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