GM steht im Opel-Poker vor Entscheidung

Im Rennen sind noch der österreichisch- kanadische Autozulieferer Magna und der belgische Finanzinvestor RHJI. Das letzte Wort hat dann die Opel Treuhand, in der Bund, Länder und GM sitzen. Die Bundesregierung fordert unterdessen von GM, mehr Auflagen zu erfüllen. Der US- Autokonzern soll sich stärker an künftigen Risiken des neuen Opel- Unternehmens beteiligen und sich keine Hintertüren für einen späteren Zugriff auf «New Opel» offenhalten können.


Bundesregierung ebnet Magna den Weg
Dem bevorzugten Kaufinteressenten Magna hat die Bundesregierung den Weg geebnet. Bund und Länder sind bereit, den staatlich garantierten Kredit für Magna von 4,5 Milliarden Euro vorerst alleine zu stemmen – ohne Beteiligung der anderen europäischen Opel-Länder. Die Regierung habe dies der Ex-Opel-Mutter General Motors angeboten, teilte das Bundeswirtschaftsministerium am Donnerstag in Berlin mit und bestätigte einen Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».


Harte Auflagen für GM?
Bund und Länder wollen GM harte Auflagen machen. Dies geht aus einem Schreiben der Berliner Opel-Task-Force an GM-Verhandlungsführer John Smith hervor, das der Deutschen Presse-Agentur dpa vorliegt. In dem Schreiben der Task-Force wird festgehalten, dass GM in den Verhandlungen eine Kapitallücke der Adam Opel GmbH von 1,2 Milliarden Euro für Ende 2010 prognostiziert hat. Die deutsche Seite erwartet deshalb einen weiteren Beitrag von GM bei der Übernahme künftiger Risiken, erfuhr die dpa aus Kreisen der beteiligten Länder.


GM soll Opel möglichen Aufschub gewähren
Falls nach einem Opel-Verkauf an Magna die Rückzahlung der deutschen Kredite von 4,5 Milliarden Euro später einmal gefährdet sein sollten, soll GM Opel einen Aufschub für die Zahlung fälliger Lizenzgebühren gewähren. In dem Schreiben verlangt die Regierung, dass sich GM bei einer möglichen späteren Insolvenz oder einem Eigentümerwechsel bei «New Opel» im Lizenzabkommen keine Sonderrechte sichern können soll. Befürchtet wird, dass GM nach einer Opel- Sanierung mit deutschem Steuergeld sich seine frühere Konzerntochter wieder einverleibt. Dividendenzahlungen an die Anteilseigner sollen erst nach vollständiger Rückzahlung der Kredite ausgezahlt werden. General Motors erklärte, man werde den Vorschlag prüfen.


Entscheidung für Magna wahrscheinlich
Hatte das GM-Management zunächst RHJI bevorzugt, wird nun – auch wegen des harten politischen Drucks aus Deutschland – eine Entscheidung für Magna wahrscheinlicher. Bereits am Donnerstag hatte es in den USA ein erneutes Spitzentreffen von General Motors und Magna gegeben. Dabei wollten GM-Vorstandschef Fritz Henderson, Magna-Vizechef Siegfried Wolf und erstmals auch der Vorstandschef der russischen Sberbank, German Gref, offene Fragen klären. Die Sberbank ist Partner im Magna-Konsortium.


50’000 Mitarbeiter in Europa
Die Bundesregierung will den Kredit – ebenso wie den bereits ausgezahlte Kredit von 1,5 Milliarden Euro für Opel – zu gleichen Teilen auf Bund und Länder aufteilen. Diese Lösung, die langwierige Verhandlungen in Europa vermeide, wurde laut Bundesregierung GM angeboten. Erst später solle dann die Last der Staatskredite mit den anderen europäischen Opel-Ländern – darunter Grossbritannien, Spanien, Polen und Belgien – geteilt werden. Opel beschäftigt in Europa 50.000 Mitarbeiter, davon die Hälfte in Deutschland. Laut «Wirtschaftswoche» stösst das Vorpreschen der Bundesregierung in den anderen Hauptstädten auf heftigen Widerspruch. Der deutsche Alleingang verschlage einem die Sprache, zitiert das Blatt Regierungskreise der beteiligten Länder.


Thema Bürgschaft
Auch von den Bietern verlangen Bund und Länder mehr als bisher: Im Falle eines Einstiegs müsse der Käufer eine Eigenkapitalquote von zehn Prozent gemessen an den beantragten Bürgschaften bieten, verlautete am Vortag aus Verhandlungskreisen. Nach den vorliegenden unterschriftsreifen Angeboten erfüllen weder Magna noch RHJI diese Vorgabe, haben aber bereits Flexibilität in der Frage signalisiert.


Die GM-Manager bevorzugten bislang RHJI, weil der Investor eine enge Zusammenarbeit von Opel mit der Ex-Konzernmutter plant und ein späterer Verkauf an GM möglich wäre. Bund, Länder und die Opel- Belegschaft wünschen sich aber Magna als Opel-Käufer, weil der Autozulieferer weniger Stellen in Deutschland abbauen würde und ein industrielles Konzept für Opel hat. (awp/mc/pg/29)

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