Goldman Sachs beweist alte Stärke

Nach tagelangen massiven Kursverlusten stieg die Aktie am Montag vorbörslich um knapp 1 Prozent. Vor allem der Handel mit festverzinslichen Wertpapieren, Rohstoffen und Währungen florierte. Die Sparte steuerte mehr als die Hälfte zu den Gesamterträgen von 12,8 Milliarden Dollar bei. Auch das Aktiengeschäft und die Beteiligungen – Goldman Sachs ist unter anderem bei der chinesischen Bank ICBC engagiert – entwickelten sich prächtig. Bei der Beratung von Börsengängen sowie Fusionen und Übernahmen sieht sich Goldman Sachs als weltweit führend. Allerdings leidet dieser Zweig noch unter der Krise.


Betrugs-Klage überschattet
Die Zeichen für ein Anziehen der Wirtschaft nähmen zu, sagte Bankchef Lloyd Blankfein in New York. Mit Blick auf die Vorwürfe der US-Börsenaufsicht SEC dankte er Kunden und Aktionären für ihre Unterstützung sowie den Mitarbeitern für ihr Engagement. Goldman weist die Anschuldigungen vehement zurück und setzt sich mit aller Kraft dagegen zur Wehr.


Anleger getäuscht?
Die SEC wirft Goldman Sachs vor, Anleger mit einem Finanzprodukt getäuscht und um mehr als eine Milliarde Dollar gebracht zu haben. Zu den Opfern gehören demnach die deutsche Mittelstandsbank IKB sowie mittelbar die Royal Bank of Scotland (Royal Bank of Scotland (RBS) ) . Beide Institute mussten in der Finanzkrise von den Steuerzahlern gerettet werden. Sowohl Deutschland als auch Grossbritannien haben eigene Untersuchungen angekündigt.


Welle von Schadenersatzklagen befürchtet
Anleger befürchten eine Welle von Schadenersatzklagen. Seit Tagen belastet der Fall die gesamte Bankenwelt. Inzwischen mehren sich aber auch die Stimmen, die Goldman Sachs in Schutz nehmen. Selbst in der Börsenaufsicht SEC gibt es laut Medienberichten Zweifel, ob die Klage gegen Goldman Sachs Aussicht auf Erfolg hat. Das entscheidende Gremium hat demnach nur mit knapper Mehrheit von drei zu zwei für das harte Vorgehen gestimmt.


Zielscheibe für Kritik
Goldman Sachs hatte die Finanzkrise wesentlich besser überstanden als die meisten Konkurrenten. Die Bank hatte schon früh den Zusammenbruch des US-Häusermarkts kommen sehen und verdiente daran. Die Goldman-Banker gehören zu den absoluten Top-Verdienern an der Wall Street mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von zuletzt einer halben Million Dollar. Für Politiker entwickelte sich das Haus deshalb zur idealen Zielscheibe für die Kritik an der Masslosigkeit der Finanzwelt.


Während der Krise hatte nur noch die breiter aufgestellte JP Morgan der reinen Investmentbank Goldman Sachs das Wasser reichen können. Dagegen mussten etwa die Citigroup oder die Bank of America vom Staat gestützt werden. Mittlerweile schreiben aber auch diese Häuser wieder dicke Gewinne: Die Citigroup schaffte zu Jahresbeginn satte 4,4 Milliarden Dollar, JP Morgan 3,3 Milliarden Dollar und die Bank of America 2,8 Milliarden Dollar.



Auch britische Finanzaufsicht ermittelt
Gleichzeitig wurde bekannt, dass nach den US-Behörden nun auch die britische Finanzaufsicht FSA gegen Goldman Sachs ermittelt. Man werde eine «formale Ermittlung» in Gang setzen, teilte die FSA mit. Dabei wolle man eng mit der SEC zusammenarbeiten.


Premierminister Gordon Brown hatte eine solche Untersuchung gefordert und der Bank «moralischen Bankrott» vorgeworfen. Die US-Bank Goldman Sachs hat in Grossbritannien 5500 Mitarbeiter. Durch den mutmasslichen Betrug soll auch die teilverstaatlichte britische Bank Royal Bank of Scotland (Royal Bank of Scotland (RBS) ) Millionenverluste gemacht haben. (awp/mc/pg/17)

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