Krankenkassen Sanitas und KPT fusionieren

Rund 920’000 davon sind in der Grundversicherung. Damit rückt die SanitasKPT Versicherungen genannte neue Gruppe näher zu den Marktführern Helsana und CSS auf, wenn die Fusion Mitte 2012 über die Bühne ist.


«Frage der Grösse»
Die Markennamen Sanitas und KPT bleiben erhalten. Gemeinsam kommen die beiden Kassen gegenwärtig auf Prämieneinnahmen von 3,4 Mrd CHF. Mit kräftigeren Ellbogen will sich der neue Anbieter durch das Dickicht von Regulierungen kämpfen und der immer enger werdenden Preisspirale im Gesundheitswesen begegnen. «Es ist klar eine Frage der Grösse», sagte Sanitas-Verwaltungsratspräsident Jens Alder am Montag vor den Medien in Zürich. Die Grössenfrage werde zusehends zur Existenzfrage. Beim Einkauf von medizinischen Leistungen und in der Informatik führe Grösse zu mehr Marktmacht, sagte Alder.


Bitterli neuer Chef
Der ehemalige Swisscom-Chef Alder soll Vizepräsident des neuen Verwaltungsrats werden, während der bisherige KPT-Präsident Walter Bosch das Gremium führen soll. Der Firmensitz wird Zürich, während in Bern ein Schwerpunkt der Gruppe erhalten bleibt. Die operative Führung übernimmt der aktuelle Sanitas-Chef Otto Bitterli. Bitterli pries den Zusammenschluss als «Fusion zweier starker und gesunder» Unternehmen mit solider Kapitalsituation. Sanitas hat wegen der hohen Gesundheitskosten allerdings zwei Verlustjahre hinter sich, dafür schaffte es KPT 2009 wieder in die schwarzen Zahlen. Während Sanitas mit den grossen Schweizer Versicherungen ein weites Vertriebsnetz habe, sei die KPT vor allem im Online-Geschäft auf dem neuesten Stand, sagte Bitterli. Beide Partner hätten zudem einen hohen Anteil an lukrativen Zusatzversicherungen.


Kein Stellenabbau
Geld fliesst nicht: Die beiden Partner würden ihren Besitz zusammenlegen, gab KPT-Verwaltungsratspräsident Walter Bosch bekannt. An der neuen Holding übernehme die Sanitas-Trägerstiftung 55 Prozent, währen die der KPT zugrundeliegenden Genossenschaften 45 Prozent des Kapitals halten würden. Auch ein Stellenabbau sei nicht nötig, wurde beteuert: Gemeinsam haben beide Kassen gut 1200 Mitarbeiter und 5500 Vertriebspartner. Auch für die bestehenden Kunden soll sich so wenig wie möglich ändern. Die bestehenden Verträge mit den Kunden blieben unangetastet, die Ansprechstellen die gleichen. Bewilligen müssen den Zusammenschluss die Wettbewerbskommission Weko und die Finanzaufsichtsbehörde Finma.


Absage an Billigkassen
SanitasKPT will mittelfristig aber die Produktepalette ausbauen. Den Krankenkassenmanager schwebt eine Art dreistufiges Modell mit Basisangeboten, mittlerem Leistungspaket und Premium-Versorgung vor. Eine klare Absage erteile der künftige Unternehmenchef Bitterli den Billig-Angeboten. Alle Modelle müssten kostendeckend sein: «Billig geht nur mit Verzicht, das heisst, der Versicherte muss spüren, dass er mit der Billigkasse nicht alles bekommt», so Bitterli. Quersubventionen von Modell zu Modell seien keine Lösung. Prämienerhöhungen liessen sich aber kaum vermeiden, warnte KPT-Chef Christoph Bangerter. Die jüngste Prämienerhöhung reiche nicht aus, die steigenden Kosten zu decken, sagte der designierte Vize-Chef der neuen Krankenkasse.


Comparis erwartet tiefere Prämien
Die Fusion der Krankenversicherer Sanitas und KPT nützt nach Ansicht des Online-Vergleichsdienstes Comparis den Kunden. Die grössere Marktmacht des neuen Branchen-Schwergewichts könnte längerfristig zu niedrigeren Prämien führen. «Eine grosse Krankenkasse kann bei den Leistungserbringern bessere Tarife aushandeln als eine kleine», teilte Comparis-Experte Andreas Lüber in einer Mitteilung vom Montag mit. Dies könne die Kasse den Versicherten weitergeben.


Weitere Zusammenschlüsse
Für den Krankenkassenverband santésuisse zeigt der Zusammenschluss von Sanitas und KPT, dass der Wettbewerb unter den Krankenversicherern funktioniert. Mit seinem Kostenbewusstsein verlange der Kunde Strukturbereinigungen und entscheide welche Kassen überlebten. Santésuisse wünschte sich eine ähnliche Strukturbereinigung bei den Spitälern, Ärzten und Apotheken. Möglicherweise werde der Konzentrationsprozess bei den Kassen in den nächsten Jahren noch beschleunigt verlaufen, sagte santésuisse-Sprecher Felix Schneuwly auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Je mehr teure Technologien wie Managed Care, elektronische Patientendossiers etc. notwendig seien, um so wichtiger sei die Grösse der Kasse.  (awp/mc/ps/14) 

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