Lagebeurteilung SNB

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) stellt dem Finanzplatz ein gutes Zeugnis aus. Der Sektor sei in einer soliden Verfassung und auch auf grössere Störfälle gut vorbereitet, heisst es im neusten Bericht zur Finanzmarktstabilität. Darin verweist die SNB auf die Eigenmitteldecken der Banken, die dank der hohen Erträge gestärkt wurden. Damit könnten allfällige Schocks besser abgefedert werden. Gemäss SNB lag der Eigenmittelüberschuss Ende 2004 deutlich über dem historischen Durchschnitt. Eine wichtige Ausnahme stellen aber die Grossbanken dar, die ihre Eigenmittel trotz hoher Gewinne kaum aufstockten. Als mögliche Risiken für den Bankensektor erwähnt die SNB eine starke konjunkturelle Abschwächung. Dies könnte negative Auswirkungen auf die Qualität der Kreditportfolios und auf die Börsenkurse haben.


Niedrige Rückstellungen
Doch auch im Fall eines nachhaltigen Aufschwungs, verbunden mit einer deutlichen Erhöung des Zinsniveaus, könnte die Qualität der Kredite leiden, weil die verschuldeten Haushalte und Unternehmen durch die steigende Zinslast unerwartet stark belastet würden. Allerdings sei die Kreditvergabepolitik in den vergangenen Jahren relativ vorsichtig erfolgt, anerkennt die SNB. Das zeige sich in den niedrigen Rückstellungen. Die SNB ist denn auch überzeugt, dass der Bankensektor über genügend Eigenmittel verfügt, um eine deutliche Verschlechterung der Konjunktur und der Börse sowie einen erheblichen Anstieg der Zinssätze zu verkraften.


Prognose für BIP-Wachstum gesenkt
Die Schweizerische Nationalbank nimmt ihre Prognose für das BIP-Wachstum im laufenden Jahr auf 1,0% nach zuvor 1,5% (letzte Lagebeurteilung vom März) zurück. Die SNB erwartet aber nach wie vor, dass sich Konjunktur im Laufe diesen Jahres belebt und sich die wirtschaftliche Dynamik im zweiten Halbjahr verstärkt. Unter der Annahme eines Dreimonats-Libor von 0,75% rechnet die SNB ferner mit einer durchschnittlichen Jahresteuerung von 1,0% im laufenden Jahr. Für 2006 geht die SNB unter den gleichen Annahmen von einer Teuerung von 0,5 (1,0)% aus und für 2007 von 1,4 (2,1)%. Im Vergleich mit der letzten Lagebeurteilung seien also die mittelfristigen Inflationsaussichten günstiger geworden. Wenn sich die Wirtschaftssaussichten verbessern, ist eine Korrektur des seit langem expansiven geldpolitischen Kurses notwendig, schreibt die SNB weiter. Die SNB werde auf eine rasche Aufwertung des Schweizer Frankens angemessen reagieren, heisst es weiter.


Banken steigern Gewinne
Die Schweizer Banken verbuchten im vergangenen Jahr Gewinne von insgesamt 15,6 Mrd CHF. Das ist ein Plus von 21,2% gegenüber 2003. Von den 338 von der SNB erfassten Banken wiesen 316 einen Gewinn und 22 einen Verlust aus. Die Jahresverluste stiegen um 7,5 Prozent auf 116,4 Mio CHF. Das kräftige Gewinnwachstum erklärt sich laut SNB in erster Linie durch den deutlichen Rückgang der Wertberichtigungen und Abschreibungen. Diese nahmen bei fast allen Bankengruppen ab, insbesondere bei den Grossbanken. Im Gegensatz zum Vorjahr stiegen aber auch die Gewinne aus dem operativen Geschäft. Die Bruttogewinne nahmen um 8% auf insgesamt 23,1 Mrd CHF zu. Das ist vor allem dem Erfolg aus dem Kommissionsgeschäft zu verdanken, der bei fast allen Bankengruppen deutlich stieg (+9,9%). (awp/mc/as)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert