LLB: Erpressungen gehen trotz Verurteilung eines Ex-Mitarbeiters weiter

Zu angeblichen Schweigegeld-Zahlungen will sich die Bank nicht äussern. Angaben des deutschen Nachrichtenmagazins «Der Spiegel», wonach die LLB ratenweise neun Millionen Euro Schweigegeld bezahlt haben soll, wurden bei der LLB in Vaduz nicht bestätigt. Weil es sich um ein laufendes Verfahren handle, würden dazu keine Angaben gemacht, sagte Sprecher Cyrill Sele am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA.


Täter in Haft
Die älteste der drei grossen Liechtensteiner Banken mit gut 60 Mrd CHF Kundenvermögen ging am Montag mit Informationen an die Öffentlichkeit. Die Bank wurde ab 2003 von einem ehemaligen Mitarbeiter, der Unterlagen deutscher Kunden gestohlen hatte, unter Druck gesetzt. Der Mann drohte mit der Weitergabe von Daten an die Steuerbehörden und verlangte 18 Mio CHF. Der Täter wurde nach einer Strafanzeige der LLB verhaftet und sitzt im Strafvollzug. Wegen Unterschlagung von 270’000 CHF und versuchter Erpressung war er vom Liechtensteiner Kriminalgericht im April 2004 viereinhalb Jahre ins Gefängnis geschickt worden.


Erpressung aus dem Knast
Aus einer Haftanstalt in Österreich erpresste der frühere Vermögensverwalter die LLB jedoch weiter. Ende 2006 verteilte das Liechtensteiner Landgericht den heute rund 60 Jahre alten Banker zu sechs Jahren Gefängnis. Das Gericht hatte damals auf Antrag der Bank unter Ausschluss der Öffentlichkeit getagt. Fortgesetzt wurde die Erpressung von der Komplizenschaft des Verurteilten, wie die LLB schreibt. Nach der Festnahme im September 2007 sitzt laut der Landesbank eine Person in Deutschland in Untersuchungshaft. Der 48-Jährige ist in Rostock inhaftiert.


Weitere Festnahmen
Offensichtlich ist die Jusitz weiter intensiv mit der Erpressungsfall beschädigt. Der Rostocker Oberstaatsanwalt Peter Lückemann sagte am Montag gegenüber «Radio Liechtenstein», am Wochenende seien drei Deutsche verhaftet worden. Die Festgenommenen werden verdächtigt, Komplizen des inhaftierten mutmasslichen Erpressers zu sein. Auf die Frage, ob die LLB tatsächlich neun Millionen Euro Schweigegeld bezahlt habe, sagte der Oberstaatsanwalt, es gebe solche Hinweise. Sie seien Gegenstand von Ermittlungen.


Kunden sollen geschützt werden
Die entwendeten Unterlagen, mit denen die Bank unter Druck gesetzt wurde, betreffen gemäss Angaben der LLB «einen kleinen Teil der deutschen Bankkunden mit Namenkonten». Die betroffenen Kunden seien der Bank bekannt und würden «im Bedarfsfall persönlich informiert». Die LLB will ihre Kunden «in Zusammenarbeit mit den Behörden» schützen, wie das Geldinstitut weiter mitteilte.


Börse bleibt gelassen
An der Börse wurden die Informationen über die Erpressungen mit einer gewissen Gelassenheit zur Kenntnis genommen. Am Nachmittag notierte die Aktie in Zürich 2,3% fester. Ein wirtschaftlicher Schaden für die Bank wird offenbar nicht erwartet. Analysten wiesen darauf hin, dass in Deutschland bereits 2003 über die Erpressung berichtet wurde. Bankkunden hätten darauf nicht mit dem Abzug von Geldern reagiert. Marktbeobachter rechnen auch diesmal nicht mit einem solchen Effekt, jedenfalls langfristig nicht. (awp/mc/ps)

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