Lukas Winkler, CEO Inficon

von Christa Spoerle


Herr Winkler, Sie konnten nach einem positiven dritten für das vierte Quartal über den Erwartungen liegende Ergebnisse ankündigen, ist für Sie die Krise schon ausgestanden, die Erholung bereits nachhaltig?

Unsere Beurteilung der Märkte, in welchen wir aktiv sind, ergibt ein positives Bild, was die Erholung angeht, aber die Nachhaltigkeit ist noch nicht garantiert. Es gibt noch zu viele kritische Elemente um von einer gesunden Erholung zu sprechen.


Welche Bereiche schnuppern bereits Morgenluft und welche zeigen sich noch gedrückt?

Die Nachfrage nach unseren Produkten ist in allen Märkten gestiegen. Insbesondere im Bereich Halbleiterindustrie sind wir aber überrascht worden durch eine rasant gestiegene Nachfrage gegen Ende 2009.


Wie sieht dies nach Regionen aus?

In Asien war der Umsatzeinbruch Anfangs 2009 am dramatischsten. Umgekehrt war nun aber in dieser Region die Erholung am stärksten und der Trend hält nach wie vor an. In den USA, getrieben durch einige Regierungsaufträge, war für uns die Krise am wenigsten spürbar.


Im ersten Halbjahr 2009 sprachen Sie von einer deutlichen Verringerung des Umsatzanteils der  Halbleiter- und Vakuumbeschichtungsmarkt, dürfte sich das im laufenden Jahr wieder verschieben oder zeichnen sich grundsätzliche Veränderungen in ihrer Umsatzstruktur ab?

Betrachtet man einen längeren Zeitraum, dann hat sich der Umsatzmix nicht erheblich verändert, obwohl die Zyklizität unserer Zielmärkte natürlich immer kurzfristige Verwerfungen zeigen. Längerfristig dürfte der Anteil im Bereich ` Notfallhilfe und Sicherheit ` steigen. Gezielte Akquisitionen wie die Ende Januar bekannt gegebene Übernahme der Micro-GC Aktivitäten von Agilent unterstützen diese Entwicklung.


«Die Nachfrage nach unseren Produkten ist in allen Märkten gestiegen.»


Der Bereich Notfallhilfe und Sicherheit hängt stark von Grossaufträgen ab, wie entwickelt sich die Lage dort?

Die gerade erwähnte Akquisition wird dazu beitragen, dass unsere Abhängigkeit von Grossaufträgen abnimmt, aber Investitionsprogramme, welche sicherheitspolitisch motiviert sind, werden nach wie vor grosse Umsatzschwankungen verursachen.


Wann rechnen Sie mit einem substantiellen Beitrag des Bereichs Solarenergie?

Für INFICON wird der Bereich Solarenergie nie eine sehr grosse Rolle spielen Unsere Technologie wird aber zum Glück sowohl bei den Dünnschicht, wie auch, im kleineren Ausmass, beim den auf Silizium-Scheiben basierenden Solarpanels, eingesetzt.


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Wird die Kälte- und Klimatechnik wieder zu einem Wachstumsmarkt und wann?

Die Tatsache, dass noch nicht in allen Haushaltungen weltweit ein Kühlschrank steht und der Trend zu umweltfreundlichen, energiesparenden Geräten, verdeutlicht, dass dieser Markt nachhaltig ein solides Wachstum haben wird. Die Hersteller produzieren vermehrt in den Verbraucherländern in Asien und dort hat die Erholung schon seit dem 4. Quartal 2009 begonnen.


Sie haben ihre Kostenbasis deutlich gesenkt. Konnten Sie denn das Ziel den Break-Even-Punkt um 15% bis 20% zu senken, verwirklichen?

Für das Jahr 2009 haben wir eine 15% Senkung des Break-Even-Punktes erreicht. Unser flexibles Entlöhnungssystem, mit einer nicht unwesentlichen Erfolgsbeteilungskomponente, hat geholfen, neben den Spar- und Personalabbaumassnahmen, dieses Ziel zu erreichen. Die dadurch erreichten Einsparungen sind nicht permanent, da wir in besseren Zeiten unsere Mitarbeiter wieder am Erfolg beteiligen werden.


Musste da nicht die Entwicklung neuer Anwendungsbereiche kürzer treten?

Nein, wir investieren nach wie vor gegen 10% vom Umsatz in Forschung und Entwicklung. Die Prioritäten sind aber teilweise angepasst worden.


«Die Suche nach geeigneten Akquisitionen, welche unsere Kernbereiche stärken und uns neue Anwendungsmöglichkeiten eröffnen geht weiter.»


Sie haben gerade einen Kaufvertrag für das Gas-Chromatographie-Geschäft der Agilent Technologies unterzeichnet, welche Bedeutung und Grössenordnung hat diese Akquisition für Inficon?

Sie wird den Bereich ` Notfallhilfe und Sicherheit ` stärken und unsere Abhängigkeit von Regierungsaufträgen reduzieren. Diese, für uns neue Technologie, wird es uns erlauben, mit integrierten zusätzlichen Produkten neue Anwendungen zu erschliessen und die bestehenden Markpositionen zu verstärken.
 
Sie haben ja bereits angekündigt, dass die gute finanzielle Basis es Ihnen erlauben würde, nach strategischen Akquisitionen Ausschau zu halten, ist das bereits die Antwort oder suchen Sie noch weiter?

Die Suche nach geeigneten Akquisitionen, welche unsere Kernbereiche stärken und uns neue Anwendungsmöglichkeiten eröffnen geht weiter. Die gerade angekündigte Investition ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir Schritt für Schritt auch mit Akquisitionen profitable wachsen.


Herr Winkler, wie sieht ihr Lieblingsszenario für 2010 aus?

Ein nachhaltiges, gleichmässiges Erholen der Weltwirtschaft ohne politische Unruhen oder Naturkatastrophen. Gleichzeitig wäre ein stärkerer US-Dollar und eine schwächere Schweizerfranken Währung für INFICON von Vorteil.&


Herr Winkler, herzlichen Dank für das Interview.





Zur Person: 
Lukas Winkler, Jahrgang 1962, ist Dipl. Ing. ETH und hat an der Syracuse University  ein Executiv MBA Programm abgeschlossen. Seit 1996 ist er bei Inficon beschäftigt, seit 2004 als CEO. Zuvor war er als Manager Logistics und Production bei der Balzers AG, SAP Project Manager bei Rieter und zuvor als Engineer General Motors Europe AG, Schweiz, beschäftigt. Lukas Winkler ist verheiratet und Vater von vier Kindern.


Zum Unternehmen:
Inficon Holding AG ist ein an der SIX  und Nasdaq& kotiertes Unternehmen, das in der Entwicklung, der Herstellung und der Lieferung von Instrumenten, Sensortechnologie und Prozesskontrollsoftware für die Halbleiter- und Vakuumbeschichtungsindustrie tätig ist. Inficon liefert ferner auch Instrumente zur Gas-Lecksuche in der Kälte-/Klimatechnik, der Automobilindustrie und zur Analyse und Identifikation von giftigen Chemikalien.Die Unternehmensgruppe hat ihren Sitz in Bad Ragaz (Schweiz) und verfügt über Produktionsgesellschaften in Köln-Bayenthal (DE), Balzers (FL) und East Syracuse, (USA). Das Unternehmen erzielte 2008 mit 876 Personen einen Umsatz von 256,5 Mio USD.

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