Markenproduzenten wollen nicht schuld sein an Hochpreisinsel

Um gegen das Preistreiber-Image anzutreten, lud der 1929 gegründete Verband am Donnerstag zu seiner ersten Medienkonferenz überhaupt: Die Markenproduzenten verdienten keineswegs auf dem Buckel hochgehaltener Preise in der Schweiz ihr Geld, sagte Promarca-Präsident Alexander Jost laut Redetext vor den Medien in Zürich.

Gewinne nicht über dem Durchschnitt
Im Gegenteil seien die Margen und Gewinne vieler Unternehmen in der Schweiz nicht über dem Durchschnitt vergleichbarer EU-Länder. Kaufkraftbereinigt seien die Preise kaum höher und 50% der Preisunterschiede seien staatlich administriert, dies zeige eine Studie des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO).

Höhere Werbekosten, spezifische Regelungen
Jost erwähnte spezifische Schweizer Umwelt- und Gesundheitsschutzregeln wie Phosphatverbote, von der EU abweichende Bestimmungen über Zusatzstoffe und Höchstwerte sowie Deklartationsvorschriften. Höhere Gestehungskosten verursachten zudem die deutlich höheren Werbekosten und die nötigen spezifischen Produktverpackungen mit mindestens zweisprachiger Beschriftung extra für die Schweiz. Hinzu kommen teure Mieten und Werbekosten. «Die höheren Löhne in der Schweiz fallen dagegen eher marginal ins Gewicht», sagte Jost.

Nur bedingt hinter «Cassis-de-Dijon»-Prinzip
Der ehemalige Generaldirektor von Nestlé Schweiz stellte sich aber nur mit Bedingungen hinter die von Volkswirtschaftsministerin Doris Leuthard geplante Übernahme des «Cassis-de-Dijon»-Prinzips der EU. Danach wäre auch in der Schweiz zugelassen, was zwischen den EU-Ländern frei zirkuliert. Promarca forderte gleich lange Spiesse: Solange auf den Schweizer Ausnahmen für Sicherheit, Gesundheit und Ökologie beharrt werde, würden weder die Preise sinken noch die Hersteller in der Schweiz mit ihren ausländischen Konkurrenten Schritt halten können.

Billig um jeden Preis könnte teuer werden
Billig um jeden Preis könne für eine Gesellschaft sehr teuer werden. Alle Lebenmittelskandale der letzten zehn Jahre wie BSE, Dioxin im Schweinefleisch oder Gammelfleisch in Deutschland seien letztlich auf den Preisdruck auf die Produzenten zurückzuführen. Es sei auch eine Tatsache, dass in der Wertschöpfungskette vom Roh- zum Endprodukt auf dem Regal der Handel für den höchsten Teil verantwortlich sei.

Grössere Konkurrenz im Detailhandel
Im Detailhandel herrsche in praktisch allen Ländern Europas ein viel grössere Konkurrenz. Die Wettbewerbskommission müsste im Interesse der Konsumenten für den Erhalt eines fairen Wettbewerbs durch entsprechende Vertriebskanäle sorgen, spielte der Promarca- Präsident auf den anstehenden Entscheid der Weko zur Übernahme von Denner durch Migros an. (awp/mc/ar)

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