Nationalbank droht mit Verschärfung der Geldpolitik

Die teuren Lebensmittel und die hohen Erdölpreise seien gleichbedeutend mit einem realen Einkommensverlust für die Schweiz. «Irgendjemand muss diese Schmälerung des Einkommens tragen», sagte SNB-Direktionsmitglied Thomas Jordan im Interview mit der «NZZ am Sonntag». Ein Teil gehe zu Lasten der Margen der Produzenten und ein Teil zu Lasten der Reallöhne. Würde man versuchen, diesen Reallohnverlust mit nominellen Lohnsteigerungen zu kompensieren, würde man die Nachfrage zusätzlich ankurbeln. Die Preise würden noch weiter steigen.


Rückläufige Inflationsraten erwartet
«Wenn Arbeitnehmer und Arbeitgeber diese Gefahr im Herbst in den Lohnverhandlungen zu wenig berücksichtigen, muss die Nationalbank mit einer restriktiven Geldpolitik die Lohn-Preis-Spirale brechen», sagte Jordan weiter. Höhere Zinsen wären demnach möglich. Dies sei aber «weder im Interesse der Gewerkschaften noch der Schweizer Volkswirtschaft». Momentan gehe die SNB davon aus, dass die Inflation zurückgehe, ohne dass sie ihre Geldpolitik ändern müsse, so Jordan.


Gewerkschaften erbost
Für die Schweizer Gewerkschaften stellt die Ankündigung der Nationalbank eine «nicht tolerierbare Einmischung in die Lohnverhandlungen» dar. Diese Verhandlungen seien in der Schweiz eine Sache der Sozialpartner. Die Behörden hätten sich hier nicht einzumischen, heisst es in einer Mitteilung. Wenn sich die Behörden aber Sorgen um die Teuerung in der Schweiz machten, müssten sie die Arbeitgeber in die Pflicht nehmen. Denn diese machen die Preise, nicht die Arbeitnehmenden. Die Arbeitgeber hätten in den letzten Jahren den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ihren Anteil am Aufschwung vorenthalten. Für die Schweizer Gewerkschaften ist der Teuerungsausgleich nicht verhandelbar. Die höheren Lebenshaltungskosten müssten durch Lohnerhöhungen ausgeglichen werden, fordern sie. (awp/mc/ps/04)

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