Ökonomen haben SNB-Schritt erwartet und rechnen mit weiteren Zinserhöhungen

Dementsprechend haben auch die Finanzmärkte nur sehr moderat reagiert. Grosse Übereinstimmung herrscht auch in Bezug auf die Einschätzung der weiteren Zinspolitik der SNB: Es werden mehr Schritte in den nächsten Monaten folgen, so der Tenor.


Ürsprünglich von 25 Basispunkten ausgegangen
Alle von AWP befragten Ökonomen sind im Vorfeld der heutigen Zinsentscheidung von einem Zinsschritt um 25 Basispunkte ausgegangen. Sie haben auch mit der von der SNB heute kommunizierten Erhöhung der Inflations- und BIP-Prognosen für das laufende bzw. die kommenden Jahr mehr oder weniger so gerechnet, wobei der eine oder andere Experte etwas höhere Inflationsprognosen der SNB erwartet hätte.


Ton für weitere Zinserhöhungen etwas verschärft
Die begleitenden Kommentare der SNB zum heutigen Zinsschritt werden mehrheitlich dahin gehend interpretiert, dass die SNB den Ton für weitere Zinserhöhungen etwas verschärft hat. Insgesamt seien die Kommentare ‹hawkish›, schreibt etwa Fabian Heller von Credit Suisse Global Economics and Forex Research; dies gelte besonders, weil die SNB weitere Zinsschritte im Falle von weiterer Frankenschwäche bzw. unverändert starker Konjunktur in Aussicht gestellt habe. Genau gleich sieht dies Alessandro Bee von der Bank Sarasin. Etwas zurückhaltender ist einzig der UBS-Ökonom Reto Huenerwadel, der von einem insgesamt ‹mehr oder weniger moderaten› Statement spricht.


Leitzins noch dieses Jahr an die 3%-Marke heranführen
Insgesamt ist aber für alle Ökonomen klar, dass die SNB heute das Terrain für die in den nächsten Quartalen folgenden Zinsschritte weiter geebnet hat. Die Aussagen der SNB bestätigten seine Einschätzung, dass die SNB den Leitzins noch dieses Jahr an die 3%-Marke heranführen werde, schreibt etwa Wilfried Stoeckl von der Raiffeisen Zentralbank (RZB) in einem Kommentar. Er rechnet dementsprechend damit, dass die SNB anlässlich der nächsten geldpolitischen Lagebeurteilungen vom September und Dezember weitere Zinsanhebungen zu je 25 Basispunkten ankündigen werde. Ebenfalls noch zwei weitere Schritte um 25 Basispunkte erwarten Marmet von der ZKB und Bee von Sarasin. Etwas zurückhaltender ist die Formulierung von CS-Mann Heller: Er erwartet einen weiteren Zinsschritt im September und sieht ‹ein gewisses Risiko› für weitere Erhöhungen.


2008 wird das Bild erwartungsgemäss etwas diffuser
Für 2008 wird das Bild erwartungsgemäss etwas diffuser, wenn auch in der Tendenz weitere Zinsschritte erwartet werden. Bee rechnet – zumindest wenn der sich jetzt ankündigende Aufschwung in den USA Tatsache werden sollte – mit zwei weiteren Erhöhungen im März und Juni 2008. Marmet etwa geht zwar für die erste Jahreshälfte 2008 von einer Zinspause aus, räumt aber ein, dass in der zweiten Jahreshälfte 2008 die Wahrscheinlichkeit für weitere Zinserhöhungen grösser sei als für eine Senkung. Der RZB-Mann Stoeckl meint, weitere Zinsanhebungen 2008 seien absehbar, wenn der Konjunkturausblick optimistisch bleibe und der Franken sich gegenüber dem Euro nicht erhole. (awp/mc/gh)

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