Philippe Frutiger, Hotel Lenkerhof Lenk: «Break even erreicht, 20% Wachstum möglich»
Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Frutiger, Sie kamen aus dem sonnigen und teilweise mondänen Süden (Giardino, Ascona) in die Abgeschiedenheit des Simmentals. Fühlen Sie nicht abgeschnitten vom Leben?
Philippe Frutiger: Ich befinde mich mitten im Leben! Ich habe Gäste die kommen aus halb Europa und USA zu uns, ich habe Mitarbeiter aus 11 Nationen. Der Lenkerhof ist eine Mikro Welt, da fühle ich mich alles andere als abgeschnitten. Ich muss jedoch zugeben, dass wir mit der Familie doch oft Ausflüge an den Genfer- und Thunersee unternehmen.
Herr Opprecht hat sich mit seinen Investitionen in der Grössenordnung von 30 Millionen Franken einen Jugendtraum erfüllt. Was sind seine Erwartungen bezüglich dem ROI (Return on Investment) des Lenkerhofes?
Herr Opprecht ist kein Mäzen, er ist jedoch sehr realistisch wenn es um die Verzinsung des Eigenkapitals geht. Mit einem Investitionsvolumen von 35 Mio . inklusiv dem Kauf der Liegenschaft mit 82 Zimmern lässt sich aber ein
bescheidener Zins finanzieren.
Der Start mit dem Lenkerhof ist Ihnen fulminant geglückt, es hagelte Aufmerksamkeit, tolle Ratings und Preise (zum Beispiel den Gala Spa Award 2004 als bestes Spa Hotel Resort Europas). Womit wollen Sie als nächstes überraschen?
Für tolle Preise und gute Ratings wird man auserkoren. Wer weiss, wer uns sonst noch auszeichnen möchte. Viel wichtiger als Ratings und Auszeichnungen sind mir aber viele zufriedene Gäste.
Die Abgeschiedenheit der Bergwelt ist nicht jedermanns Sache. Wie sieht der typische Gast im Lenkerhof aus, woher kommt er und was sucht er im Lenkerhof?
Der typische Gast im Lenkerhof ist jung, erfolgreich, intellektuell und urban. Er sucht das Echte, das Aussergewöhnliche und Ursprüngliche und will sich klar vom Schikimiki abgrenzen.
Sie verbringen die meiste Zeit des Jahres im Lenkerhof. Wo suchen und finden Sie Erholung, wenn Sie Ferien machen?
Im wunderschönen Mas de la Fougue in der Camargue, welches mit seinen nur 20 Zimmer viele architektonische Ähnlichkeiten mit dem Lenkerhof hat und interessanterweise auch ähnliche Gäste.
Sie sind einer der jüngsten 5-Sterne Hoteldirektoren, ihr gesamtes Team ist sehr jung. Was machen Sie besser als die gesetzteren Herren Ihrer Gilde?
Ich glaube nicht, dass ich wirklich etwas besser mache, ich mache halt Einiges anders. Aber jeder hat seinen Stil und seine Überzeugung und sollte unbedingt danach handeln. Die älteren Herren der Branche haben viel erarbeitet und geprägt in der Schweizer Hotellerie, ich hingegen könnte
auch nur eine Eintagsfliege sein. Ich weiss nicht ob ich lange erfolgreich bin…
Ich versuche immer, echt zu sein und spiele keine Rolle, ich versuche nicht, krampfhaft etwas darzustellen was ich nicht bin. Durch meinen ersten Berufsweg als Koch kenne ich auch die Probleme und das Leben aus Sicht der Mitarbeiter. Dadurch bin ich in der Lage, Rahmenbedingungen zu schaffen, in welchen arbeiten Spass macht und das ist etwas vom Wichtigsten.
Mit der Leitung eines der führenden Häuser in der Schweiz haben Sie in jungen Jahren schon sehr viel erreicht. Welche Träume haben Sie noch, die Sie sich erfüllen möchten?
Ich habe noch sehr viele Träume, welche ich realisieren möchte, lassen Sie sich überraschen…
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Häuser abseits der grossen Besucherströme kämpfen oft mit genügender Auslastung. Ab welcher Belegung erreichen Sie die Gewinnzone und wo stehen Sie hier zurzeit?
Ab einer Belegung von 45% sind wir am Break Even Point, diesen haben wir im letzten Geschäftsjahr übertroffen. Das neue Geschäftsjahr hat soeben angefangen und ich hoffe, dass wir mit einer Steigerung von 20% im nächsten April abschliessen können. Es sieht gut aus.
Die Diskussion um die Bundesbeiträge für Schweiz Tourismus haben hohe Wellen geworfen. Wie wichtig sind die Beiträge für Ihre tägliche Arbeit und wie beurteilen Sie die Resultate von Schweiz Tourismus?
Vielen Parlamentarier ist die Bedeutung des Tourismus zuwenig bekannt. Gerade in den so genannten Randgebieten bietet der Tourismus meist oft die einzige Lebensgrundlage. Ginge diese durch fahrlässige Sparmassnahmen seitens des Bundes verloren, würden sich die Bergkantone noch mehr entvölkern. Auch für die Landwirtschaft in diesen Gebieten ist der Tourismus die einzige Überlebenschance.
Auch dürfen wir nicht vergessen, dass gerade die
Schweiz, welche als Bankenland und Sitz vieler internationaler Gesellschaften von einem funktionierenden Tourismus abhängig ist. Vielen Wirtschaftsgrössen
und Politikern ist zuwenig bekannt, dass eine positive Darstellung der Schweiz im Ausland für sie von grösstem Nutzen sein kann.
Übrigens macht Jürg Schmid, CEO von Schweiz Tourismus, seine Arbeit hervorragend!
Sie haben zwei Wünsche frei. Wie sehen diese aus?
Die Gesundheit meiner Familie und mit Freude jeden Morgen aus dem Bett steigen.
Der Gesprächspartner
Geboren 16. Januar 1969
Schul- und Weiterbildung:
1976-1984 Rudolf Steiner Schule Ittigen
1984-1985 Alpines Institut Lenk
1985-1986 École de Commerce Neuchâtel
1993-1996 Hotelfachschule HGF in Thun
2000-2001 Unternehmerseminar SHV/VDH
Berufliche Stationen:
1986-1989 Kochlehre im Grand Hotel Victoria Jungfrau Interlaken
1989-1993 Verschiedene Stellen als Koch im In- und Ausland
1994 Service Praktikum Albergo Giardino Ascona
1995 Rezeptions Praktikum Solbad Hotel Beatus Merligen
1996-1997 Assistent F&B Manager Albergo Giardino Ascona
1998-2000 F&B Manager Albergo Giardino Ascona
2000-2001 Vize Direktor Albergo Giardino Ascona
2002 Direktor Lenkerhof alpine resort