Publigroupe in der schwersten Krise seit 50 Jahren

Der Verlust wäre gar um 4,1 Mio CHF höher ausgefallen, hätten nicht positive Einmaleffekte die Rechnung entsprechend beeinflusst, wie die Publigroupe am Montag mitteilte. Dies war bereits im Vergleichssemester des Vorjahres der Fall gewesen. Der EBIT von 61,9 Mio CHF wurde damals durch einen Immobilienverkauf mit 42,5 Mio CHF begünstigt. Unter dem Strich hatte der Reingewinn im Vorjahr bei 43,9 Mio CHF gelegen.


Sorgenkind Printwerbung
Deutlich rückläufig entwickelte sich im ersten Semester 2009 der Umsatz. Er sank um 28% auf 798,4 Mio CHF. Hauptgrund für den Umsatzrückgang ist das Werbegeschäft in den Printmedien. Das Segment «Media Sales» brach um 28,8% auf noch 658,3 Mio CHF ein. Unter dem Strich betrug hier der Betriebsverlust 15,6 Mio CHF (Vorjahr: +1,8 Mio CHF). Zwei Drittel der Einbussen bei «Media Sales» führt Publigroupe auf den Konjunktureinbruch zurück. Ein Drittel sei den strukturellen Veränderungen im Medien- und Werbemarkt zuzuschreiben, die durch die Rezession noch beschleunigt würden, hiess es.


«Weg vom Print hin zu den elektronischen Medien»
Letztere lassen sich mit dem Satz «Weg vom Print hin zu den elektronischen Medien, insbesondere zum Internet» beschreiben. Zwar haben sich die Werbeeinnahmen auch in diesen Segmenten rückläufig entwickelt, indes aber weit weniger stark als im Print. Die Umsätze mit Fernsehwerbung sanken um 4%, die mit Display-Internetwerbung um 8%.


Fortgesetzter Sparkurs
Die Probleme im Print will die Publigroupe mit fortgesetzten Sparmassnahmen und einem neuen Geschäftsmodell in den Griff kriegen. Nachdem im Jahr 2008 der Aufwand gegenüber 2007 bereits um 22 Mio CHF gedrückt wurde, betrugen die Einsparungen im ersten Semester 2009 nochmals 23 Mio CHF. Das neue Geschäftsmodell will Publigroupe Ende Jahr einführen. Dabei geht es darum, von den Kunden nicht mehr ausschliesslich nach Umsatz bezahlt zu werden. Je nach Dienstleistung sollen auch leistungs- oder transaktionsbasierte Tarife erhoben werden.


Regiekunden Edipresse und AZ Medien verloren
Die Publigroupe, die in den letzten Monaten die Regiekunden Edipresse und AZ Medien verlor, rechnet im laufenden Jahr nicht damit, dass sich die Konjunktur erholt. Die Aussichten der Werbemärkte blieben ungünstig, die aktuellen Trends unverändert, hiess es. Mit Ausnahme der einmaligen Sondereffekte werde das zweite Halbjahr gleich wie das erste erwartet. Publigroupe will deshalb die Sparanstrengungen weiterführen. Im Gesamtjahr 2009 sollen mehr als 40 Mio CHF gespart werden. Mit Blick auf 2010 geht CEO Hans-Peter Rohner davon aus, dass ein erneuter Kosteneinspareffort mindestens in der gleichen Höhe von 40 Mio notwendig sein werde. Verschiedene Massnahmen dazu seien bereits beschlossen.


Rückkehr zu schwarzen Zahlen 2010?
Bei den Segmenten «Search&Find» und «Digital&Marketing Services» sei der Rückgang nur durch die Konjunktur bedingt. Dank soliden Geschäftsmodellen sei die Gruppe hier gut aufgestellt, um vom Wachstum der Online-Dienstleistungen zu profitieren. Insgesamt sei auch im Gesamtjahr 2009 auf Gruppenebene mit einem Verlust zu rechnen. Für das nächste Jahr erwartet CFO Andreas Schmidt dann im Gesamtkonzern die Rückkehr in die schwarze Zahlen, wie er anlässlich des Conference Calls zum Halbjahresergebnis erklärte. Der umsatzstärkste Bereich Media Sales dürfte allerdings auch im nächsten Jahr auf Stufe EBIT noch im roten Bereich abschliessen. Hier erwartet der Finanzchef erst ab 2011 wieder Gewinn.


Aktie verliert zwei Prozent
An der Börse wurden die Zahlen negativ bewertet. Sie lagen beim Umsatz unter und bei der Rentabilität über den durchschnittlichen Analystenerwartungen. Bei tiefem Handelsvolumen und einem insgesamt positiven Gesamtmarkt notierten die Titel um 12.25 Uhr 2% tiefer auf 98 CHF. (awp/mc/ps/09)

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