Rätselraten um geplante VIP-Hochhäuser erhitzt die Gemüter

Die Immobilienprojekte, die den drei Sport-Legenden gewidmet sind, wurden am 25. Februar 2008 von der Dubai-Niederlassung des deutschen Fondsanbieters Alternative Capital Invest  (ACI) lanciert. Gründer und Chef der GmbH-Muttergesellschaft ACI im deutschen Gütersloh ist Uwe Lohman. Dessen Sohn Robin Lohmann, Mitte 30, führt die Geschäfte am Persischen Golf. Das Wirtschaftsmagazin Arabian Business aus Dubai wählte Lohmann junior im Juli 2008 in seine Liste der «100 wichtigsten Manager auf der Arabischen Halbinsel».


Anleger aus der Schweiz ebenfalls betroffen?
Spekulationen über eine mutmassliche Projektpleite trat das in Gütersloh erscheinende Westfalenblatt vor einem Monat los. Das Blatt spricht von 100 Millionen Euro Anlagekapital, das 8,000 private Investoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in die Immobilienfonds eingezahlt haben sollen. Das Wochenmagazin Euro am Sonntag aus München berichtet sogar von 300 Millionen Euro, die «verschwunden» seien. Unterdessen beschäftigen sich laut Westfalenblatt diverse Advokaturen in Deutschland mit dem Fall, der inzwischen auch im Blätterwald der Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) hohe Wellen schlägt.

 

Die deutsche Website der ACI tritt den Berichten entschieden entgegen, schreibt gar von einer «Rufmordkampagne». Die Bauarbeiten an der Business Bay in Dubai verliefen planmässig, heisst es dort. Zwar räumt ACI Verzögerungen bei den Fonds-Ausschüttungen ein. Diese beruhten aber aufgrund der Kreditklemme bei den Banken infolge der Finanzkrise. Von eben einer solchen Kreditklemme sei auch ein ACI-Grossinvestor betroffen. Dies klingt insofern plausibel, als dass die meisten Banken am Golf tatsächlich seit Oktober 2008 nur gegen rekordhohe 50 Prozent Anzahlung Immobilienfinanzierungen leisten. Vor der Lehman-Pleite am 15. September 2008 waren 20 Prozent üblich.


VIP-Türme kurz vor Beginn der Finanzkrise lanciert
Euro am Sonntag berichtet in seiner aktuellen Ausgabe vom 1. Juli 2009, Lohmann sei für einen Tag in Dubai verhaftet worden und habe seinen Reisepass abgeben müssen. Weil in Dubai in eine neue Form der «Nulltoleranz» bei mutmasslichen Rechtsverstössen gilt, die schon Anfang 2008 und damit vor Beginn der Finanzkrise Einzug hielt, reagieren Polizei und Behörden tatsächlich selbst bei Verdachtsfällen viel rigoroser als noch vor ein paar Jahren. Für Immobilienstreitfälle wurde Anfang 2009 in Dubai sogar ein eigener Gerichtshof geschaffen.


Insider monierten gleich zum Projektstart den vermeintlich hohen Werbeaufwand für die VIP-Türme. So platzierte ACI das ganze letzte Jahr über grossflächige Werbetafeln an den Logenplätzen von Dubai. Insbesondere an der Hauptverkehrsader Sheikh Zayed Road und vor dem Siebensternehotel Burj Al Arab konnte kein Autofahrer das in schwarzweiss aufgenommene Konterfei des Wahl-Schweizers Boris Becker als Reklame für den BB Business Tower übersehen. Diese Massnahmen schlugen ohne Zweifel mit umgerechnet mehreren Millionen Franken zu Buche. An erster Stelle standen freilich Honorarzahlungen in ähnlicher Höhe an die Sportlegenden Becker, Schumacher und Lauda selbst. «Müssen die Promis haften?», fragt das Neue Westfalenblatt in seiner Ausgabe vom 24. Juni provokativ.


Unschuldsvermutung gilt
Auf der Homepage von ACI Real Estate in Dubai ist die Welt noch in Ordnung. Weder wurden dort die Werbebanner für besagte Türme entfernt noch findet sich eine Stellungnahhme der Unternehmensleitung über angebliche Zahlungsausfälle. Allerdings geht bei ACI  Real Estate in Dubai tatsächlich niemand ans Telefon, wie von Euro am Sonntag behauptet wird, was allerdings im Sommermonat Juli in Dubai aufgrund von Ferienabsenzen nichts Ungewöhnliches ist. Dennoch: trotz der schweren Vorwürfe, die gegen die VIP-Turm-Erbauer erhoben werden, gilt auch im Rechtsstaat VAE ohne ein Gerichtsurteil im Streitfall ACI und dessen Manager Lohman, der das Zentrum für Autismus in Dubai finanziell unterstützt, die Unschuldsvermutung. (gaf)

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