RTC-Krise: Aargauische KB springt ab – RBA sondiert

In einem knappen Communiqué hat die Aargauische Kantonalbank (AKB) am Freitagnachmittag mitgeteilt, dass sie im Laufe des Jahres 2010 von der jetzigen IBIS-Plattform auf die Bankensoftware von Avaloq wechseln wird. Migrationspartner ist Comit, Tochterunternehmen von Swisscom IT Services. Die AKB rechnet mit einmaligen Migrationskosten von rund 60 Millionen Franken. Neben der «Mehrleistung» werde die Avaloq-Software die Kostenentwicklung der Bank in den nächsten Jahren «günstig beeinflussen», heisst es.
 
Technologie nicht ausschlaggebend
Rudolf Hochreutener, stellvertretender Direktionspräsident der AKB, sagt gegenüber inside-it.ch, dass noch nicht entschieden ist, welches Unternehmen den Betrieb der Software übernehmen wird. Auf Avaloq wechselt auch das Tochterunternehmen AKB Privatbank Zürich. Gemäss Hochreutener war der technologische Aspekt nicht ausschlaggebend für den Wechsel. Die Avaloq-Community mit den Basler, Luzerner, St. Galler und Thurgauer Kantonalbanken und anderen Retail- und Privatbanken biete mehr als RTC, wo die Gemeinschaft immer kleiner werde. «Je mehr Banken die gleiche Software verwenden, desto schneller kann ein Softwareanbieter auf spezifische Wünsche einer Bank reagieren.» Avaloq unterstütze unter anderem die Bestrebungen der AKB beim weiteren Ausbau ihres Anlage- und Private-Banking-Geschäfts. «Avaloq ist ein grosser Garant für die Zukunft», so Hochreutener gegenüber inside-it.ch.
 
Viele Kunden verloren
Mit dem Absprung der AKB hat eine weitere Bank dem Berner Bankensoftware-Hersteller RTC den Rücken gekehrt. Angefangen hatte der Exodus im August 2007, als die Migros Bank den Wechsel auf Finnova beschlossen hatte. Nur wenige Wochen später kündigten auch die drei Ostschweizer Regionalbanken Alpha Rheintal Bank, Bank CA St. Gallen und swissregiobank den Wechsel von IBIS auf Finnova an. Im Dezember 2007 folgte dann der nächste Tiefschlag mit der Ankündigung des Wechsels von IBIS auf Avaloq der Basler Kantonalbank.
 
IBIS-Erneuerung kommt nicht voran
RTC versucht seit 2005, die Bankensoftware IBIS zu erneuern. Doch das Projekt kommt nicht voran. RTC will die Wertschriftenlösung der Privatbank Maerki Baumann, «Legando», und das Frontsystem von IBM, «OTMS», in IBIS integrieren. RTC-Chef René Brazerol sagte vor einem halben Jahr gegenüber inside-it.ch, dass die Berner Kantonalbank, die voll zu RTC und IBIS steht, Anfang 2009 die neue Version von IBIS einführen wird. Ob das immer noch so geplant ist, steht in den Sternen. In einem ebenso dürren Communiqué hat RTC eine halbe Stunde nach der AKB mitgeteilt, dass sich durch den Weggang der AKB «nichts am beschlossenen Weg» ändere, die Erneuerung von IBIS umzusetzen. RTC positioniere sich noch stärker als Dienstleistungsunternehmen und passe seine Strukturen entsprechend an. Bei RTC war heute niemand für weitere Auskünfte erreichbar.
 
RBA entscheidet bald
Sämtliche RTC-Kunden sind auch an RTC beteiligt und tragen somit die Entwicklungskosten. Die AKB hält einen Anteil von 12 bis 13 Prozent an RTC. Der Softwarehersteller beteuerte im vergangenen Dezember, dass die Finanzierung von «IBISmove» gesichert ist. Doch es fällt schwer, dies zu glauben. Vieles hängt davon ab, wie sich der RBA-Verbund entscheiden wird. Die Regionalbanken haben sich zwar Ende 2007 für eine einheitliche IT-Plattform entschieden. Jedoch ist ein Ja zur einheitlichen Informatik nicht gleichzeitig ein Ja zu IBIS.
 
In einem Statement von RBA gegenüber inside-it.ch heisst es: «Die RBA-Banken haben sich entschieden, in ihrer Gruppe weiterhin auf eine einheitliche Informatik zu setzen. Die in diesem Rahmen eingesetzte Lösung muss zwingend konkurrenzfähig sein. Bei der gegenwärtigen Lösung setzt dies eine erfolgreiche Erneuerung voraus. Im Sinne einer vorausschauenden Politik, welche namentlich auch der Sicherheit verpflichtet ist, muss in der RBA-Gruppe bekannt sein, welche alternativen Lösungen weiterverfolgt werden können, falls die Erneuerung der bisherigen IT nicht den verlangten Erfolg zeitigen sollte. Die entsprechende Entscheidungsbereitschaft wird gegenwärtig geschaffen.»
 
Das Projekt für die «Erarbeitung der Entscheidungsbereitschaft» soll noch im ersten Halbjahr 2008 abgeschlossen werden – also in wenigen Tagen. Eine andere Frage ist, welcher Anbieter gewählt würde. Dieser Entscheid wäre in jedem Fall von den RBA-Banken zu treffen, was einen umfassenden Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozess voraussetzt. Dies würde laut RBA «sicher mehrere Monate dauern.» Die RBA-Gruppe wird also spätestens Ende Jahr einen – vor allem für RTC – sehr wichtigen Entscheid fällen. (Inside-IT/mc)

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