Rudolf Hadorn, CEO Ascom: «Ascom soll als kleineres, profitables Unternehmen positioniert werden.»

Von André Schäppi


Herr Hadorn, in welchem Umfang beeinflusst die aktuelle Situation um den grösseren Aktienrückkauf im Umfeld von Herrn Tettamanti Ihr Tagesgeschäft?


Rudolf Hadorn : Ich bin davon betroffen, weil ich die Entscheidungsgrundlagen für die damit verbundene ausserordentliche GV für den Verwaltungsrat, wie Liquidität, Kapitalstrukturänderung oder etwa Mittelfristplanung kurzfristiger erarbeiten muss. Dies geschieht sonst im 3. und 4. Quartal und wird jetzt etwas vorgezogen.


Tito Tettamanti hat Ihre Einsetzung als CEO letztes Jahr unterstützt. Welches Verhältnis haben Sie zu ihm?


Ich habe Herrn Tettamanti bisher nicht persönlich kennen gelernt. Die Beziehung mit Sterling basiert auf normalen Shareholder-Relations, bei denen wir die üblichen Informationen im Sinne von Erläuterungen und Klärungen geben. Wir behandeln alle Aktionäre gleich und ich habe mit Sterling keine weiterführenden Kontakte.


Ascom hat mehrfach betont, dass man in den nächsten 18 Monaten keine grösseren Akquisitionen tätigen will, dafür aber kleinere. Wie definieren sie grösser und kleiner?


Da möchten wir uns zahlenmässig im Umsatz nicht festlegen. Um allerdings eine Idee zu geben: Grösser bedeutet für uns in der Grössenordnung einer Division oder auch eine neue zusätzliche Aktivität ausserhalb von Security Solution und Wireless Solutions. Das haben wir nicht im Sinn, denn unsere Hauptaufgaben sind die Geschäftsentwicklung in Wireless Solutions und Security Solutions. Ein Beispiel einer kleineren Akquisition ist diejenige, die wir vor kurzem in Finnland gemacht haben, um uns eine Technologie zu sichern.


Wenn man sich nicht festlegt, entsteht doch aber eher der Eindruck, man spiele nicht ganz mit offenen Karten.


Das ist nicht der Fall, denn wir haben auch in der Vergangenheit gesagt, dass wir keine grösseren Akquisitionen in Betracht ziehen. Wenn der Eindruck entstanden ist, dass wir mit dem nun vorhandenen Geld doch in diese Richtung gehen wollen, wäre das falsch.


Gibt es denn im Moment aktuelle Projekte im Bereich kleinere Akquisitionen und wenn ja, wie viele?


Ja, wir haben Projekte, wollen aber dazu noch nicht näher Stellung nehmen.


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Die geplanten Devestitionen (Transport Revenue und Network Integration) sind getätigt. Damit ist der Umbau im Wesentlichen abgeschlossen. Wie sieht die Marschrichtung nun aus?


Wir sind zwar weit fortgeschritten, haben aber bei Special Products noch Aufgaben vor uns. Wir wollen ja eine gute Lösung, wenn wir Geschäfte einem neuen Eigentümer übergeben und Qualität braucht seine Zeit.


Um auf die ursprüngliche Frage zurückzukommen: Bei beiden Bereichen Wireless Solutions und Security Solutions wollen wir profitables organisches Wachstum. Für Wireless Solutions heisst das Verstärkung der Innovation, Verstärkung der Führungsorganisation und mehr Vertriebspower. Für Security Solutions: vor allem Verstärkung der Führungsorganisation, noch klarere Ausrichtung der Organisation auf die Kunden, eindeutigere Fokussierung der R&D auf diese Segmente auf allen Ebenen.


Wireless Solutions und Security Solutions wurden ja als erfolgversprechend definiert und dann kam der Einbruch bei Security. Hat man nicht das Silber verkauft und die schlechteren Stücke behalten?


Nein. Wir haben Bereiche, die gut am Markt stehen, wie Public Safety oder Defense. Auf der anderen Seite haben wir aber zugegebenermassen Bereiche wie Traffic und Supplier Business, die wir stärken müssen. Aber aus diesen zwei Bereichen auf die ganze Security Solutions zu schliessen, wäre zu kurz gegriffen.


Das EBIT für Wireless Solutions liegt für das 1. Halbjahr 05 bei 8.2%. Beim Ausblick sehen Sie allerdings 9-11% vor. Ist man da nicht zu optimistisch, respektive weshalb geht man davon aus, dieses Ziel zu erreichen?


Das ist kein purer Optimismus. Wir haben im ersten Halbjahr 2005 ja 4 Mio CHF zusätzlich in R&D investiert und 1 Mio. CHF zusätzlich in den Vertrieb. Damit haben wir bewusst ein schlechteres Resultat in Kauf genommen, haben aber gleichzeitig in die Zukunft investiert, was sich bereits ab 2006 auszahlen wird.


Wo sehen Sie Ascom in 5 Jahren?


Ich hoffe, dass die vergangenen Aspekte, mit denen man Ascom heute noch gelegentlich in Bezug bringt, vergessen sind und dass Ascom als kleineres aber sehr erfolgreiches Unternehmen mit Kompetenzen bei den Kunden und am Markt positioniert ist.


Sie sind seit wenig mehr als einem Jahr im Amt als CEO. Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag in dieser Zeit verändert?


Für mich als früherer CFO hiess es, loszulassen. Das bedeutete, diese Rolle abzugeben und die neue als CEO aufzunehmen. Mich mit den Innovationsprozessen, Kunden und dem Management- Teambuilding auseinander zusetzen, ist eine schöne Herausforderung.





Der Gesprächspartner
CEO Ascom Gruppe (seit Juni 2004)

Geboren am 13. Februar 1963

Nationalität: Schweizer

Zuvor:
November 2002 ? Mai 2004
CFO der Ascom Gruppe

2000 ? November 2002
CFO der Krone GmbH Deutschland

1989 ? 2000
Verschiedene Funktionen bei General Motors (u.a. Geschäftsführer und Finanzdirektor GM/Opel für Südosteuropa, für Ungarn und
für Österreich)

Ausbildung: Betriebswirtschaftsstudium an der HSG St. Gallen (lic. oec.)


Ascom ist ein internationaler Lösungsanbieter mit umfassendem Technologie-Know-how. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Kernbereiche Wireless Solutions (hochstehende kundenspezifische Onsite-Kommunikationslösungen) und Security Solutions (Anwendungen für Sicherheit, Kommunikation, Automation und Leitsysteme für Infrastrukturbetreiber, öffentliche Sicherheitsinstitutionen und die Armee).
Die anderen Bereiche umfassen im wesentlichen Transport Revenue (Gebühreneinzugs-, Parking- und Tollsysteme) und Network Integration (Netzwerklösungen im Data/Voice-Konvergenzmarkt). Ascom hat sich mit langjähriger Erfahrung in der Abwicklung komplexer Projekte für anspruchs-volle Kunden in wichtigen Schlüsselmärkten etabliert.
Die Angebotspalette von Ascom reicht von der Analyse und Beratung über Systemdesign und -integration, Projektmanagement, Engineering und Realisierung bis hin zu Wartung und Support.
Das Unternehmen unterhält Niederlassungen in 20 Ländern und beschäftigt weltweit rund 3?800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die Ascom Namenaktien (ASCN) sind in Zürich an der SWX Swiss Exchange kotiert.

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