Russland braucht Kommunikation: Podiumsdiskussion über russische Investitionen in der Schweiz

In der moderierten Diskussion äusserten sich die vier Podiumsteilnehmenden Dr. Thomas Borer-Fielding, Verwaltungsratsmitglied der Renova Management AG, Prof. Dr. Youri Semenovich Khromov, Vorsitzender der russischen Handelsvertretung in der Schweiz, Irina Gayduk, Direktorin der OPORA (europäisches Büro für russische KMU) sowie Dr. Reinhard Meier, stellvertretender Leiter NZZ-Auslandredaktion zum kontroversen Thema.


Der richtige Partner entscheidet
Als wichtige Erkenntnis ging die Notwendigkeit einer aktiveren Kommunikation Russlands aus der Debatte hervor. Rund 100 Teilnehmer und Teilnehmerinnen erschienen zum Anlass. Russische Investitionen in der Schweiz sind ein emotionsgeladenes Wirtschaftsthema wie kein anderes zurzeit. Nicht weniger emotional sind geschäftliche Beziehungen. Der Erfolg eines Handels mit russischen Unternehmen ist zu 80 Prozent mit dem richtigen Partner verknüpft. Irina Gayduk machte keinen Hehl daraus, dass Sympathien dabei eine grosse Rolle spielen. Auch bilaterale Verhandlungen sind von Vorurteilen gezeichnet. Information tut Not.


Vorteile der Komunikation noch nicht erkannt
Information und Kommunikation sind kaum entwickelte Disziplinen der jungen russischen Demokratie. Was der Westen hervorragend beherrscht, empfindet Russland nicht als selbstverständlich. Mit der Unterstützung von Kommunikationsprofis lässt man beispielsweise im Westen den Schadenfall zur Heldentat werden. In ehemals kommunistischen Ländern erkennt man die Vorteile der Kommunikation noch nicht und schweigt. «Wir müssen lernen zu kommunizieren», stellte Prof. Dr. Youri Semenovich Khromov fest.


Russische Föderation als Wirtschaftsmacht unterschätzt
Aber auch der Westen kann lernen. Die russische Föderation wird als Wirtschaftsmacht unterschätzt. Russlands Aussenhandelsumsatz ist vom Januar bis April 2007 um 18 Prozent auf 157,9 Milliarden Dollar gestiegen. Minister Kudrin rechnet für das laufende Jahr mit ausländischen Investitionen von 194 Milliarden US-Dollar. Dies geht aus Berichten des russischen Wirtschafts- und Handelsministerium hervor. Dr. Thomas Borer-Fielding stand dafür ein, den Kontinent zu stärken und ihn gemeinsam für den globalen Markt wettbewerbsfähig zu machen. Westeuropa solle deshalb russische Investitionen willkommen heissen und selber in Russland investieren. Auch brauche es mehr Toleranz und Geduld gegenüber Russland.


Kontrolle des russischen Staates verfälscht die Realität
Dr. Reinhard Meier sieht gute Chancen, dass das russische System besser wird, doch dafür brauche es noch Zeit. Dem wirtschaftlichen Austausch mit Russland gegenüber zeigt er sich skeptisch. Er verurteilte die Kontrolle des russischen Staates über die nationalen Medien, die nicht das wahre Bild von Russland zeigten. Bei Investitionen dürfe man die politische Realität nicht ausser Acht lassen – Wirtschaft und Politik seien eng miteinander verflochten. Die Podiumsrunde wie auch das Publikum waren sich einig, dass es wichtig sei, sich mit Russland auseinander zu setzen, um ein differenziertes Bild zu erhalten und sich vom Schwarz-Weiss-Denken zu lösen.

(Pleon/mc/hfu)

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