Schweizer Hotels hinken der Konkurrenz hinterher

«Wir haben in der Schweiz kein Preis-, sondern ein Kostenproblem», erklärte hotelleriesuisse-Präsident Guglielmo Brentel vor den Medien. Denn für die im Durchschnitt und im Vergleich mit Österreich, Deutschland, Italien oder Frankreich um 12% höheren Hotelpreise in der Schweiz seien in erster Linie die hohen Lohn- und Warenkosten hierzulande verantwortlich. Gemäss der BAK-Studie liegen diese in Österreich um 34% tiefer als in der Schweiz.


Preisnachteile gegenüber dem Ausland nehmen ab 
Die Preisnachteile für Schweizer Hotels gegenüber dem Ausland haben in den letzen acht Jahren tendenziell abgenommen, wie eine zweite Studie der Hanser und Partner AG (BHP) aufzeigt. Während die Vier- und Fünf-Sterne-Hotels davon profitieren, liegen die Drei-Sterne-Hotels aber nach wie vor im Hintertreffen. Die Mittelklasse leidet gemäss der Studie von BHP unter einem Preisnachteil von bis zu 40%.


Bessere Rahmenbedingungen vom Bund verlangt
hotelleriesuisse fordert daher bessere Rahmenbedingungen durch den Bund. Nötig seien der Abbau von Zöllen in erster Linie durch Freihandelsabkommen mit der EU im Landwirtschafts- und Lebensmittelbereich. Aber auch die Einführung von Parallelimporten und Cassis-de-Dijon-Prinzip würde den Schweizer Tourismus stärken, sagte CEO Christoph Juen. Ebenfalls wichtig seien die Deregulierung im Binnenmarkt sowie die Sicherung des attraktiven Steuerklimas. Konkret nannte Juen etwa den Übergang zu einem möglichst tiefen Einheitssatz bei der Mehrwertsteuer.


Szenarioanalysen
In Szenarioanalysen versuchte BAK Basel Economics aufzuzeigen, wieviel Spielraum sich durch entsprechende Anpassungen der politischen Rahmenbedingungen in der Preisgestaltung für die Hotelindustrie ergeben könnte. So erwarten die Ökonomen den Preissenkungsspielraum bei Freihandel im Nahrungsmittelbereich auf 1,4 Prozentpunkte. Rechnet man die Deregulierung im Binnenmarkt dazu, würde sich der Senkungsspielraum gar auf 5,2 Prozentpunkte belaufen.


Dringender Handlungsbedarf seitens Branche
Jedoch bestehe auch seitens der Branche dringender Handlungsbedarf, erklärte Präsident Brentel weiter. Aufgrund des überhöhten Kostenniveaus sei die Rentabilität nämlich mangelhaft. Brentel fordert von den Hoteliers Mut zur Innovation und Kooperation. Auch müsse das Image der Schweiz als zwar teure, aber qualitativ hochstehende Premium-Destination weiter gepflegt werden.


Qualität kostet
Auf einen Preiskampf mit beispielsweise Österreich könnten sich die Schweizer Hoteliers nämlich nicht einlassen, so der Präsident. «Der Gast erwartet Qualität und ist bereit dafür zu bezahlen.» Dazu müssten die hohen Löhne nicht nur ein Kostenfaktor darstellen, sondern auch als Chance wahrgenommen werden. Brentel fordert daher die gezielte Aus- und Weiterbildung des Personals sowie eine Flexibilisierung des Arbeitseinsatzes im neuen GAV.


Rezession geht nicht an Tourismusbranche vorbei
Von der Rezession wird laut Brentel auch die Schweizer Tourismusbranche nicht verschont bleiben. Die Hoteliers seien dafür dank der zuletzt vorangetriebenen Entschuldung der Betriebe zumindest von finanzieller Seite aus gut gerüstet. Nun gelte es in den verschiedenen Märkten verstärkt jene Segmente zu bearbeiten, die sich einen teureren Aufenthalt leisten wollen und können. Besonders schwierig sei dieses Unterfangen heute in Grossbritannien. Denn das tiefe Pfund drücke bei den Briten stark auf die Nachfrage nach Ferien in der Schweiz. (awp/mc/ps/20)

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