Seco-Konjunktur-Prognose: Stärkeres Wachstum 2007 – höhere Unsicherheit 2008

Der weltwirtschaftliche Aufschwung habe sich im 1. Halbjahr 2007 nur wenig verlangsamt fortgesetzt, schreibt das Staatssekretariat für Wirtschaft. Infolge der seit August eingetretenen Verunsicherung an den Finanzmärkten hätten sich die Risiken zwar erhöht, die grundsätzlich gesunde Verfassung der Weltwirtschaft spreche indes dafür, dass die negativen Auswirkungen der derzeitigen Anpassungsprozesse an den Finanzmärkten auf die Konjunktur relativ begrenzt bleiben und die weitere Expansion der Weltwirtschaft nicht ernsthaft gefährden sollten.


Verhaltenes Wachstum in den USA
Am stärksten betroffen dürfte die US-Konjunktur sein, wo sich die Krise des Häusermarktes und der Wohnbauinvestitionen nach Einschätzung des Seco noch längere Zeit fortsetzen dürfte und zunehmend auch den bislang starken privaten Konsum belasten könnte. Die Wirtschaft der USA werde daher voraussichtlich auch 2008 (mit gut 2%) eher verhalten wachsen, sollte aber nicht in eine Rezession abgleiten. Im Euroraum ist angesichts der breit abgestützten Auftriebskräfte nur mit einer leichten weiteren Verlangsamung zu rechnen.


Ungebrochen lebhafte Konjunktur in der Schweiz
Während in den meisten europäischen Ländern der Aufschwung im ersten Halbjahr 2007 etwas an Schwung einbüsste, blieb die konjunkturelle Expansion in der Schweiz ungebrochen lebhaft. Das Wirtschaftswachstum wurde im ersten Halbjahr von vielen Sektoren gestützt, insbesondere von der Industrie, dem Handel und dem Finanzsektor. Aufgrund der lebhaften Konjunkturentwicklung im ersten Halbjahr 2007 erhöht die Expertengruppe des Bundes ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr auf 2,6% (bisher 2,3%).


Unter der Voraussetzung, dass sich die Weltkonjunktur im nächsten Jahr, auch im Zuge der weniger günstigen Rahmenbedingungen von den Finanzmärkten, zwar verlangsamen, aber doch auf solidem Kurs bleiben dürfte, werde sich auch der Aufschwung der Schweizer Wirtschaft in moderaterem Tempo fortsetzen, teilt das Seco mit. Die Expertengruppe rechnet für 2008 mit einem BIP-Wachstum von 1,9% (wie bisher).


Beschäftigungswachstum 2007 bei 2,1 Prozent
Das Wachstum der Beschäftigung dürfte 2007 mit +2,1% noch leicht höher als noch in der Prognose von Juni erwartet (+1,9%) ausfallen, was rund 55’000 zusätzlichen vollzeitäquivalenten Beschäftigten zwischen Ende 2006 und Ende 2007 entspricht. Für 2008 wird mit einer Fortsetzung des Beschäftigungsaufbaus bei allerdings nachlassender Dynamik gerechnet (+0,8% im Jahresdurchschnitt 2008). Die seit gut zwei Jahren andauernde Abnahme der (saisonbereinigten) Arbeitslosenquote, bis auf 2,7% im August 2007, dürfte sich in den nächsten Monaten weiter fortsetzen. Im Jahresdurchschnitt erwartet die Expertengruppe eine Arbeitslosenquote von 2,7% für 2007 und von 2,4% für 2008. Somit würde die Anzahl arbeitsloser Personen 2008 auf rund 95’000 abnehmen.


Krise an Kreditmärkten und Erdölpreise als Konjunkturrisiken
Ein Risiko sieht das Seco in einer Verschärfung der Krise an den internationalen Kreditmärkten. Nach wie vor bestehe Unsicherheit über das Ausmass und die Verbreitung notleidender US-Hypothekarkredite respektive deren Derivate bei den Finanzinstituten. Falls die Banken infolge einer anhaltenden Verunsicherung oder aufgrund von Liquiditätsproblemen ihre Kreditvergabe generell (d.h. auch an erstklassige Schuldner) einschränken würden, könnte die Weltkonjunktur demnach stärker als erwartet beeinträchtigt werden. Ein weiteres Risiko stellen laut Seco die in den letzten Monaten wieder stark gestiegenen Erdölpreise dar.


Dabei dürften in der derzeitigen Wirtschaftslage die hieraus resultierenden Risiken für die Konjunktur grösser sein als potenzielle Inflationsgefahren. So könnte die Verteuerung von Erdölprodukten insbesondere in den USA die Konsumnachfrage und damit die ohnehin anfällige Konjunktur zusätzlich dämpfen, weil die privaten Haushalte angesichts einer schwächeren Vermögensentwicklung und teurerer Kredite negative Einkommenseffekte wohl nicht mehr – wie in den letzten Jahren – durch  eine höhere Verschuldung kompensieren können. (Seco/mc/pg)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert