Simone Nijsen, Managing Director Randstad (Schweiz)

Von Peter Stöferle


Frau Nijsen, für was steht Randstad im Bereich Personalvermittlung für interessierte Unternehmen?


Randstad steht für qualitative Dienstleistungen, Nachhaltigkeit und langfristige Kundenbeziehungen, verbunden mit einer offenen und transparenten Kommunikation und Partnerschaft


Und weshalb sollten sich Stellensuchende bei Ihnen melden?


Wir stehen für eine klare und deutliche Kommunikation, individuelle Betreuung und eine korrekte und zeitliche Zahlung von Lohn und Sozialleistungen.


Randstad ist ebenfalls Arbeitgeber und beschäftigt in der Schweiz an über 40 Standorten rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Welche Art Unternehmenskultur steht bei Randstad Schweiz selber im Zentrum?


Im Zentrum unserer Unternehmenskultur stehen unsere fünf Werte: Kennen, Dienen, Vertrauen, Streben nach perfekter Dienstleistung und Nachhaltigkeit im sozialen Umfeld. Diese Kultur wird seit 50 Jahren gelebt und getragen von allen unseren Mitarbeitern, dies sowohl extern (für Kunden und Kandidaten) also auch intern (gegenüber Kollegen). Diese Kultur prägt auch die Art und Weise unserer Dienstleistungen.


«Randstad und Vedior waren am Markt erfolgreich, beide haben eine professionelle Dienstleitung und Arbeitsweise gehabt, beide hatten einen gewissen Qualitätsanspruch.»
Simone Nijsen, Managing Director Randtstad (Schweiz) AG


Im Oktober 2008 haben Randstad Holding und Vedior N.V. fusioniert. Im Jahr zuvor hat Randstad Schweiz den welschen Personaldienstleistler Job One übernommen. Lässt sich bereits ein erstes Fazit über die beiden Zusammenschlüsse ziehen?


Die Fusion mit Job One wurde hauptsächlich in der Westschweiz gestaltet, die Fusion mit Vedior war umfangreicher und hat sowohl die West- als auch Deutschschweiz beschäftigt. Die «technische» Fusion mit Zusammenlegung von Prozessen, Daten und Filialen hat mit Unterstützung von intern und extern sehr gut geklappt.


Die «menschliche» Integration, das Zusammenbringen von Kulturen, Teams, Kommunikation ist natürlich eine noch grössere Herausforderung. Wir sind noch mitten in diesem Prozess drin, aber können jetzt sicherlich sagen, dass wir «die gleiche Sprache sprechen». Teams arbeiten hervorragend zusammen, und wir werden auch diesen Prozess sehr erfolgreich weiterführen. Die beide Fusionen haben unsere Marktposition gestärkt, aber viel mehr noch sind neue Kenntnisse, Erfahrungen und Know-how zusammengebracht worden, wodurch wir im Markt eine sehr starke Position einnehmen und unsere Dienstleistung gegenüber Kunden und Kandidaten noch professioneller gestalten können.
 
Die Konkurrenz hat sich im Vorfeld der Fusion von Randstad und Vedior dahingehend geäussert, dass die beiden Unternehmenskulturen von Vedior und Randstad schwer zu vereinbaren seien. Wie sieht das Randstad und wie hat sich dies inzwischen in der Praxis herausgestellt?


Beide Unternehmen waren am Markt erfolgreich, beide haben eine professionelle Dienstleitung und Arbeitsweise gehabt, beide hatten einen gewissen Qualitätsanspruch; bei beiden gab es einen respektvollen und wertschätzenden Umgang; bei beiden war man engagiert, schnell, flexibel und offen. Die Unterschiede lagen mehr im daily business ? Randstad ist prozessorientierter, Vedior mehr hands-on; ausserdem gab es Unterschiede bei den Kernkompetenzen der internen Mitarbeiter und beim Bonussystem, was natürlich Menschen mit unterschiedlichen Motivationsauslösern anzieht. Im Endeffekt fand man aber in der Praxis in beiden Unternehmen alle Charaktären und Kompetenzen und diese Mischung macht den Reiz aus. Ausserdem muss man das Engagement von allen Seiten besonders unterstreichen.


Der Stellenvermittlungsmarkt lässt sich grob in ein Massengeschäft und in «Professional Staffing», also die Vermittlung von hochqualifizierten Arbeitskräften unterteilen. Wo setzt Randstad die jeweiligen Akzente?


Bei beiden Geschäftsbereichen. Insgesamt hat Randstad Schweiz jetzt drei sogenannte «Business Lines» aufgestellt: Randstad Staffing (Temporär), Randstad Inhouse Services (Grosskunden) und Randstad Search & Selection (Dauerstellen ab mittlerem Kader). Diese drei Geschäftsbereiche werden wir in den kommenden Jahren weiter entwickeln, wobei alle drei Bereiche sich ergänzen und gegenseitig unterstützen. Da liegt auch unsere Zielsetzung; Randstad als HR Professional im Markt, vertreten in allen Geschäftsbereichen.


Auch Personalkonzerne sind nicht a priori krisenresistent; sie gelten vielmehr als Frühindikatoren heranziehender Schlecht- oder Gutwetterlagen. Wie lautet das Fazit von Randstad (Schweiz) über das wirtschaftlich uneinheitliche Jahr 2008?


Es ist richtig, unsere Branche ist ein Frühindikator, und im Q4/2008 erfolgte der erste Einbruch. Allerdings ist es nach wie vor so, dass es Kunden gibt, die einen Bedarf an Personal und unserer Dienstleitung haben, und darüber hinaus investiert man gerade jetzt mehr Zeit in die Marktbearbeitung und Kunden/Kandidatenbetreuung. Allerdings ist es schwieriger geworden, Aufträge zu erhalten; Die weitere Entwicklung einzuschätzen ist schwierig, eine Trendwende ist noch nicht in Sicht. Letztlich war ein Rückgang zu erwarten ? aber er kam früher und stärker als erwartet.


Der Verband swissstaffing rechnet für 2009 mit einem branchenweiten Umsatzeinbruch von bis zu 20 Prozent. Wie gibt Randstad hier Gegensteuer?


Kosten müssen und werden im Auge behalten, Kostenreduzierungsmassnahmen sind notwendig. Wir konzentrieren uns nach wie vor auf Qualität und Konstanz bei allen Aktivitäten (kein hektischer, panischer Aktionismus), mit einem sehr starken Fokus auf die Marktbearbeitung von bestehenden und neuen Kunden. Unser Ziel ist es, Marktanteile zu gewinnen, auch in einem rücklaufenden Markt.


In KMU ist ein Trend auszumachen, wonach HR nicht mehr als eigene Kernkompetenz gehandhabt wird, sondern für das Personalwesen vermehrt externe Spezialisten wie Randstad beigezogen werden. Wird dieser Trend unter der aktuell angespannten Wirtschaftslage eher verstärkt oder gebremst?


Randstad unterstützt Unternehmen insbesondere im Bereich der Rekrutierung. Die Kunden, die diesen Bereich ganz ausgegliedert haben, beauftragen uns nach wie vor. Es gibt auch in dieser schwierigen Zeit Vakanzen und Personalbedarf und Unternehmen, die sich mit dieser Aufgabe nicht selber befassen möchten, weil sie sich vermehrt auf ihre eigenen Kernkompetenzen konzentrieren. Diese Kernkompetenz liegt bei den Kunden in der Produktion, der Logistik und im Service ? unsere Kernkompetenz ist das Personalwesen. Davon können die KMU profitieren und so ihre Energie auf ihr eigentliches Business fokussieren.


Allerdings bemerken wir einen Rückgang bei den Kunden, die eigene Rekruiter haben. Einerseits ist die Anzahl eingehender Bewerbungen stark angestiegen und damit auch der administrative Aufwand. Andererseits sind oftmals wesentlich weniger Vakanzen zu besetzen, dadurch werden wieder Ressourcen frei. Randstad erwartet, dass die Entwicklung des «Outsourcen» in den kommenden Jahren immer stärker wird. Diese Wirtschaftskrise bringt Unternehmen dazu, ihre Strategie für die kommenden Jahre neu zu überprüfen und sich noch stärker auf ihre Kernkompetenzen zu fokussieren.


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Die Schweiz verfügt im internationalen Vergleich über einen verhältnismässig tiefen Anteil an Temporärarbeitenden. Gibt es spezifische Gründe für diesen Umstand und wo setzt Randstad an, um dieses Potenzial besser ausschöpfen zu können?


Gründe für diese Zurückhaltung bei temporärer Beschäftigung sind zum einen die arbeitsrechtlichen Regelungen in der Schweiz. Da es keinen umfangreichen Kündigungsschutz gibt, können sich Unternehmen ohne grosse Hürden von Mitarbeitern trennen. Das gibt ihnen verstärkt die Möglichkeit, flexibel auf einen veränderten Personalbedarf zu reagieren. Darüber hinaus sind viele Unternehmen mittelfristig orientiert und möchten Mitarbeiter an sich binden, um ein gutes Betriebsklima zu fördern, vom Know-how zu profitieren und die Investitionen in eine umfangreiche Einarbeitung und Einfindungsphase zu kompensieren. Zum anderen fällt es vielen Unternehmen schwer, «fremde» Mitarbeiter in ihrem Betrieb arbeiten zu lassen. Sie befürchten, dass die Bindung und Loyalität leidet.


Randstad arbeitet an einer langfristigen Partnerschaft mit den Kunden und versucht durch regelmässige Kontakte ? auch wenn kein Personalbedarf besteht ? das Vertrauen des Kunden nicht nur in Randstad, sondern auch in die temporären Mitarbeiter und die Branche zu gewinnen. Ausserdem haben wir einen hohen Anspruch an die Qualität unserer Arbeit und versuchen so, die Kunden davon zu erzeugen, dass der Einsatz von temporären Mitarbeitern auch positive Auswirkungen hat.


«Der Arbeitsmarkt wird nicht mehr «nur» schweizerisch oder europäisch sein, sondern immer mehr an globaler Bedeutung gewinnen.»
Simone Nijsen, Managing Director Randtstad (Schweiz) AG


Trotz Krise herrscht in der Schweiz ein Mangel an hochqualifizierten Fachkräften. Wo fehlen Spezialistinnen und Spezialisten besonders und was kann Randstad dagegen unternehmen?


Besonders im technischen Umfeld Chemie/Bio-Chemie. Immer mehr wird im internationalen Umfeld rekrutiert, wobei Randstad natürlich auch sein internationales Netzwerk nutzt. Der Arbeitsmarkt wird nicht mehr «nur» schweizerisch oder europäisch sein, sondern immer mehr an globaler Bedeutung gewinnen. In den kommenden Jahren wird auch in anderen Bereichen und auch für weniger spezialisierte Funktionen Mangel entstehen. Die Herausforderung wird darin liegen, vermehrt Personen im Arbeitsmarkt zu fördern, speziell ältere Berufspersonen, Frauen nach der Babypause, Studenten und gleichzeitig mehr Flexibilität im Arbeitsmarkt zu bieten (Teilzeit, Work-Life Balance, Projektarbeit, Duo-Jobs usw.)


Und wie hat sich die Einführung der Personenfreizügigkeit mit der EU-15 vor knapp zwei Jahren auf die Tätigkeit von Randstad Schweiz ausgewirkt?


Die Einführung der Personenfreizügigkeit hat natürlich auch die Kandidatenpools und die Mitarbeiterbestände internationaler gemacht; die Möglichkeiten, den für den Kunden passenden Mitarbeiter zu finden, sind grösser geworden. Darüber hinaus wurde der administrative Aufwand verringert. Insbesondere bei kurzfristigen Einsätzen ist es nun einfacher geworden, gesetzeskonform Kandidaten aus dem Ausland zu beschäftigen. Sicherlich fordert es auch mehr sprachliches Können und teilweise mehr Geduld von unseren Consultants, die dieser Herausforderung aber gerne angenommen haben, denn so können sie noch genauer auf die Kundenbedürfnisse eingehen.


Ein Arbeitsleben ist mit 50 Jahren nicht zu Ende und die geburtenstarken Jahrgänge erreichen nun nach und nach das Pensionsalter. Welche Perspektiven sehen Sie mittel- und langfristig für ältere Arbeitnehmende in Schweizer Unternehmungen?


Ältere Arbeitnehmer verfügen über ein ungeheures Know-how. Das wissen viele Unternehmen zu schätzen. Insbesondere in Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel sind Mitarbeiter mit Erfahrung und Know-how sehr wichtig geworden. Dabei sollten ältere Arbeitnehmer allerdings darauf achten, dass sie sich durch praxisnahe Weiterbildungen auf dem Laufenden halten und der voranschreitenden Technologisierung gewachsen sind. Menschen, die nach vorne schauen und flexibel sind braucht es unabhängig vom Alter.


Während den Jahren des Aufschwungs sind Frauen auf dem Arbeitsmarkt vermehrt umworben worden. Nun ist der Aufschwung bis auf weiteres zu Ende: Fallen Arbeitnehmerinnen einmal mehr überproportional der Krise zum Opfer oder sehen Sie gerade darin auch eine Chance?


Sicherlich sind es die Frauen in Teilzeitstellen, die mit als Erste ihre Stellen verloren haben oder verlieren werden, weil Unternehmen glauben, sie könnten auf diese Arbeitskräfte am Ehesten verzichten. Anderseits werden sie beim Aufschwung als Erste profitieren, denn die Einstellung einer Teilzeitkraft bedeutet weniger Kosten und wird eher angegangen als direkt eine 100%-Stelle. Zwischen Frauen und Männern in Vollzeitstellen wird es keine Unterschiede geben.


Im vergangenen Jahr hat die Schweiz während der UEFA EURO 2008 durch hunderttausende «Oranje»-Fans die friedlichste Invasion ihrer Geschichte erlebt. Wird Randstad hierzulande überhaupt als niederländisches Unternehmen wahrgenommen und wie wirkt sich das auf Ihre Tätigkeit aus?


In der Schweiz werden wir nicht so sehr als holländisches Unternehmen, aber sicher als ein internationaler/nationaler Personalvermittler wahrgenommen. Das ist auch wichtig. Unsere Stärke liegt in der Tatsache, dass wir sowohl unsere lokalen Märkte sehr gut kennen und bearbeiten, aber auch im internationalen Umfeld sehr professionell die Fragen und Bedürfnisse unsere internationale Kunden gerecht werden können und Synergien auf nationale und internationale Ebene sehr stark nutzen.


Frau Nijsen, wir bedanken uns für dieses Interview.





Zur Person:
Simone Nijsen wurde am 18. Mai 1962 in Weert, Holland geboren. Sie hat in Maastricht ein Hochschulstudium in Betriebswirtschaft und Hotelmanagement absolviert und dieses im Jahr 1983 abgeschlossen. 2002 hat Simone Nijsen während einem Jahr das Unternehmen «Newmonday» in Belgien geführt, ein Joint Venture zwischen Randstad und der internationalen Verlagsfirma VNU. Nach Beendigung dieses internationalen Joint Venture übernahm Simone Nijsen per 1. März 2003 die Funktion als Managing Director Randstad Schweiz.
Während den ersten drei Jahren wurde die Marktposition von Randstad Schweiz ständig weiter ausgebaut, das Filialnetz vergrössert und die Dienstleistungskonzepte erweitert. In 2007 hat Randstad Schweiz das West-Schweizer Unternehmen Job One übernommen, welches im 1. Quartal 2008 integriert wurde. Anschliessend hat Randstad Holding das weltweite Unternehmen Vedior gekauft, wodurch in der Schweiz in 2008 eine zweite Fusion zu Stande gekommen ist. Die Integration von Vedior in Randstad Schweiz wurde per 1. Oktober 2008 vollzogen. Simone Nijsen wohnt in Neuhausen, Kanton Schaffhausen und ist ledig.


Zum Unternehmen:
1960 in den Niederlanden gegründet, entwickelte sich Randstad in 40 Jahren zum führenden Personaldienstleister. Nach dem Zusammenschluss mit Vedior hat die Randstad-Gruppe eigene Niederlassungen in rund 50 Ländern, in denen über 30’000 Personen arbeiten. Tag für Tag sind mehrere 100’000 von Randstad vermittelte Personen bei den Kunden im Einsatz. Randstad (Schweiz) AG wurde 1998 gegründet. Nach der Akquisition von Job One im Jahr 2007 und der Integration von Vedior im Jahr 2008 gehört Randstad auch in der Schweiz zu den führenden Temporär- und Dauerstellenvermittler. Die neue Randstad (Schweiz) AG beschäftigt schweizweit an ihren Standorten in der Deutschschweiz und Westschweiz rund 300 Personen. Der Hauptsitz Schweiz ist in Zürich.

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