Studie: Krise treibt viele in die berufliche Selbständigkeit

Ebenso leiden Unternehmens- und Steuerberater unter den Sparbemühungen der Unternehmen, wie die der Wirtschaftsauskunftei Dun & Bradstreet in einer Mitteilung vom Dienstag schreibt. Diese Branchen sind denn auch dafür verantwortlich, dass die Zahl der Neugründungen in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres gegenüber dem Rekordjahr 2008 um 9,3 Prozent auf 20587 Gründungen zurückgegangen ist. Besonders zahlreich fielen im selben Zeitraum die Firmengründungen in den Branchen Finanzen, Versicherungen, Gastgewerbe und den übrigen Unternehmensdienstleistungen aus. Sie verzeichneten noch mehr Neugründungen als in den Gründungsboomjahren 2007 und 2008.


Viele Ex-Banker machen sich selbständig
Bedingt durch die Finanzkrise mussten und müssen viele Firmen Personal abbauen. Die Entlassenen stehen dann vor der Frage: Was nun? Aufs RAV gehen und einen neuen Job suchen oder den Schritt in die berufliche Selbständigkeit wagen? Viele ehemalige Banker wählen den letzteren Weg ? die Selbständigkeit. Sie gründen eine Firma mit der sie vermögende Kunden beraten oder für die sie die Vermögensverwaltung übernehmen. Bekannte Beispiele dafür sind Beat Wittmann, ehemals Leiter der Sparte Investment Products bei Julius Bär oder Pierre Paris und Oliver Bertrand, beides ehemalige Vermögensverwalter der UBS. Sie machen dabei aus der Not eine Tugend: Da die Krise das Vertrauen in die Banken erschüttert hat, ist gerade bei den vermögenden Anlegern wieder vermehrt die unabhängige und vom Produktverkauf losgelöste Beratung gefragt ? die so genannt freie Finanzberatung. Gerade die aktuelle Krise ist der Grund für den neuen Gründungsrekord in der Branche Finanzen und Versicherungen. Im Zeitraum Januar bis Juli 2009 entstanden 773 neue Firmen ? 2,9 Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie nie zuvor.


Wachstumstreiber Konjunkturprogramm ? zumindest für eine Branche
Das vom Bund aufgelegte Konjunkturprogramm zur Bekämpfung der aktuellen Wirtschaftskrise nützt einer Branche besonders: dem Baugewerbe. Die Krise spüren die Bauunternehmer ? wenn überhaupt ? nur am Rande. Denn ihre Auftragsbücher sind voll. Die rosigen Aussichten widerspiegeln sich auch in den Neugründungszahlen. Bis im Juli 2009 zählte das Baugewerbe 374 Neugründungen. Damit stieg die Zahl der Firmengründungen gegenüber dem Vorjahr nochmals um 39 Prozent an. Seit Erfassung der Gründungsstatistik gab es im gleichen Zeitraum noch nie so viele Neugründungen wie in diesem Jahr.


Katerstimmung bei Personalvermittlern
Kurzarbeit, Jobabbau und die Sparbemühungen der Unternehmen hinterlassen bei den Personalvermittlern tiefe Spuren. Das Geschäft läuft schlecht. Nur wenige Firmen suchen noch Temporärmitarbeiter oder neues Personal. Deshalb mag es auch nicht erstaunen, dass die Zahl der Neugründungen stark zurückgegangen ist. Gegenüber dem Vorjahr nahmen die Firmengründungen um 47,5 Prozent ab. Das überdurchschnittliche Wachstum der letzten drei Jahre wurde damit abrupt gebremst. Im Zeitraum Januar bis Juli 2009 entstanden noch 93 neue Personalvermittler. Ähnlich wenige Neugründungen gab es zuletzt im Jahr 2005.


Schlusslicht Zug ? starker Gründungsrückgang wegen der Wirtschaftskrise  
Neben den Zentralschweizer Kantonen Schwyz und Nidwalden gilt Zug als der Ort schlechthin, wenn Firmen und Private ihre steuerliche Situation optimieren wollen. Die Finanzkrise trifft deshalb diese Kantone besonders. Denn ein Firmen- oder Stiftungskonstrukt zur Steueroptimierung macht nur Sinn, wenn die Erträge und Gewinne entsprechend üppig ausfallen. Bleiben diese aus, werden auch keine Holding-, Domizil- und Investmentgesellschaften gegründet. Gleiches gilt auch für das «mobile» Dienstleitungsgewerbe der Unternehmens- und Steuerberater. Zug ist schweizweit der Negativspitzenreiter. In den ersten sieben Monaten diesen Jahres ging die Zahl der Neugründungen um 27,1 Prozent zurück. An zweiter und dritter Stelle folgen im Zentralschweizer Duell Nidwalden mit einem Minus von 16,9 Prozent und Schwyz mit einem Rückgang von 11,3 Prozent.


Mehr Gründungen ? drei positive Ausnahmen  
Drei Kantone heben sich aus der ansonsten negativen Entwicklung ab. Es sind dies die Kantone Appenzell-Innerrhoden, Wallis und Uri. In Innerrhoden stieg die Zahl der neu gegründeten Firmen bedingt durch die im letzten Jahr gesenkten Steuern nochmals um 14 Prozent an. Der nur gering ausfallende Anstieg und der Vergleich mit den Vorjahren, insbesondere mit den Jahren 2006 und 2007 zeigen, dass der erhoffte Firmenansiedlungszuwachs noch auf sich warten lässt. Denn bereits 2006 gab es ähnlich viele Neugründungen wie in den ersten sieben Monaten diesen Jahres. Im Wallis stieg die Zahl der Neugründungen im Zeitraum Januar bis Juli 2009 nochmals leicht um 2,2 Prozent auf 920 Firmengründungen an und erreichte damit den bisher höchsten Stand. Die dritte positive Ausnahme stellt der Kanton Uri dar, wo in den ersten sieben Monaten diesen Jahres die Neugründungen im Vergleich zum Vorjahr unverändert ausfielen.


Talsohle in einigen Branchen erreicht, Trendwende in Sicht
Der Ausblick fürs zweite Halbjahr lässt hoffen. Denn die Anzeichen verdichten sich, dass einige Branchen wie beispielsweise die Exportindustrie und das Finanzgewerbe die Talsohle erreicht haben. Doch für eine Entwarnung wäre es dennoch zu früh, denn die Rezession hat sich ? zumindest bei den Neugründungen ? in den von der Binnenwirtschaft abhängigen Branchen noch nicht niedergeschlagen. Dun & Bradstreet erwartet deshalb im zweiten Halbjahr eine leichte Erholung und fürs Gesamtjahr 2009 34000 Neugründungen. Dies entspräche einem Rückgang von 8 Prozent gegenüber dem Rekordjahr 2008.


Über Dun & Bradstreet (D&B)
D&B ist ein Unternehmen der Bisnode Gruppe und gehört zum weltweiten D&B Netzwerk, dem Weltmarktführer für Wirtschaftsinformationen und Firmenbewertungen. Unternehmen aus allen Branchen nutzen die Daten und Lösungen von D&B zur Bonitätsprüfung, bei der Kundengewinnung und im strategischen Einkauf.
Basis dafür ist die D&B Datenbank mit Informationen über 500000 Schweizer Unternehmen und mehr als 150 Millionen Unternehmen weltweit. In die Bonitätsbewertung der Firmen fl iesst auch deren Zahlungsverhalten ein. Dazu wertet D&B alleine in der Schweiz jährlich rund 9 Millionen Rechnungen aus.
Die Zuordnung aller Informationen zu den Unternehmen ist durch die von D&B eingeführte D-U-N-S® Nummer eindeutig. Die D-U-N-S® Nummer wird unter anderem von der Europäischen Kommission und der ISO als Standard eingesetzt und empfohlen und von namhaften Grossunternehmen und Banken in der Schweiz bei der Identifi kation von Kunden und Lieferanten im Risikomanagement genutzt.

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