Sulzer umschwärmt Bodycote – Briten geben einen Korb

Die Hochzeit mit der halb so grossen Bodycote wäre Sulzer denn auch einiges wert: Satte 2,5 Mrd CHF würden die Winterthurer für den Kauf sämtlicher Bodycote-Aktien in die Hände nehmen. Sulzer offeriert nach zweimaliger Erhöhung 325 Pence pro Bodycote-Aktie in bar. Dies entspricht einer Prämie von 41%, wie es in einer Mitteilung vom Freitag heisst. Sulzer würde somit das 15,2-fache des im 2006 erwirtschafteten Betriebsgewinns (EBIT) von Bodycote zahlen.


Bodycote zeigt die kalte Schulter
Doch die britische Firma, die auf Materialveredelung durch Wärmebehandlung spezialisiert ist und rund 1’400 Angestellte beschäftigt, zeigt Sulzer die kalte Schulter. Sämtliche Übernahmeangebote wurden abgelehnt, auch verhandeln will Bodycote nicht. Der Bodycote-Verwaltungsrat beurteilte die Offerte als deutlich zu niedrig und forderte seine Aktionäre derweil auf, bezüglich ihrer Beteiligungen nichts zu unternehmen und die Aktien nicht über den Markt zu verkaufen. Bodycote habe eine attraktive Zukunft als unabhängige Firma, hiess es.


Sulzer prüft mögliche Optionen
Offenbar nimmt Sulzer die Absage sportlich: Nach der Ablehnung durch Bodycote würden nun mögliche Optionen geprüft, erklärte Sulzer. Es gebe allerdings keine Gewissheit, dass Sulzer überhaupt ein Angebot einreichen werde. Das Vorgehen weist darauf hin, dass es sich bei diesem Flirt wohl in erster Linie um einen Befreiungsschlag handelt. Der Übernahmeplan sei offenbar der Versuch Sulzers, mit Hilfe einer so genannten Giftpille unerwünschte Übernahme-Interessenten abzuschrecken, hiess es an der Börse.


Spekulationen um Einstieg von Victory
In letzter Zeit wurde verschiedentlich über einen Einstieg der österreichischen Beteiligungsgesellschaft Victory um Ronny Pecik bei Sulzer spekuliert.


Schwierig ohne Gegeninteresse der Briten
«Übernimmt Sulzer Bodycote wirklich, würden die Winterthurer ziemlich wachsen. Es wäre dann schwieriger, Sulzer zu übernehmen», erklärte Oliver Maslowski, Analyst bei Julius Bär, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA. Doch Maslowski zweifelt, dass der Deal klappe, solange kein Gegeninteresse der Briten vorhanden sei. «Auf einen feindlichen und teuren Übernahmekampf lässt sich Sulzer nicht ein», ist der Analyst überzeugt.


Sulzer verfügt über stattliche Kriegskasse
Das jetzige Übernahme-Angebot wäre finanziell von Sulzer zu bewältigen. Nach Verkäufen von Firmenteilen und einem vom Investitionsboom in der Ölindustrie getriebenen guten Geschäftsverlauf verfügt Sulzer über eine stattliche Kriegskasse. Laut Maslowski liegt die Nettoliquidität bei 300 Mio CHF und die Eigenkapitalquote bei 50%. «Sulzer könnte also noch viel mehr Fremdkapital aufnehmen.» Doch preislich werde der Konzern das Angebot kaum nachbessern.


Sulzers Vorgehen schleierhaft
Sulzers Vorgehen, den Briten aus heiterem Himmel schöne Augen zu machen, ohne bisher an Bodycote beteiligt zu sein, ist für einige Experten schleierhaft. «Man kann doch nicht erwarten, dass alle bisherigen Aktionäre einfach so ihre Aktien verkaufen», sagte ein Marktkenner.


Sulzer-Aktie legte zu
An der Schweizer Börse legte die Sulzer-Aktie bis am späteren Nachmittag um 3,3% zu. Auf Antrag des Unternehmens war der Handel vorübergehend bis 12.30 Uhr ausgesetzt worden. (awp/mc/ab)

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