Swiss-CEO Franz: «Ich trete nicht als Stellenabbauer an»


Der neue Swiss-CEO Christoph Franz tritt an, um bei der nationalen Airline den Steigflug einzuleiten. Er nimmt seine Sache ernst. Im Moneycab-Doppelinterview verraten er und VR-Präsident Pieter Bouw, was sie von ihrem Arbeitgeber halten.

Von Martin Skalsky


Ariline-Erfahrung – hier Lufthansa, dort KLM: Christoph Franz und Peiter Bouw
Moneycab: Herr Franz, wo steht die Swiss momentan?

Christoph Franz: Die Swiss befindet sich mitten in einem sehr vielversprechenden Turnaround-Prozess. Ich gehe mit viel Elan an meine neue Aufgabe. Ich sehe es als grosse Herausforderung an, die Swiss erfolgreich durch diese Turnaround-Phase zu führen. Ich glaube, die Swiss hat eine exzellente Zukunft vor sich.

Was macht Sie da so zuversichtlich?

Franz: Die Swiss und ihr fantastisches Produkt. Wer heute mit Swiss fliegt, profitiert von ausgezeichnetem Service.

Haben Sie nur mit First Class-Passagieren gesprochen oder gehen Sie auch mal in die Economy Class?

Franz: Mit dem fantastischen Produkt meine ich, dass sich die Swiss gut auf die Präferenzen der Kunden einstellen kann. Es kann nicht sein, dass ein Produkt egal bei welcher Zahlungsbereitschaft für jeden gleich ist. Das gibt es in keinem Unternehmen.

Sie gelten als knallharter Sanierer. Wann werden bei der Swiss weitere Stellen gestrichen?

Franz: Dazu kann ich zum jetzigen Zeitpunkt absolut nichts sagen. Dafür fehlt mir schlichtweg noch der Überblick. Eines ist aber klar: Die Erfahrung lehrt mich, dass sich die Führung eines Unternehmens in einer Umstrukturierungsphase auch mit der Massnahme Stellenabbau befassen muss. Ich trete allerdings nicht als Stellenabbauer an, sondern um das Unternehmen betriebsfähig zu machen. Dazu gibt es verschiedenste Massnahmen.

Als ehemaliger Lufthansa-Manager könnten Sie versuchen, die Kontakte der Swiss zu ihrem ehemaligen Arbeitgeber wieder zu intensivieren. Wird die Swiss irgendwann doch noch der Lufthansa-Allianz Star Alliance beitreten?

Franz: Auch hier ist es noch viel zu früh für eine Antwort. Natürlich kenne ich die Leute bei der Lufthansa. Das Thema steht aber momentan absolut nicht im Vordergrund. Jetzt möchte ich erst mal die Mitarbeiter der Swiss kennen lernen und mich mit dem Unternehmen vertraut machen.

Herr Bouw, Sie haben mit Herrn Franz einen jungen, dynamischen und gleichzeitig erfahrenen Luftfahrt- und Verkehrs-Manager an Bord der Swiss geholt. Sind Sie zufrieden mit der Wahl?

Pieter Bouw: Ja, sehr. Wir sind mit den Kandidaten durch einen harten Selektionsprozess gegangen. Ich bin froh, dass wir mit Herrn Franz einen CEO präsentieren können, der als Teamleader sowohl die Mitarbeiter, als auch die Kunden von Swiss versteht.

An der Spitze der nationalen Schweizer Fluglinie stehen nun ein Holländer und ein Deutscher. Was ist noch schweizerisch an unserer Airline?

Bouw: Die Swiss bewegt sich in einem internationalen Umfeld. Ich denke, die Herkunft ihrer Führungskräfte sollte keine grosse Rolle spielen. Es ist viel mehr wichtig, die Kompetenz zu haben, ein Unternehmen zu führen.

Franz: Mich hat immer wieder positiv überrascht, wie stolz die Swiss das Schweizer Kreuz in die Welt hinausfliegt, wie auch schon ihre Vorgänger-Airline Swissair. Einen Beitrag zu leisten, dass die Schweizer weiter stolz auf ihre Airline schauen können, ist eine grosse Motivation für mich. Da spielt es nicht so eine Rolle, ob ich selbst Schweizer bin oder nicht.

Flugzeuge und Eisenbahnen 
Christoph Franz hat sich gleich mehrere Bubenträume verwirklicht. Zwar fährt er meist nicht selbst, doch durfte er in seiner bislang noch kurzen Karriere immer wieder auf den Führerstand oder ins Cockpit. Franz wurde am 2. Mai 1960 geboren. Nach einem Studium zum Wirtschaftsingenieur an der Technischen Universität Darmstadt mit anschliessendem Doktorat, fing Franz bei der Lufthansa an, die Karriereleiter hochzusteigen. Schon bald nahm er Einfluss auf strategische Entscheide in Deutschland, Frankreich und der Türkei.

Von 1992 bis 1994 half er in einem kleinen Team mit, die Lufthansa in ihrem Turnaround nach dem ersten Golfkrieg zu führen. Nach erfolgreichem Abschluss dieser Phase wechselte Franz zur Deutschen Bahn AG. Dort machte er zuletzt als Mitverantwortlicher für das katastrophale neue Tarifsystem der Bahn negative Schlagzeilen.

Christoph Franz ist mit einer Französin verheiratet und ist Vater von 5 Kindern. Nach seinem Amtsantritt bei der Swiss will er mit seiner Familie in die Schweiz ziehen. (ska/mc)

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