Urs Rüegsegger, CEO der SGKB: «Ideal als Zukauf wäre für uns eine Privatbank oder ein grösserer externer Vermögensverwalter in der Schweiz mit einem starken Fokus auf das Geschäft mit Privatpersonen»

Urs Rüegsegger, CEO der SGKB: «Ideal als Zukauf wäre für uns eine Privatbank oder ein grösserer externer Vermögensverwalter in der Schweiz mit einem starken Fokus auf das Geschäft mit Privatpersonen»

Von Alexander Saheb


Moneycab: Für das Jahr 2006 konnten Sie ein Rekordergebnis ausweisen. Werden Sie das Wachstumstempo dieses Jahr halten können?


 


Urs Rüegsegger: Die SGKB-Gruppe ist zuversichtlich für das Jahr 2007. Allerdings muss man sich vor Augen halten, dass wir seit nunmehr 6 Jahren stark gewachsen sind und den Reingewinn im gleichen Zeitraum mehr als verdoppelt haben. Eine Fortführung im bestehenden Rhythmus wäre nur vor einem absolut idealen Umfeld möglich.



«Das Stammhaus der SGKB sieht tatsächlich Potenzial im Anlagegeschäft, sowohl für das Private Banking als auch das Retailgeschäft.» Urs Rüegsegger, CEO der SGKB



Wir sind mitten im Jahr. Wie ist das Jahr 2007 bisher gelaufen?


Das Jahr ist sehr gut angelaufen. Das ist allerdings für die Anfangsmonate nichts aussergewöhnliches. Für eine zuverlässige Beurteilung ist es noch zu früh.


 


Haben Sie mittelfristige strategische Ziele und streben definierte Finanzkenngrössen an?


Wir quantifizieren unsere strategischen Ziele anhand ausgesuchter finanzieller Kenngrössen, die wir den Investoren und Analysten offen legen. Dazu gehören beispielsweise das Wachstum der Ausleihungen und Kundenvermögen, die Cost-Income Ratio oder der auf dem Geschäftsvolumen erwirtschaftete Ertrag.


 


Die SGKB will sich stärker als «Anlagebank» positionieren. Dazu wurde auch die Position eines Chief Investment Officers für die SGKB-Gruppe geschaffen. Sehen Sie denn in der Vermögensverwaltung besondere Profitpotenziale?


Das Stammhaus der SGKB sieht tatsächlich Potenzial im Anlagegeschäft, sowohl für das Private Banking als auch das Retailgeschäft. Die Schaffung der Funktion des CIO stand jedoch in einem anderen Zusammenhang. Er leitet das Investment Centers (IC), welches als gruppenweit aktives Kompetenzzentrum alle Vetriebskanäle -jene der HYPOSWISS und der SGKB – mit qualitativ hoch stehenden Dienstleistungen unterstützt.


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Angestrebt wird ein Netto-Neugeldzufluss von 4 bis 5 Prozent jährlich. Wo sehen Sie  geographisch die grössten Wachstumschancen für Ihr Private Banking-Geschäft?


Unser Neugeld soll mittels verschiedener Massnahmen generiert werden. Auf der Seite des Private Bankings ist es erstens die Ausschöpfung des Marktes in der Ostschweiz durch die SGKB, wobei die bestehenden Beziehungen zu den KMUs gezielt genutzt werden. Zweitens erfolgt eine verstärkte Markbearbeitung in Südamerika und Osteuropa durch die HYPOSWISS. Diese soll drittens, das Geschäft in der deutschsprachigen Schweiz stärker ausbauen. Darüber hinaus sehen wir – wei bereits erwähnt – zusätzliches Potenzial im Retailgeschäft.



«Unser primäres Ziel ist es nach wie vor ein ausreichend starkes organisches Wachstum aufrecht zu erhalten, das Akquisitionen im Grunde nicht notwendig macht.»



Sie wollen erklärtermassen zukaufen, doch beim Verkauf der Private Banking-Aktivitäten von Swissfirst oder der Übernahme der Bank Linth kamen sie entweder nicht zum Zug oder beschlossen nicht mitzubieten. Was wäre ihr Wunschkauf?


Unser primäres Ziel ist es nach wie vor ein ausreichend starkes organisches Wachstum aufrecht zu erhalten, das Akquisitionen im Grunde nicht notwendig macht. Ideal wäre für uns eine Privatbank oder ein grösserer externer Vermögensverwalter in der Schweiz mit einem starken Fokus auf das Geschäft mit Privatpersonen.


 


Mit der Privatbank Hyposwiss sind Sie sogar in Osteuropa und Lateinamerika aktiv. Tragen Sie den dortigen Marktrisiken besonders Rechnung?


Mit der verstärkten Marktbearbeitung in Osteuropa und Südamerika bekommen die Compliance-Funktionen zweifellos eine grössere Bedeutung. Entsprechend haben wir unsere Organisation in den letzten Jahren verstärkt.


 


Wie lässt sich die Einführung einer gemeinsamen IT-Plattform mit der TKB an?

Die Hyposwiss ist ja schon auf das neue System migriert und die SGKB will 2008 folgen. Die HYPOSWISS hat am 2.Januar 2007 den Betrieb der neuen Plattform aufgenommen. Wir sind mit dem Projektverlauf sehr zufrieden. Nun wird es darum gehen, den neuen, auf das Retailgeschäft ausgerichteten Release bis Ende März 2008 auch bei der SGKB einzuführen.


 


Ihre Kleinaktionäre wollen steigende Kurse, der Mehrheitsaktionär Kanton St. Gallen verfolgt primär übergeordnete und nicht unbedingt finanzielle Ziele mit dem Engagement in der SGKB. Gibt es manchmal Momente wo Sie das im Alltagsgeschäft berücksichtigen müssen?


Wir erkennen keinen Interessenkonflikt zwischen den verschiedenen Aktionärsgruppen. Im Übrigen halten wir uns an den Grundsatz, sich auf das Bankgeschäft zu konzentrieren, der Aktienkurs wird dann folgen.


 


Wie beschreiben Sie Ihr Verhältnis zu den Kleinaktionären?


Die SGKB hat in der Zwischenzeit ca. 26’000 Aktionäre. Der grösste Teil davon sind Kleinaktionäre und wieder ein grosser Teil davon auch Kunden der SGKB. Es ist uns deshalb ein Anliegen, den Kontakt zu den Aktionären zu pflegen. Entsprechend offen ist unsere Kommunikation gegenüber Investoren. Unsere Generalversammlung ist zudem gezielt auf die Kleinaktionäre ausgerichtet. Es ist uns gelungen, sie bereits nach wenigen Durchführungen als bedeutenden kantonalen Grossanlass zu positionieren.






 


Der Gesprächspartner:


Der 1962 geborene Urs Rüegsegger ist seit Mai 2001 Präsident der Konzernleitung der St. Galler Kantonalbank. Er war ab 1993 Leiter Controlling am Zentralsitz der SGKB, baute 1997 als Mitglied der Geschäftsleitung den Bereich Projekte und Organisation auf und war in dieser Funktion insbesondere zuständig für die Einführung einer neuen IT-Plattform. In der Folge übernahm er die Bereichsleitung Service Center. Vor seinem Eintritt in die SGKB war er innerhalb der Swiss Re verantwortlich für die Finanzen der Tochtergruppe Audatex AG. Rüegsegger promovierte an der Universität St. Gallen nach einem Studium der Betriebswirtschaftslehre. Er ist verheiratet und hat eine Tochter.


 


Das Unternehmen:

1868 öffnete die ehemalige St. Gallische Kantonalbank erstmals ihre Schalter. Damals hatte die Bank die Aufgabe, den ländlichen Kantonsraum mit Bankdienstleistungen zu versorgen. Seitdem wuchs das Institut aus eigener Kraft und übernahm zehn andere regionale Banken. Im Jahr 2001 erfolgte eine Teilprivatisierung und die Aktien der SGKB wurden an der Schweizer Börse SWX kotiert. Die SGKB baut im Rahmen einer Neuausrichtung der Geschäftsstrategie seitdem das Private Banking stetig aus, unter anderem mit dem Erwerb der Zürcher Privatbank Hyposwiss im Jahre 2002 und der St. Galler Bank Thorbecke im Jahr 2003. Heute beschäftigt die Gruppe in 35 Niederlassungen mehr als 1000 Personen.

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