Vontobel: Konzerngewinn bricht um 57 Prozent ein

Unter Ausklammerung dieser Effekte hätte die Bank nach eigenen Angaben ein Ergebnis von 209 Mio CHF erzielt. Aufgrund des Geschäftsverlaufs kürzt die Bank ihre Dividende auf 1,20 CHF von bisher 2,00 CHF. «In diesem schwierigen Marktumfeld erwirtschaftete die Vontobel-Gruppe ein solides operatives Ergebnis», kommentiert CEO Herbert Scheidt am Donnerstag in einer Mitteilung die Geschäftsentwicklung im vergangenen Jahr. Die Erschütterungen in den letzten sechs Monaten hätten die Geschäftsentwicklung aller Marktteilnehmer teilweise dramatisch beeinträchtigt, so Scheidt weiter.


Neugeldzufluss gebremst
Spuren hinterliess die Krise bei Vontobel auch bei den Kundengeldern. So schmolz die Vermögensbasis per Ende 2008 auf 62,4 Mrd CHF nach 79,5 Mrd CHF Ende 2007. Weiterhin positiv entwickelte sich demgegenüber der Neugeldzufluss. So verbuchte die Bank im 2008 einen Geldzufluss in der Höhe von 3,9 Mrd CHF nachdem dem Institut 2007 noch 5,8 Mrd CHF zuflossen.


Tiefere Vermögensbasis
Gleichzeitig brachen die Erträge um rund 24% auf 756,0 (991,0) Mio ein. Als Hauptgründe für diesen Einbruch nennt die Bank einerseits die tiefere Vermögensbasis, andererseits die deutlich geringeren Emissions- und Handelsvolumina im Derivatgeschäft. Daneben hätten die erheblichen Bewertungsschwankungen auf dem Obligationenportfolio, das zur Absicherung der strukturierten Produkte dient das Ergebnis belastet, heisst es in der Medienmitteilung.


Bewertungsschwankungen schlagen mit 96 Mio CHF zu Buche
Die Bewertungsbewegungen seien durch die Ausweitung der Kreditspannen im Obligationenmarkt als Folge der beeinträchtigten Bonität vieler Schuldner verursacht worden. Zwar hätte die Veränderung des eigenen Kreditrisikos auf der Passivseite zu einer Reduktion der Verbindlichkeiten in der Höhe von 214,7 Mio CHF geführt. Aber diese Entlastung vermochte den negativen Effekt der Bewertungsschwankungen auf dem Obligationenportfolio nicht zu kompensieren. Netto belasteten die Bewertungsschwankungen das Ergebnis mit 96 Mio CHF, wird CFO Martin Sieg in der Mitteilung zitiert.


Zinsengeschäft weiterhin stark
Der Erfolg aus dem Zinsengeschäft erhöhte sich zwar um 45% auf 76,1 (52,4) Mio CHF, jener des Kommissions- und Dienstleistungsgeschäfts nahm hingegen um 11% auf 502,5 (566,7) Mio CHF ab. Der Erfolg aus dem Handelsgeschäft verminderte sich gar um 59% auf 150,8 (369,0) Mio CHF. Unter dem Strich resultierte ein Betriebsertrag von 756,0 (991,0) Mio CHF.


Kosten um 7 Prozent gedrückt
Den Rückgang auf der Ertragsseite konnte die Bank auf der Kostenseite nicht kompensieren. Insgesamt sank der Geschäftsaufwand inklusive Abschreibungen, Wertberichtigungen, Rückstellungen und Verluste lediglich um 7% auf 618,7 (667,6) Mio CHF. Daraus errechnet sich für 2008 eine Cost/Income Ratio von 80,6% gegenüber 67,0% im Vorjahr.


Erwartungen mehrheitlich nicht erfüllt
Mit dem ausgewiesenen Zahlenset hat die Gruppe die Erwartungen mehrheitlich verfehlt. Von AWP befragte Analysten rechneten im Schnitt mit einem Betriebsertrag von 840,9 Mio CHF, einem Aufwand von 631,9 Mio CHF und einem Konzerngewinn von 166,3 Mio CHF. Die Kundengelder wurden durchschnittlich bei 69,5 Mrd CHF und der Neugeldzufluss bei 4,7 Mrd CHF gesehen.


Intensivierte Sparbemühungen
Für das laufende Jahr rechnet die Vontobel Gruppe weiterhin mit einem schwierigen globalen Marktumfeld. In Anbetracht der deutlich tieferen Geschäftsvolumina und der rückläufigen Vermögensbasis will die Bank gleichzeitig die Sparbemühungen intensivieren. So will die Bank bis Ende 2010 ein zusätzliches Sparpotenzial von 40 bis 50 Mio CHF realisieren.


Abbau «einiger Dutzend» Stellen
Das Institut plant dazu ihre strategische Fokussierung zu verstärken und ihre Prozesse und Strukturen effizienter zu gestalten. Dazu gehört aber auch ein Personalabbau von «einigen Dutzend Stellen», erklärte Scheidt an einer Telefonkonferenz. Entlassungen sind aber keine geplant, der Abbau soll über die Fluktuation erfolgen.


Wachstumsinitiativen mit «Augenmass» fortsetzen
Trotz anhaltender Finanzkrise will die Bankengruppe aber bis ins Jahr 2010 weiterhin rund 100 Mrd CHF Kundengelder verwalten. Die Cost/Income Ratio soll bis dahin einen Wert zwischen 65% und 70% erreichen. Auch die Wachstumsinitiativen sollen mit «Augenmass» fortgesetzt werden, gab Scheidt zu Protokoll. (awp/mc/ps/11)

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