Wer die Governance nicht ehrt, ist der SOA nicht wert

SOA in der IT ist, das darf man nicht vergessen, nicht nur ein Hypethema, um das IT-Anbieter seit einigen Jahren ein riesiges Marketinggetöse aufführen, sondern auch ein Konzept, das inzwischen bei IT-Abteilungen und Unternehmensleitungen viel Anklang findet. Entsprechend stürzen sich vor allem Grossunternehmen weltweit in Pilotprojekte und immer öfter auch breitere Einführungen der viel gerühmten «Service Orientierten Architektur» in ihrer Softwareinfrastruktur.
 
Das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Gartner versucht nun aber, die betreffenden Unternehmen etwas zu zügeln. Unternehmen, die ein SOA-Projekt ins Auge fassen, vor allem wenn es sich um ein umfassenderes Projekt handelt, sollten der IT-Governance – der Organisation, Steuerung und Kontrolle dieser Projekte – mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit widmen, wie den technischen Aspekten. «Reale Implementationen haben uns gezeigt, dass SOA erfordert, dass mehr in die Governance des Service Designs und die Entwicklung von ‹Best Practices› bei der Applikationsintegration investiert wird, als dies die meisten Unternehmen gegenwärtig tun,» erklärt Gartner-Experte Paolo Malinverno.
 
Anfangserfolge sind keine Garantie
Und sein Kollege Massimo Pezzini ergänzt: «Auch die technischen Risiken sollten nicht unterschätzt werden. Die Einfachheit, mit der viele moderne SOA-Tools angewendet werden können, täuscht oft über die eigentliche Komplexität der Implementierung einer verlässlichen SOA-Plattform hinweg. Die Implementierung einer Unternehmens-weiten SOA-Infrastruktur, die nicht nur verlässlich sondern auch genügend skalierbar, leistungsfähig, sicher und einfach verwaltbar bleibt, verlangt ein technisches Know-how, das erst wenige Unternehmen besitzen.»
 
Bei den meisten Unternehmen, glaubt Gartner, seien sowohl die IT-Governance-Mechanismen als auch das technische Know-how für SOA-Projekte noch nicht adäquat. Auch 2010, so Gartner, werden noch weniger als ein Viertel aller Grossunternehmen wirklich beide Aspekte genügend im Griff haben.
 
Unter anderem sollte man sich davor hüten, schnelle und einfach errungene Anfangserfolge in Projekten zu überbewerten. In der Anfangsphase seien auftretende Problem noch hauptsächlich technischer Natur und oft relativ einfach zu bewältigen. Das Risiko, dass ein SOA-Projekt bereits in der Startphase scheitere, sei also realtiv gering. Später wird die Sache heikler. Malinverno: «Wenn ein SOA-Projekt wächst, steigt die ‹Risikokurve› immer höher. Darum sollten Unternehmen nie an ein SOA-Projekt denken, ohne Governance-Mechanismen rund um Servicedefinition, Implementation und Unterhalt einzurichten.» Das bedeutet, so Malinverno, unter anderem auch dass genügend Personalressourcen für diese Aufgaben reserviert werden sollten. Seine abschliessende Warnung: «Leider führt der Enthusiasmus über SOA und die durch eine Implementation winkenden Vorteile dazu, dass viele Kunden riskante Abkürzungen wählen.» (Inside-IT/mc)

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