KOF: Schweizer Unternehmen weniger optimistisch

KOF: Schweizer Unternehmen weniger optimistisch

Zürich – Der KOF Geschäftslageindikator für die Schweizer Privatwirtschaft ist im Juli wieder gesunken, nachdem er zuvor zwei Monate in Folge gestiegen war. Über den ganzen Frühling hinweg hat sich die Geschäftslage der Unternehmen insgesamt geringfügig verbessert. Hinsichtlich der Geschäftsentwicklung im kommenden halben Jahr sind die Unternehmen weiterhin zuversichtlich, aber nicht mehr ganz so optimistisch wie zuvor. Zusätzliche Mitarbeiter wollen die Betriebe seltener einstellen als bisher. Die Schweizer Wirtschaft präsentiert sich robust, gewinnt aber momentan kaum zusätzlich an Schwung.

Die Geschäftslage in der Industrie ist nach wie vor unbefriedigend; sie hat sich im Juli gegenüber dem Vormonat kaum verändert. Der Bestellungseingang hat weiter an Dynamik verloren, so dass die Unternehmen verbreitet unzufrieden mit den Auftragsbeständen sind. Die technischen Produktionskapazitäten werden aktuell wieder etwas häufiger als zu gross eingeschätzt. Die Auslastung der Maschinen und Geräte wurde in den vergangenen drei Monaten etwas reduziert. Die Kapazitätsauslastung ist mit 80.5% im längerfristigen Vergleich unterdurchschnittlich.

Da sich die Wettbewerbsposition der Industriebetriebe auf den Auslandsmärkten nicht mehr so stark verschlechterte wie im Vorjahr, verlangsamte sich die Erosion der Ertragslage deutlich. Die Geschäftserwartungen der Firmen bezüglich der Entwicklung im kommenden halben Jahr sind von leichter Zuversicht geprägt. Die Befragungsteilnehmer rechnen sich etwas bessere Chancen im Exportgeschäft aus als bislang und wollen insgesamt die Produktion erhöhen. Bei den Verkaufspreisen hoffen sie, seltener zusätzliche Abschläge vornehmen zu müssen. Da die Unternehmen ihre Mitarbeiterzahl weiterhin als moderat zu hoch einschätzen, halten sie am Ziel, Personal einzusparen, nahezu unverändert fest.

Die gute Geschäftslage im Baugewerbe hat sich aktuell nochmals verbessert. Die Branche lastete die vorhandenen Geräte und Maschinen stärker aus als bisher. Die Reichweite der Auftragsbestände hat zugenommen. Eine weiter steigende Nachfrage erwarten die Baufirmen aber kaum noch. Der Projektierungssektor berichtet von einer weiterhin sehr guten Geschäftslage und vollen Auftragsbüchern.

Die Detailhändler sind mit ihrer Geschäftslage erneut etwas unzufriedener als im Vormonat. Die Kundenfrequenz hat gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat abgenommen. Dennoch wurden zuletzt die zu grossen Warenbestände etwas abgebaut. Dabei litt die Ertragslage abermals. Obwohl die Mitarbeiterzahl als leicht zu hoch eingeschätzt wird, sind die Personalplanungen auf einen geringen Personalaufbau ausgerichtet. In ihren Geschäftserwartungen gehen die Detailhändler von einer nahezu stabilen Entwicklung im kommenden halben Jahr aus.

Im Grosshandel hat sich die Geschäftslage wieder verbessert. Der Nachfragerückgang verlangsamte sich und die überhöhten Lagerbestände wurden etwas reduziert. Eine weitere Belebung der Geschäfte erwarten die Grosshändler aber weniger häufig als im Vorquartal. Dennoch dürften sich ihre Lieferfristen etwas verlängern. Da die Grosshändler vermehrt mit steigenden Einkaufspreisen rechnen, wollen sie selber seltener Zugeständnisse bei ihren Verkaufspreisen machen.

Im Gastgewerbe ist die Geschäftslage nicht mehr ganz so schlecht wie im Frühjahr. Insbesondere die Beherbergungsbetriebe klagen nicht mehr so häufig über eine unbefriedigende Geschäftslage. Die Zimmerbelegung ist höher als bisher. Die Ertragslage der Betriebe im Gastgewerbe hat sich nicht mehr so rasant verschlechtert wie im Vorjahr. Weitere Preisabschläge beabsichtigen die Unternehmen kaum noch. Die Mitarbeiterzahl wird weiterhin als zu hoch eingeschätzt, so dass Stellenkürzungen vorgesehen sind. Die Personalplanungen sind aber erheblich weniger negativ als zur gleichen Zeit des Vorjahres.

Die Geschäftslage bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern ist etwas weniger positiv als bislang. Insbesondere die Versicherungen bewerten ihre Geschäftslage als nicht mehr ganz so hervorragend wie in den vergangenen Monaten. Gleichwohl bewerten sie ihre aktuelle Situation als gut. Bei den Banken hat sich an der günstigen Geschäftslage des Vormonats kaum etwas verändert. Während die Versicherer weiterhin von besseren Geschäften in den kommenden sechs Monaten ausgehen, rechnen die Banken mit einer nahezu stabilen Geschäftsentwicklung. Da die Banken ihre Mitarbeiterzahl weiterhin als etwas zu hoch erachten, zielen ihre Personalplanungen auf eine moderate Reduzierung der Personaldecke. Die Personalpläne der Versicherer sind dagegen weiterhin leicht positiv.

Bei den übrigen Dienstleistern ist die Geschäftslage nach wie vor sehr gut, allerdings nicht mehr ganz so hervorragend wie noch im April. Der vorhandene Mitarbeiterstamm wird von den Unternehmen seltener als zu klein angesehen. Daher sind auch die Personalpläne weniger deutlich auf Zuwachs ausgelegt als bisher. Hinsichtlich der Geschäfte im kommenden halben Jahr sind die Dienstleister weiterhin optimistisch, wenn auch gedämpfter als im Frühjahr. In die Ergebnisse der aktuellen KOF Konjunkturumfragen im Juli 2013 sind die Antworten von mehr als 6000 Unternehmen aus der Industrie, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen eingeflossen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 52%. (KOF/mc/ps)

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