Rückblick 2012: «Digitale Demenz» greift um sich

Rückblick 2012: «Digitale Demenz» greift um sich

Der nicht stattgefundene Weltuntergang vom 21. Dezember hat auch Tourismusrekorde gebrochen.

Wien – Die Welt dreht sich trotz der Maya-Prophezeiung eines Weltuntergangs für den 21. Dezember noch immer. Dem nicht genug: Sie hat in den vergangenen zwölf Monaten unzählige Entwicklungen in den Bereichen Tourismus, Technologie und Medizin hervorgebracht. Aber auch leichtfertiges Handeln bewirkten das Unglück der Costa Concordia. Die mangelnde Einsicht in Hinblick auf die Folgen des weiter ungebremsten CO2-Ausstosses bringen zudem globale Herausforderungen mit sich.

Technik verdummt Gesellschaft
Für hitzige Sommerdebatten sorgte Manfred Spitzer mit seiner These der «Digitalen Demenz». Computerspiele, TV, Social Media, Handy und Co lassen die Menschen verdummen und beschleunigen somit den Gehirnverfall, so der plakative Angriff des Ulmer Gehirnforschers.

Bedürfen auch viele der Behauptungen weiterer Überprüfung, zeigen sowohl die Vehemenz des Widerstandes als auch die Verkaufszahlen des Buches, dass Spitzer den Nerv der Zeit getroffen hat: Gesunder Umgang mit Medien ist uns nicht in die Wiege gelegt. Erst das erklärt, warum sich die US-Army mit E-Mail-Urlaub beschäftigt oder «Digital-Therapie» als Berufsfeld entsteht.

Luxusliner massiv in der Kritik
Anfang des Jahres sorgte menschliches Versagen bei der Costa Concordia für Aufsehen. Nicht nur der Zusammenprall mit einem Felsen an der Küste der italienischen Insel Giglio, sondern auch grobe Fehler bei der Evakuierung, die fünf Menschen das Leben kostete, hätten verhindert werden können. Die Branche gerät daraufhin imme in die Kritik. Zum ersten Mal wurden anlässlich des 100. Jahrestages des Titanic-Untergangs Schwachstellen dieses Boom-Sektors im Tourismus debattiert.

Konsumentenschützer beklagen die Nicht-Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen. Zudem sollen Kunden sowie Angestellte ausgenommen werden. Überstunden und Dumping-Löhne sind zur Normalität geworden, um dem wirtschaftlichen Druck standzuhalten. Zusätzlich stellt die Umweltbelastung einen Nachteil von Kreuzfahrten dar. Ein typisches Schiff produziert drei Mal so viele Treibhausgase pro Kilometer als eine Boeing 747 und so viele Schadstoffe wie fünf Mio. Autos auf derselben Strecke.

Slumtourismus wird Mainstream
Nachhaltiger Tourismus zählt zu den grössten Wirtschaftsfaktoren und fördert das Kennenlernen der Echtheit bestimmter Kulturen. Aus dem Ökotourismus ziehen nicht nur die Besucher, sondern auch die Einheimischen ihre Vorteile. Nicht nur der Lebensstandart der Bewohner ändert sich, auch wächst das gegenseitige Verständnis der Kulturen. Die Branche bietet auch Trips in Elendsviertel an, um Einblicke in das Leben armer Menschen zu bekommen.

Das anfängliche Nischenprodukt hat sich mittlerweile zum Mainstream-Angebot gewandelt. Die Slumbewohner profitieren finanziell von den Veranstaltern. Zusätzlich hat der vorhergesagte Weltuntergang für den 21. Dezember viele Personen nicht nur panisch werden lassen, sondern auch den Tourismusrekord gebrochen. Dabei sollen rund 52 Mio. Touristen in ehemalige Maya-Gebiete reisen.

Dieselabgase als Krebserreger
Politisch brisant war die WHO-Studie, die Dieselabgase als «eindeutig krebserregend» klassifizierte. So sterben doppelt so viele Menschen durch die Auswirkungen als durch Verkehrsunfälle. Die Problemliste der Verkehrstreibstoffe wird immer länger, denn selbst EU-Bestrebungen unter dem Deckmantel der Ökologie, wie etwa die ständige Erhöhung der Biodiesel-Anteile, haben in den Palmöl-Anbauländern, jedoch auch für das Weltklima verheerende Folgen.

Originell war der Vorschlag, Diesel mit Stinke-Zusätzen zu versehen. Zielführender wird es sein, die gesamte Mobilität der Gesellschaft zu überdenken und neu zu gestalten. Die Vorzeichen stehen gut: Das Auto ist bei Jugendlichen längst kein Statussymbol mehr, die Verkehrsplanung baut Straßen wegen stagnierender Wegdistanzen historisch erstmals eher zurück statt neu und Carsharing boomt. (pte/mc/ps)

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