Alois Vinzens, CEO Graubündner Kantonalbank

Alois Vinzens, CEO Graubündner Kantonalbank

Alois Vinzens, CEO Graubündner Kantonalbank. (Foto: GKB)

von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Vinzens, die GKB hat in der ersten Jahreshälfte das Ergebnis auf dem Niveau des Vorjahres halten können. Der Bruttogewinn blieb bei 109,2 Mio. Franken stabil, der Konzerngewinn stieg leicht um 0,4 % auf 88,5 Mio. Franken, dies trotz eines um 1,7 % tieferen Ergebnisses im Zinsengeschäft. Wie wurde das tiefere Zinsniveau kompensiert?

Alois Vinzens: Das Wachstum sowie die leicht korrigierte Anlagestrategie des Eigenkapitals kompensierten einen Teil der Mindererträge infolge des tieferen Zinsniveaus. Weiter konnten auch die Kosten leicht gesenkt werden.

Das Umfeld mit tiefen Zinsen, höheren regulatorischen Anforderungen, dem Druck auf den Finanzplatz etc. ist anspruchsvoll. Wie werten Sie generell das unter diesen Vorzeichen erzielte Resultat?

Wir sind mit dem publizierten Ergebnis zufrieden, zumal das Ergebnis nicht durch erhöhte Kredit- oder Bilanzstrukturrisiken „erkauft“ wurde. Es ist eine grosse Herausforderung, im Rahmen der zunehmenden Regulierungsdichte die Produktivität hochzuhalten. Das ist uns gelungen und eröffnet uns Handlungsspielraum für die Zukunft.

«Es ist eine grosse Herausforderung, im Rahmen der zunehmenden Regulierungsdichte die Produktivität hochzuhalten.»
Alois Vinzens, CEO Graubündner Kantonalbank

Das Zinsniveau dürfte noch auf Jahre hinaus tief bleiben. Welche Handlungsoptionen sehen Sie?

Auch wenn das Zinsniveau – gemäss heutiger Beurteilung – auf absehbare Zeit sehr tief bleiben wird, versuchen wir nicht durch einen längeren Anlagehorizont des Eigenkapitals die Mindererträge auszugleichen. Die Entschädigung, welche aus der Steilheit der Zinskurve abzulesen ist, erachten wir im Vergleich zum Risiko als zu gering. Wir lehnen es ab, das Ergebnis zu Lasten der Zukunft zu optimieren. Soweit der Wettbewerb es zulässt, werden wir versuchen die Margen im Aktivgeschäft weiter auszubauen.

Die eigenen Erwartungen wurden übertroffen. Von welcher Entwicklung gehen Sie in der zweiten Jahreshälfte aus?

Wir rechnen für das zweite Halbjahr mit stabilen Geld- und Kapitalmärkten. Vor diesem Hintergrund haben wird die Gewinnprognose nach dem erfreulichen ersten Semester leicht erhöht.

«Die veränderten Rahmenbedingungen zwingen uns weiter, das Anlagegeschäft neu zu positionieren.»

Bezüglich der strategischen Positionierung halten Sie fest, es gelte nicht nur Risiken zu sehen, sondern auch Chancen und diese zu nutzen. An was denken Sie dabei?

Mit dieser Aussage ist eine generelle Denkhaltung angesprochen. Einer unserer strategischen Grundsätze im Risk Management orientiert sich am antizyklischen Verhalten. Fokussiert der Markt auf die Risiken, eröffnen sich durch die erhöhten Entschädigungen immer auch Chancen. Diese Aussage versteht sich nicht als eine Abkehr von unserer bewährten Risikostrategie.

Die veränderten Rahmenbedingungen zwingen uns weiter, das Anlagegeschäft neu zu positionieren. Das fördert die Innovation und mobilisiert neue Kräfte. Der Prozess ist in vollem Gange. Wir glauben, dass wir unsere bereits gute Position im Anlagegeschäft weiter ausbauen können.

Schwierig gestaltete sich in H1 die Situation bezüglich Neugelder, es war sogar ein Neugeldabfluss von 10 Mio. Franken zu verzeichnen. Worauf führen Sie dies zurück?

Die Strukturveränderungen im Anlagegeschäft, insbesondere im Geschäft mit ausländischen Kunden, sowie der intensivierte Kampf um Kundengelder haben das Wachstum im ersten Semester erschwert. In der Vergangenheit profitierte die Bank aufgrund ihrer hervorragenden Bonität zudem stärker von Liquiditätsanlagen.

Die Hypothekarforderungen sind um weitere 2,5 % auf nun 13,265 Mrd. Franken gestiegen. Welche Entwicklungen waren im Bündner Immobilienmarkt in den letzten Monaten festzustellen?

Der Immobilienmarkt im Kanton Graubünden präsentiert sich sehr heterogen. In den Tourismusregionen und peripheren Lagen brachte die Zweitwohnungsinitiative die Projektneuentwicklungen fast zum Erliegen und die Handänderungen leiden unter der bestehenden Rechtsunsicherheit. Im Churer Rheintal zeigt sich die Entwicklung robust mit lokal kleinem Korrekturpotential.

Die Bankiervereinigung verschärft die Richtlinien zur Hypothekenfinanzierung, u.a. mit einer Verkürzung der Frist für die Amortisation der Hypothekarschuld auf 2/3 des Belehnungswerts. Wie werten Sie diesen «Kompromiss» zwischen Banken und Finanzaufsicht, die massiv Druck auf die Banken ausgeübt hat?

Wir erachten die Lösung als vernünftigen Kompromiss.

Die GKB hat im Juni eine Online-Hypothek lanciert. Haben Sie bereits erste Anhaltspunkte, wie das Produkt bei den Kunden ankommt?

Wir erhalten laufend Anfragen über diesen neuen Kanal. Die Reaktionen sind bisher positiv. Kundinnen und Kunden schätzen die Möglichkeit, orts- und zeitunabhängig eine Finanzierung für ihr Wohneigentum zu beantragen.

«Die Ergebnisse bestätigen die ursprüngliche Risikoeinschätzung, wonach das Geschäft mit US-Kunden für die GKB von geringer Relevanz war.»

Die GKB nimmt am laufenden US-Steuerprogramm in der Kategorie 2 teil. Was hat die Analyse der Kundendaten ergeben und wann schätzen Sie, kommt die ganze Angelegenheit zu einem Abschluss?

Die Analyse der Kundendaten wurde planmässig abgeschlossen. Die Ergebnisse bestätigen die ursprüngliche Risikoeinschätzung, wonach das Geschäft mit US-Kunden für die GKB von geringer Relevanz war. Der Abschluss des Verfahrens wird für den kommenden Herbst erwartet. Die Bank hat entsprechend Rückstellungen für Verfahrenskosten und eine potenzielle Busse gebildet.

In welcher Höhe hat die GKB Rückstellungen für Verfahrenskosten und eine allfällige Busse getätigt?

Die GKB macht aus verhandlungstechnischen Gründen keine Angaben zu den gebildeten Rückstellungen für das US Geschäft.

Herr Vinzens, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Alois Vinzens (1959) ist seit 2003 Vorsitzender der Geschäftsleitung der Graubündner Kantonalbank (CEO). Er ist in Ilanz geboren, verheiratet und Vater von zwei Söhnen. Sein Studium der Wirtschaftswissenschaften zum lic. oec. HSG absolvierte er an der Universität St. Gallen. Danach folgte das Diplom als eidg. dipl. Wirtschaftsprüfer. Alois Vinzens absolvierte im Jahr 2001 das AMP an der Harvard Business School in Boston und war danach (2001/2002) bei Swiss Re Americas in New York tätig. Alois Vinzens bekleidet diverse Mandate in Finanz und Wirtschaft. In Graubünden engagiert er sich ausserhalb seiner Bankfunktion als Präsident des Wirtschaftsforums Graubünden sowie im Vorstand der HTW Chur.

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