Peter Ronchetti, General Manager CSC Schweiz

Peter Ronchetti, General Manager CSC Schweiz

Peter Ronchetti, General Manager CSC Schweiz (Bild: CSC)

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Ronchetti, weltweit befindet sich CSC inmitten eines viel beachteten Turnarounds vom klassischen IT-Outsourcer zum hybriden Cloud- und Cloud-Outsourcer. Wo befindet sich die CSC Schweiz in diesem Prozess, was sind die nächsten wichtigen Schritte?

Peter Ronchetti: Die CSC hat sich in den letzten zwei Jahren erfolgreich neu ausgerichtet und ist für die „Next-Gen-IT-Themen“ der Zukunft gut positioniert. Die Transformation vom „klassischen“ IT-Outsourcer“ über den „Cloud Outsourcer“ hin zum „Trusted IT Advisor“ entspricht ebenfalls den Vorstellungen was den Prozessablauf betrifft und konnte dank den eingegangenen Partnerschaften und Zukäufen von zukunftsweisenden Unternehmen zusätzlich vorangetrieben werden.

«Die CSC hat sich in den letzten zwei Jahren erfolgreich neu ausgerichtet und ist für die „Next-Gen-IT-Themen“ der Zukunft gut positioniert.» Peter Ronchetti, General Manager CSC Schweiz

Mit unseren motivierten Mitarbeitenden und ausgewiesenen Partnern arbeiten wir nun täglich daran, der wachsenden Nachfrage nach unseren «Next-Generation-Angeboten» wie etwa den Cloud- und Big Data-Technologien gerecht zu werden. Dazu gehören auch Angebote wie etwa die von Gartner im letzten Cloud Magic Quadrant 2014 angeführte CSC Agility Platform (ServiceMesh), welche das Management, die Automatisierung und Integration der verschiedenen Cloud-Modelle, Cloud-Services und Enterprise-Applikationen vereinfachen. Das erhöht die Reaktionsfähigkeit im Markt, beschleunigt die Auslieferung von Applikationen und senkt die Kosten.

Die komplette Integration und das zentrale Management von Private, Hybrid und Public Cloud Architekturen mit Enterprise-Applikationen und IT-Services in einer zentralen Plattform ist somit keine Vision mehr, sondern längst Realität.

Synchron mit den Resultaten des letzten Quartals dürfte das Fiskaljahr 2015 bezüglich Umsatz stabil bleiben, oder nur leicht abnehmen. Wachstum versprechen die Themen Cloud, Big Data und Sicherheit (Cyber Security). Welche Themen stehen bei den Schweizer Kunden im Vordergrund?

Der Umbau der IT-Abteilungen hat auch in der Schweiz für die meisten CIOs oberste Priorität (weltweit für 70 Prozent, gemäss CIO Survey 2014-2015). Application Modernization, Big Data und Cyber Security gehören dabei zu den Top-3-Initiativen der IT-Verantwortlichen, wobei sich die CIOs von der Apps-Modernisierung den grössten Einfluss auf den Geschäftserfolg versprechen.

Wir sehen uns in unserem Vorhaben bestätigt, unsere Kunden in diesem wichtigen Schritt in die „Next Generation“ der IT zu unterstützen. Dabei können wir ebenso auf unser erfahrenes Team in der Schweiz wie auch auf unsere global verfügbaren Ressourcen und Referenzen zählen.

«Die Schweiz ist auf eine vernetzte Produktion nicht vorbereitet. In knapp jedem zweiten Unternehmen fehlt es heute schon an Fachkräften, die mit IT-Wissen plus Fertigungs-Know-how die vierte industrielle Revolution gestalten könnten.»

Der Wechsel zum Cloud-Outsourcing Anbieter wird vor allem auch mit neuen Partnerschaften wie denjenigen mit IBM, SAP, VMware oder HCL vollzogen. Wie beeinflussen diese und andere Partnerschaften das Geschäftsmodell der Schweizer Niederlassung?

Wir sind seit langem erfolgreich mit dem „Best of Breed“-Ansatz unterwegs und werden dies in Zukunft noch konsequenter verfolgen. Der Kunde profitiert dabei vom Einsatz der bestmöglichen Anwendung, welche durch CSC orchestriert und von ausgewiesenen Partnern bereitgestellt wird. Die verschiedenen Anwendungen werden dann über Schnittstellen miteinander verknüpft.

Die deutsche Bundesregierung hat die “Industrie 4.0” in ihre Strategie aufgenommen und unterstützt das Projekt mit verschiedenen Massnahmen. Das Ziel sind intelligente Fabriken, die effizienter mit Ressourcen umgehen und flexibler auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren. Als Basis dient unter anderen das Internet der Dinge. Wie weit ist die Schweiz in technischer und politischer Hinsicht für die Industrie 4.0?

Die Schweiz ist auf eine vernetzte Produktion (CSC Studie Industrie 4.0) nicht vorbereitet. In knapp jedem zweiten Unternehmen fehlt es heute schon an Fachkräften, die mit IT-Wissen plus Fertigungs-Know-how die vierte industrielle Revolution gestalten könnten. Zudem plant nicht einmal jeder vierte Betrieb Aus- und Weiterbildungsprogramme zum Thema Industrie 4.0.

«Eine akademische Ausbildung, die gleichzeitig ingenieurwissenschaftliche und IT-Kenntnisse vermittelt, hat sich bisher nicht etabliert.»

In Zukunft wird auf dem Weg zur Smart Factory die klassische Arbeits-Trennung zwischen einerseits „Planungs-Spezialisten“ und andererseits „Kollegen mit Kontrollaufgaben“ schrittweise aufgehoben. Der Grund: Die intelligente Kombination bestehender Technologien für die vernetzte Fabrik erfordert übergreifende Prozesse, in denen das Know-how der Mitarbeiter gebündelt wird und zu neuen Produktionsabläufen führt. Diese Auflösung fester Abteilungen und die Zusammenarbeit mit unbekannten Kollegen wird das soziale Klima in der Belegschaft verändern. Um hier den Zusammenhalt nicht unnötig zu gefährden, sollten die Betriebe möglichst frühzeitig ein HR-Management betreiben, das den Übergang zur Industrie 4.0 professionell begleitet.

Die führende Rolle des Personalmanagements auf dem Weg zur Industrie 4.0 ist nicht zuletzt durch die aktuelle Ausbildungssituation an den Hochschulen begründet. Eine akademische Ausbildung, die gleichzeitig ingenieurwissenschaftliche und IT-Kenntnisse vermittelt, hat sich bisher nicht etabliert.

Die Schweiz gewinnt dank modernster Rechenzentren, einer hervorragenden Sicherheitslage und hochstehenden Infrastruktur zunehmend an Bedeutung als Hub für Informationshaltung. Dem entgegen wirkt der starke Schweizer Franken. Wir sehen Sie die künftige Entwicklung der Schweiz als Daten- und Informationslager im internationalen Wettbewerb?

Die Menge digitaler Daten explodiert und verteilt sich auf der ganzen Welt. Diese Entwicklung zwingt natürlich Unternehmen zu einer Sicherheitsstrategie, bei der die sensiblen Daten besonders zu schützen sind. Hier sind Dienstleistungen gefragt, die bei Rechenzentren beginnen und bis hin zum komplexen Data Management und zu Cyber Security Solutions gehen. Gerade Schweizer Anbieter haben das Attribut Swissness als grosses Potenzial erkannt.

Als globaler Player mit mehreren Standorten in der Schweiz können wir von diesem Attribut ebenfalls profitieren – sofern dies für den Kunden überhaupt ein Entscheidungskriterium ist. Denn ein top modernes, hochsicheres Rechenzentren ohne durchdachtes Data Management und überzeugende Cyber Security Solution garantiert bekanntlich noch keine Datensicherheit. Hinzu kommt, dass trotz allem die Schweizer Dienste 20 bis 25 Prozent teurer als in manch anderen europäischen Ländern sind.

Bei unseren internationalen Kunden sehen wir deshalb andere Entscheidungskriterien, welche sich schlussendlich über einen professionellen Service und zukunftsweisende Technologien zu einem überzeugenden Preis definieren – unabhängig davon, aus welchem Land sie in Europa, Asien oder den USA angeboten werden.

Die Digitalisierung stellt gerade die Geschäftsmodelle von Medien-, Finanz oder Automobilunternehmen auf den Kopf. Google, Uber, Apple oder Facebook verdrängen traditionelle Anbieter und entwickeln sich zu Börsengiganten. Mit dem Wegfall der physischen Strukturen verschwinden auch die daran gebundenen Arbeitsplätze. Wie kann sich die Schweiz auf diese Entwicklung einstellen?

Mobile Anwendungen eröffnen immer mehr neue Möglichkeiten und verbessern dadurch bestehende Geschäftspraktiken. Dabei sind einzelne mobile Technologien mittlerweile soweit ausgereift, dass Unternehmen die Gelegenheit wahrnehmen, ihre operativen Prozesse zu transformieren. Folgende Erwartungen sehen wir bei unseren Kunden im Fokus:

  • Kosten senken durch den Einsatz von Mobile Business
  • Kundenbindung und der Servicequalität nachhaltig steigern
  • Sinnvolles Abbilden von Prozessen & Anwendungen auf einem mobilen Device zur Beschleunigung der Geschäftsabläufe
  • Gewährleistung der Sicherheit von geschäftlichen Daten, z.B. im Fall eines Geräteverlustes
  • Effizientes Verwalten und homogenes Integrieren einer beliebigen Anzahl von Geräten und Plattformen

Wir raten unseren Kunden, folgende Fragen zu beantworten, um eine in sich schlüssige und auf die Geschäftsziele abgestimmte Mobile-Business-Strategie zu formulieren:

  • Welche Prozesse versprechen bei mobiler Durchführung, Mitarbeitermotivation, Kundenbindung und Servicequalität nachhaltig zu steigern?
  • Wo lassen sich durch mobile Lösungen Kosten senken und Prozesse beschleunigen?
  • Welche Arbeitsschritte können mobil ausgeführt werden, ohne dass Teamwork und Gesamtprozess darunter leiden?
  • Welche Übertragungskanäle bieten ausreichende Sicherheit für Daten welcher Sensibilitätsstufe?

«„Digital Leadership“ statt „Digital Management“ ist gefragt.»

Während früher ein CIO gemessen wurde an der Mächtigkeit der IT-Abteilung und der intern verfügbaren Ressourcen, fordern Outsourcing, Cloud und Virtualisierung andere Fähigkeiten. Was zeichnet heute einen erfolgreichen CIO oder IT-Manager aus?

Diese Frage wird immer wieder heiss diskutiert, denn wir sind ja in zunehmendem Masse von «smarten» Produkten, von Social-Media-Marketing, modernster Analytik, verbraucherfreundlichen Technologien und bahnbrechenden Innovationen geprägt. Als CIO oder IT-Manager folgt dabei rasch die Erkenntnis, dass die nötige digitale Expertise fehlt. Das Senior Management ist unseres Erachtens oft unzureichend auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet. Gleichzeitig müssen sich die IT-Abteilungen oft noch von ihrer Backoffice-Mentalität und ihrem Selbstverständnis der Vergangenheit lösen. „Digital Leadership“ statt „Digital Management“ ist gefragt.

Die Ergebnisse kennen wir sonst alle: Verpasste Chancen, enttäuschende Projekte, Zeit- und Geldverschwendung, fehlende Verantwortlichkeiten, organisatorisches Chaos und vieles mehr. Tatsache ist: Niemand hat das Monopol auf die digitale Vorherrschaft. Aber das bedeutet, dass Teamwork allein kaum genug sein wird. In einer Zeit, da praktisch jeder Aspekt der Geschäftstätigkeit von IT abhängig ist, kann im Prinzip jeder Mitarbeiter, Manager, IT-Experte und sogar der Kunde in seinem Zuständigkeitsbereich die digitale Vorreiterrolle übernehmen.

Jedes Unternehmen schreibt sich heute “Nachhaltigkeit” auf die Fahne. Was bedeutet Nachhaltigkeit bei der CSC, welche speziellen Aspekte sehen Sie, die CSC von den Mitbewerbern abheben könnten?

Corporate Responsibility ein wichtiger Bestandteil des Unternehmens, der in die Kultur und Wirtschaft von CSC integriert ist. Es ist die Basis für künftiges Wachstum des Unternehmens, Kundenbindung und globale Nachhaltigkeit. CSC hat im letzten Herbst seinen jährlichen Bericht zu Corporate Responsibility und Nachhaltigkeit für das Geschäftsjahr 2014 veröffentlicht – «Delivering Innovation Together». In diesem berichten wir ausführlich über die Fortführung unseres sozialen und ökologischen Engagements. Dabei fokussieren wir unsere unternehmerische Verantwortung auf folgende 5 Bereiche: Umwelt, Kunden, Mitarbeiter, Gemeinschaft und Governance.

«Dem Ziel einer Energie-Reduzierung von 10% ist CSC im ersten Jahr mit einer signifikanten Reduktion von 7% näher gekommen. «

Dem Ziel einer Energie-Reduzierung von 10% ist CSC im ersten Jahr mit einer signifikanten Reduktion von 7% näher gekommen. Die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung wurden auf den neuen GRI G4-Standard ausgerichtet und mehr als 672‘000 Stunden an Ausbildung wurde über CSC University an die Mitarbeiter geliefert.

CSC ist zum wiederholten Male ein strategischer Partner des Swiss IT Sourcing Forums. Welche Erfahrung haben Sie mit diesem Anlass bis anhin gemacht, welche konkreten Erwartungen haben Sie an den kommenden Anlass?

Uvision hat mit dem Swiss IT Sourcing Forum in Luzern über die Jahre hat Konzept entwickelt, welches Entscheidungsträger und Lösungsanbieter in einem stimmigen Gleichgewicht zusammenbringt und einen überzeugenden Mehrwehrt für beide Seiten schafft. Dazu tragen ebenso die Referate und Workshops bei wie auch die Möglichkeit, in persönlichen Gesprächen mit Entscheidungsträgern aus Unternehmen Informationen über Trends und Herausforderungen in Erfahrung zu bringen.

Zum Schluss des Interviews haben Sie noch einen Wunsch frei. Wie sieht dieser aus?

Ich möchte 2020 der Aussage zustimmen können, dass sich der IT-Fachkräftemangel in der Schweiz trotz allen Prophezeiungen weitestgehend entschärft hat, weil Politik, Bildung und Wirtschaft gemeinsam einen Weg gefunden haben, um den ICT-Standort Schweiz erfolgreich zu positionieren – mit entsprechenden Bildungsmöglichkeiten, Karrierechancen und einer vielfältigen Unternehmenslandschaft.

Denn: Dass es für verschiedene Unternehmen eine schwierige Zeit wird, ist nicht von der Hand zu weisen. Reichen die Kontingente für ausländische Fachkräfte nicht aus, fehlen entsprechende Ressourcen in Projekt- und Entwicklerteams und Projekte müssen gestrichen, verkleinert oder ins Ausland verlagert werden. Das mag internationalen Anbietern und auch Kunden weniger problematisch erscheinen als dass es ein klarer Wertschöpfungsverlust für die Schweiz wäre.

Der Gesprächspartner:
Peter Ronchetti leitet seit April 2013 das Geschäft von CSC in der Schweiz. In dieser Funktion verantwortet er die Aufgabe, das Wachstum der CSC in der Schweiz weiter voranzutreiben. Aktuell beschäftigt die CSC Switzerland GmbH über 450 Mitarbeitende an den Standorten Zürich-Urdorf, Bern und Genf. Peter Ronchetti blickt auf eine langjährige Erfahrung in der IT-Dienstleistungsbranche zurück und ist ein ausgewiesener Kenner des Schweizer Marktes. Zu den wesentlichen Stationen der internationalen Karriere des 45jährigen INSEAD-Absolventen zählen unter anderem Management Positionen bei HP und Unisys. Bei HP leitete Peter Ronchetti das gesamte Outsourcing-Geschäft in der Schweiz. Bei Unisys verantwortete er zuletzt als Vice President das Wachstum des Servicegeschäftes in Kontinentaleuropa. Peter Ronchetti ist verheiratet, Vater von zwei Söhnen und lebt in der Nähe von Luzern. Seine Freizeit verbringt er gerne in der Natur beim Mountain-Biken und Golfen.

Das Unternehmen:
CSC Computer Sciences Corporation ist ein weltweit führendes Unternehmen für Next-Generation-IT-Dienstleistungen und -Lösungen. Die Mission des Unternehmens ist es, seinen Kunden mit Hilfe von branchenführenden Lösungen, Branchenexpertise und globaler Reichweite zu überdurchschnittlichen Renditen für ihre Technologie-Investitionen zu verhelfen. CSC hat rund 72‘000 Mitarbeiter und erwirtschaftete in den zwölf Monaten bis zum 2. Januar 2015 einen Umsatz von 12,6 Milliarden US-Dollar.

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