IHAG-Kommentar: Achterbahnfahrt an den Finanzmärkten

IHAG-Kommentar: Achterbahnfahrt an den Finanzmärkten

Zürich – Nach positivem Wochenstart mit einer Erholung im DAX von bis zu 2.5% bis am Dienstag Mittag, drehte die Stimmung plötzlich und bis am Donnerstag Mittag verlor der deutsche Leitindex vom Wochenhöchst fast 5%. Ohne News kam es dann zu einer Erholung, welche durch die soliden US-Arbeitsmarktdaten am Freitag weitere Unterstützung fand. Die Performance über die Woche betrug nach der Achterbahnfahrt 2.2% im DAX, 0.9% im Europe Stoxx 50 und 0.4% im S&P 500.

Auch im SMI drohten die Schwergewichte gegen unten abzusacken, drehten aber ähnlich wie in Europa wieder nach oben. Wochenthema war die Pressemitteilung von Syngenta, dass das Management eine freundliche Anfrage zu einer Übernahme durch den US-Konzern Monsanto bei CHF 449 ablehnte. Syngenta eröffnete daraufhin am Freitag 20% höher bei CHF 390. Dafür kam Adecco nach dem überraschenden Abgang von CEO und CFO unter die Räder (-6.1%).

Hektik an der Zinsfront
An der Zinsfront war die Woche hektisch. Zuerst standen die Treasuries in den USA und der Bundfutures in Deutschland parallel zum Aktienmarkt unter Abgabedruck, was auf längere Dauer unlogisch ist und kaum erklärt werden konnte. Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen kletterten in den USA von 2.0% bis auf 2.3% per Donnerstag, kamen dann aber wieder auf 2.15% zurück. Die Arbeitsmarktdaten lagen im Rahmen der Erwartungen, was beruhigend wirkte. In Deutschland kulminierte der schnelle und überraschende Anstieg der Rendite des zehnjährigen Bundes von praktisch Null per Ende April bei 0.77% am Donnerstag, sank am Freitag dann aber wieder auf 0.55%. Auch in der Schweiz stiegen die Renditen zehnjähriger Eidgenossen kurz auf 0.29%, sanken dann aber wieder gegen Null, nachdem sie noch vor zwei Wochen negativ waren. Ein so schneller Anstieg fand keine Erklärung vom Makroumfeld, zeigt aber die Nervosität bezüglich der Zinswende. Allenfalls kann der Anstieg beim Ölpreis angeführt werden, womit die Inflation wieder thematisiert wird.

Stärkerer Euro
Der EUR erstarkte zum USD weiter bis auf 1.14 per Donnerstag, beendete die Woche dann bei 1.12. Spekulationen auf eine Verschiebung der bislang für Sommer erwarteten US-Zinserhöhung wirkten stützend. Zudem kam erneute Hoffnung auf eine Einigung Griechenlands mit den Gläubigern auf. Der ordentliche Arbeitsmarktbericht zeigte dann, dass die US-Wirtschaft unverändert gut unterwegs ist, was doch wieder für höhere Zinsen in den USA spricht. Der USD/CHF sank per Donnerstag bis auf 0.91, drehte dann aber nach oben und schloss am Freitag knapp unter 0.93. Der EUR/CHF wurde bei 1.04 gehalten.

Ölpreis erholt sich weiter
Gold blieb im Seitwärtsband zwischen USD 1180 und USD 1200 die Unze. Der Ölpreis setzte die Erholung weiter fort und kletterte pro Barrel Brent bis am Mittwoch auf USD 69, korrigierte danach aber innert zwei Tagen auf USD 65. Der jüngste Aufwärtstrend beim Ölpreis steht im Kontrast zu den rapportierten Fördermengen, die weiterhin auf ein globales Überangebot hindeuten. So haben die Opec-Staaten im April mit mehr als 31 Mio. Barrel pro Tag weiterhin deutlich über dem eigenen Förderziel produziert, was vor allem auf eine erhöhte Aktivität in Libyen, Nigeria und Irak zurückzuführen ist. Charttechnisch könnte der Ölpreis nun kurzfristig konsolidieren.

Auf und Ab beim SMI
Nachdem der SMI am Mittwoch die Marke von 9’000 Punkten erstmals seit Anfang März wieder deutlich unterschritten hatte, zeichnet sich nach einer Serie von verlustreichen Tagen weiterhin keine Wende ab und auch die charttechnisch wichtige 200-Tageslinie bei 8800 Punkten fiel. Am Donnerstag setzte dann ab Mittag plötzlich die Trendwende ein. Nachdem der SMI seit dem Jahreshöchst Mitte April bis am Donnerstag fast 8% verloren hatte, war eine zumindest kurzfristige Gegenbewegung jederzeit möglich. Die Erstquartalszahlen waren bei den meisten Firmen passabel bis gut. Die Finanzmärkte und Börsen werden aber mehr durch Zu- und Abflüsse bewegt.

Griechenland bleibt im Fokus
Heute tagen die EU-Minister wieder, mit Griechenland als wichtigem Thema. Eine Einigung wird aber immer noch nicht erwartet und die Zeit wird knapp, was die Volatilität an den europäischen Börsen hoch hält. Die Achterbahnfahrt braucht Nerven. Die Korrektur eröffnet aber auch Chancen für erste Zukäufe bei Firmen mit operativ gutem Jahresstart. Dazu gehört Adecco, welche wie erwartet einen anziehenden Umsatz im 1. Quartal meldete. Der unerwartet Weggang von CEO und CFO bietet nach der übertriebenen Korrektur eine gute Zukaufmöglichkeit mit einem Reboundpotential bis gegen CHF 80. Merger&Akquisitions interessierte, risikofähige Investoren können immer noch auf den fahrenden Zug aufspringen und bei Syngenta auf eine feindliche Takeover Offerte bei CHF 450, mit zusätzlicher Fantasie auf Nachbesserung wetten. Generell sind die Versicherungswerte zu stark unter die Räder gekommen und sind angesichts der starken Bilanzen sowie unverändert hohen Dividenden kaufenswert. (IHAG/mc)

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