André Lagler, Managing Director ACRON zu «Club Deals»

André Lagler, Managing Director ACRON zu «Club Deals»
André N. Lagler, Managing Director ACRON (Bild: ACRON)

André Lagler, Managing Director ACRON

Interview von Tobias M. Karow, DIE STIFTUNG

DIE STIFTUNG: Stiftungen suchen Zugang zu für sie geeigneten Anlagen. Wie funktioniert in diesem Kontext ein Club Deal?

André Lagler: Ich versuche es mal ganz plastisch zu machen: Nehmen Sie eine Immobilie mit einem Investitionsvolumen von 20 Mio. CHF. Dann haben wir fünf Stiftungen, die jede 4 Mio. CHF zeichnet. Diese Stiftungen müssen lediglich das gleiche Ziel in ihrer Kapitalanlage verfolgen. Einer Absichtserklärung folgt dann die Bestätigung der Bank, dass das Kapital auch tatsächlich vorhanden ist. Dann wird das Geld dem Projekt zugewiesen, und in das Depot der Stiftung wandert ein Anteilsschein, der zeigt, dass sie ein Fünftel der 20 Mio. CHF investiert hat. Jede Stiftung, die die 4 Mio. CHF investiert, bekommt dann jährlich oder halbjährlich ihre Rendite ausbezahlt, aufs Jahr gerechnet dürften das im Mittel 5 bis 6% sein. Wenn am Ende das Objekt veräussert wird, ist es zudem sehr wahrscheinlich, dass die Stiftung neben ihren 4 Mio. CHF und den Zinsen auch noch einen Veräusserungsgewinn vereinnahmen kann.

«Ein Club Deal ist schon eher etwas für Marathonläufer.» André Lagler, Managing Director ACRON

Anhand dessen lässt sich nachvollziehen, wie beliebt Club Deals tendenziell sein müssten.

Das ist vollkommen richtig. Wenn die fünf Stiftungen erklären, dass sie dabei sind, suchen wir im Einklang ihrer Zielen und Interessen den für sie passenden Rahmen. Wir können überlegen, das Ganze als luxemburgische Société d’Investissement à Capital Variable (SICAV) aufzusetzen, oder als Schweizer Holding, oder als klassische Aktiengesellschaft.

Also bekomme ich als Stiftung das Anlagegut, die Immobilie, ziemlich direkt?

Bezogen auf unser Beispiel bekommen Stiftungen eben ein Fünftel der Immobilie, ohne grossartige Kosten für die Auflage des Vehikels, Vertrieb oder Sonstiges. Bei den meisten Fonds wissen Sie ja eigentlich nie, wofür Sie bezahlen. Wir haben beispielsweise Wien Westbahnhof als Club Deal organisiert, der sehr erfolgreich unterwegs ist. Hier sind die Stadt, die ÖBB und Motel One die Mieter. Die Mieten für die nächsten 15 Jahre sind damit gesichert, und das ganze Investment so bestens fundiert.

Beträgt die Laufzeit bei Club Deals immer 15 Jahre?

Nein, aber ein Club Deal ist schon eher etwas für Marathonläufer. Normalerweise ist die Laufzeit oberhalb 10 Jahren angesiedelt, einige Immobilien aber erlauben einen Exit, also einen Verkauf, bereits nach 5 Jahren. Die Laufzeit ist von der Immobilie abhängig.

Wie funktioniert der Ausstieg?

Die Stiftung gibt ihre Anteile entweder, bezogen auf unser Eingangsbeispiel, an die vier anderen Stiftungen weiter, oder aber wir finden einen Käufer für das Fünftel. Das stellt in der Regel keine grosse Hürde dar, was sicherlich mit der Qualität der Immobilie zusammenhängt. Wir haben einen guten Fundus an Objekten in der DACH-Region, also Deutschland, Österreich und der Schweiz, sowie in den USA. Würden wir hier keine Qualität liefern können, wären auch Club Deals nicht erfolgreich.

Qualität hat aber auch ihren Preis.

Sie meinen, ein Club Deal ist eine teure Lösung? Nein, definitiv nicht. Bei einem Club Deal liegen die Kosten weit niedriger als bei anderen Anlagelösungen. Das heisst für uns, dass auch wir transparent sind. In jedem Club Deal wissen die Stiftungen, was wir verdienen oder welche Anteile an Erträgen uns zustehen. Qualität heisst für mich aber auch, dass ich genau weiss, was für eine Immobilie ich als Stiftung kaufe und dass ich anrufen kann, wenn ich wissen will, wie es um das Objekt bestellt ist. Bei einem Fonds sind Sie als Stiftung eine von tausend, bei einem Club Deal sind Sie einer von – zum Beispiel – fünfen.

Jede Menge positive Faktoren also, die für einen Club Deal sprechen. Wo liegen die Risiken?

Wenn die Immobilie nicht werthaltig ist, funktioniert der Club Deal nicht. Man muss die Immobilie gut kennen, das politische Umfeld muss stabil und das Volumen darf nicht zu klein sein, denn Kosten lassen sich nicht endlos im Verhältnis senken.

Der Gesprächspartner:
André Lagler ist Managing Director und Head of Sales der ACRON AG in der Schweiz. Er hat mehr als 25 Jahre Erfahrung im internationalen Finanzsektor und verfügt über ein weit verzweigtes Netzwerk sowie langjährige Erfahrung im Vertrieb von komplexen und strukturierten Finanzprodukten.

Das Unternehmen:
Gegründet 1981 und von der Familie Bender geführt, hat ACRON ihren Hauptsitz in Zürich/Schweiz sowie Niederlassungen in Luxemburg, Düsseldorf/Deutschland, Dallas/Texas und Rio de Janeiro/Brasilien. Das Unternehmen hat knapp 50 Mitarbeiter in fünf Ländern auf drei Kontinenten.

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