Ecuador rückt von Verzicht auf Erdölförderung im Yasuní-Park ab

Ecuador rückt von Verzicht auf Erdölförderung im Yasuní-Park ab

Ecuadors Staatspräsident Rafael Correa.

Quito – Ecuador rückt vom Verzicht auf die Ausbeutung der Erdölreserven im Yasuní-Nationalpark ab. Staatschef Rafael Correa erklärte die sogenannte ITT-Initiative für gescheitert. Diese sah den Verzicht auf die Ausbeutung der Ölreserven in dem von der Unesco zum Biosphärenreservat erklärten Naturpark vor. Im Gegenzug sollten die Industrienationen einen solidarischen Ausgleichsbetrag in einen Fonds einzahlen. In sechs Jahren seien mit 13,3 Millionen Dollar nur 0,37 Prozent des erwarteten Betrags eingegangen, kritisierte Correa, wie die Zeitung «El Telégrafo» am Freitag berichtete.

«Die Welt hat uns enttäuscht», erklärte der Staatschef. Ecuador brauche aber den Ertrag der drei Erdölfelder, um gegen die Armut zu kämpfen. Bei Probebohrungen im Yasuní-Nationalpark waren drei Ölquellen entdeckt worden: Ishpingo, Tambococha und Tiputini (ITT), nach denen auch die ITT-Initiative benannt wurde. Correa unterzeichnete ein Dekret, um die Genehmigung des Parlaments für die Ausbeutung der Erdölfelder einzuholen. Die ecuadorianische Verfassung verbietet die Erschliessung von Naturressourcen in geschützten Gebieten ohne parlamentarische Zustimmung. Correa verfügt über eine breite Mehrheit im Kongress.

Kritik aus Deutschland
Das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung warf Correa eine «Doppelstrategie» vor und forderte die ecuadorianische Regierung auf, «dieses einzigartige Gebiet zu schützen». Deutschland habe Unterstützung bei Projekten für die Biodiversität und die indigene Bevölkerung im Umfang von 34,5 Millionen Euro zugesagt. Es sei, «völlig unverständlich und ärgerlich, dass Präsident Correa offenbar mit der Absicht zur Ölförderung unsere getroffene Vereinbarung jetzt in Frage stellt», erklärte die Parlamentarische Staatssekretärin Gudrun Kopp.

Gewinn aus Ölfelder auf 18,3 Mrd Dollar geschätzt
Von der Erschliessung würden nur 0,1 Prozent des Parks beeinträchtigt, hiess es in Quito. Der Gewinn aus den Ölfelder werde auf 18,3 Milliarden Dollar geschätzt, von denen 1,6 Milliarden an die autonomen Regionalregierungen im Amazonas-Gebiet gehen sollen. Die Bohrungen sollen in den 17 Hektar grossen Erdölfeldern von Tiputini und Tambococha aufgenommen werden, am Ufer des Napo-Flusses im nordöstlichen Winkel des Parks. Die Erdölvorkommen in diesen beiden Feldern werden auf 420 Millionen Barrel geschätzt, im Yasuní-Park insgesamt sollen es 920 Millionen Barrel sein. Mit der Förderung soll in fünf Jahren begonnen werden.

Bedrohte Wildnis
Der Yasuní-Nationalpark im Nordosten Ecuadors ist Heimat für ein Drittel aller im Amazonasgebiet vorkommenden Säugetiere. Allein 28 bedrohte Wirbeltierarten von der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN leben dort. Deutschland hatte 2012 eine Teilnahme an der ITT-Initiative abgelehnt. Der deutsche Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) warf der ecuadorianischen Regierung vor, inakzeptable Bedingungen für die Hilfen gestellt zu haben. (awp/mc/ps)

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