SNF-Consolidator Grants an vier Forschende der UZH

SNF-Consolidator Grants an vier Forschende der UZH
(Foto: yanlev - Fotolia.com)

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Zürich – Vier der 21 SNSF Consolidator Grants des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gehen an hervorragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Zürich. Mit den Fördergeldern überbrückt der SNF die temporär ausgefallene Teilnahme am Wettbewerb um die begehrten ERC-Grants aus Brüssel.

Die geplante Forschung stellt bahnbrechende Ergebnisse in Aussicht und die Forscherin, der Forscher verfügt über die Fähigkeit, ein grösseres Projekt von hoher Originalität durchzuführen: Das waren wichtige Kriterien für die Vergabe der SNSF Consolidator Grants des Schweizerischen Nationalfonds. Vier der 21 Grants gehen an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Zürich – an Prof. Anne Müller vom Institut für Molekulare Krebsforschung, an Prof. Sebastian Jessberger vom Institut für Hirnforschung, an Prof. Lucas Pelkmans vom Institut für Molekulare Biologie und an Prof. Stefano Pozzorini vom Physik-Institut. Mit den vier erfolgreichen Projekten werben Forschende der Universität Zürich hinter der EPF Lausanne am zweitmeisten SNSF Consolidator Grants ein.

Die SNSF Consolidator Grants gehören zu den im März 2014 lancierten Übergangsmassnahmen des SNF als Ersatz für entgangene Förderungsgelder des European Research Council (ERC) aufgrund der Folgen der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative im Februar 2014.

21 von 111 Gesuchen erhalten einen Grant
Die 21 exzellenten Forschenden, die an einer Schweizer Forschungsinstitution arbeiten oder dies planen, erhalten bis zu zwei Millionen Franken für ihre fünfjährigen Projekte, ohne Overhead. Das Gesamtbudget für die finanzierten Projekte beläuft sich auf 39,6 Millionen Franken. Zur Deckung der Overheadkosten erhalten die Gastinstitutionen eine zusätzliche Finanzierung von 15 Prozent. Um die SNSF Consolidator Grants haben sich 111 Forschende beworben.

Eingabe bei ERC wieder möglich
Da die in der Schweiz tätigen Forschenden seit dem 15. September 2014 wieder beim ERC Forschungsgesuche einreichen können, hat der SNF mit der Vergabe der SNSF Consolidator Grants zwischenzeitlich eine zentrale und wichtige Funktion erfüllt: Mit den kurzfristig lancierten Übergangsmassnahmen trug der Nationalfonds dazu bei, die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Forschungsplatzes Schweiz zu unterstützen.

Diese vier UZH-Projekte werden mit einem SNSF Consolidator Grant gefördert:

Auswirkung von Magen-Bakterium Helicobacter pylori verstehen
Das magenbesiedelnde Bakterium Helicobacter pylori ist vor allem dafür bekannt, dass es Magenschleimhautentzündung, Magengeschwüre und sogar Krebs auslösen kann. Bei den meisten Infizierten bleibt die Besiedelung mit Helicobacter pylori jedoch ohne Symptome. Epidemiologische Studien legen sogar nahe, dass asymptomatische Träger von der Infektion profitieren können, da sie ein geringeres Risiko aufweisen, an Allergien, Asthma und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen zu leiden. Die Arbeitsgruppe von Anne Müller am Institut für molekulare Krebsforschung konnte in Studien zeigen, dass Helicobacter-infizierte Mäuse vor ebendiesen Erkrankungen komplett geschützt sind. Die Gruppe konnte bereits die immunmodulatorischen Faktoren von Helicobacter identifizieren, die diesen Schutz vermitteln. Ziel des unterstützten Projekts ist es nun, diesen Schutzmechanismus im Detail aufzuklären und das präventive sowie therapeutische Potential von Helicobacter-Immunmodulatoren zu testen. Mit dem besseren Verständnis der Auswirkungen der körpereigenen Mikroflora auf das Allergie- und Asthmarisiko am Beispiel Helicobacter pylori sollen künftig neue Interventionsstrategien entwickelt werden können.

Das Projekt «Exploiting the immunomodulatory properties of Helicobacter pylori for the treatment of immunological disorders» von Prof. Anne Müller am Institut für Molekulare Krebsforschung wird mit 2 Mio. CHF gefördert.

Prozesse bei Bildung von Nervenzellen im Gehirn untersuchen
Neurale Stammzellen im Gehirn produzieren lebenslang neue Nervenzellen. Dieser Prozess, adulte Neurogenese genannt, ist wichtig für verschiedene Formen von Lernen und Gedächtnis. Zudem steht eine verringerte oder veränderte Neurogenese im Zusammenhang mit einer Vielzahl von neuropsychiatrischen Erkrankungen wie Depressionen, Epilepsie und dem Morbus Alzheimer. Die molekularen Mechanismen, die der adulten Neurogenese zugrundeliegen, sind zum grössten Teil noch unbekannt. Die Gruppe von Prof. Sebastian Jessberger vom Institut für Hirnforschung hat einen neuen Mechanismus entdeckt, der die Aktivität von neuralen Stammzellen über eine Regulation des zellulären Metabolismus steuert. Im Rahmen des SNSF Consolidator Projektes soll untersucht werden, welche metabolischen Veränderungen von der Stammzelle zur neugeborenen Nervenzelle stattfinden und ob allenfalls Signalwege therapeutisch nutzbar gemacht werden können – etwa um im Tiermodell bei Depressionen die Neurogenese zu erhöhen. Ausserdem wollen die Forschenden herausfinden, inwiefern ein veränderter, stammzell-assozierter Zellmetabolismus bei kognitiven Prozessen im menschlichen Gehirn eine Rolle spielt.

Das Projekt «Elucidating the Role of Lipid Metabolism for Life-long Neurogenesis in the Mammalian Brain» von Prof. Sebastian Jessberger vom Institut für Hirnforschung wird mit rund 1.8 Mio. CHF unterstützt.

Neue Algorithmen für die Simulation von Teilchenkollisionen am CERN
Das Large Hadron Collider Experiment (LHC) am CERN tritt im nächsten Frühling in eine neue Phase ein: Die Energie der Teilchenkollisionen wird drastisch steigen und das Gesamtvolumen der experimentellen Daten wird im Laufe der kommenden zwei Jahrzehnte um den Faktor 100 wachsen. Die spektakuläre Entdeckung des Higgs Bosons während der ersten Phase des Experiments, das Potential für die Entdeckung neuer Teilchen sowie die Interpretation jeglicher experimenteller Beobachtungen basieren auf theoretischen Simulationen von Teilchenkollisionen. Wichtig bei diesen Simulationen ist, dass quantenmechanische Effekte mitberücksichtigt werden. Sie spielen eine zentrale Rolle, um die Präzision der Simulationen und somit die Sensitivität auf neue Phänomene jenseits des Standardmodells der Teilchenphysik zu erhöhen. Die Gruppe von Prof. Stefano Pozzorini vom Physik-Institut hat einen sehr schnellen Algorithmus entwickelt, mit dem ein breites Spektrum von neuen Präzisions-Simulationen ermöglicht wird. Im Rahmen des geförderten Projekts soll dieser Algorithmus mit Methoden der algebraischen Geometrie weiterentwickelt werden, um eine noch höhere Präzision in den Simulationen zu erreichen. Die systematische Anwendung dieser Technik bei der Analyse experimenteller Messungen soll das Potential erhöhen, am LHC neue Teilchen zu entdecken.

Das Projekt «Quantum Precision for the High Energy Phase of the Large Hadron Collider» von Prof. Stefano Pozzorini vom Physik-Institut wird mit einer Summe von rund 2 Mio. CHF gefördert.

Wie Zellen die Bildung von membranlosen Organellen regulieren
Alle eukaryotischen Zellen, also Zellen von Einzellern, Algen, Pflanzen, Pilzen, Tieren und Menschen, verwenden Membranen, um funktional abgegrenzte Bereiche zu bilden, in denen spezielle Prozesse ablaufen. Diese Art der zellulären Unterteilung ist weitgehend verstanden, sie ist aber nicht die einzige existierende Form: Zellen können sich auch ohne Membranen funktionell untergliedern. Diese Art der Unterteilung, die sich in allen Zellen einschliesslich Prokaryoten (Bakterien und Archaeen) findet, könnte die evolutionsbiologisch weitaus ältere Form darstellen. Ihr liegt der physikalisch-chemische Prozess der Phasentrennung zu Grunde, bei dem sich zwei Flüssigkeiten von einander abtrennen. Über die molekularen Mechanismen von membranlosen Organellen ist noch wenig bekannt. Im unterstützten Projekt will Prof. Lucas Pelkmans vom Institut für Molekulare Biologie einen allgemeinen Mechanismus der Regulierung der membranlosen Unterteilung entdecken. Er versucht dies auf der Basis von Protein-Kinasen zu tun, Enzyme, die zwischen membranlosen Organellen und dem Zell- oder Kernplasma hin und her pendeln können. Diese Protein-Kinasen sollen identifiziert, der Mechanismus des Pendelns charakterisiert, und mit genetischen Methoden die Regulation verstanden werden. Von Interesse ist ebenfalls, wie dieser Mechanismus an der funktionellen Unterteilung des Transkriptoms, also der von der DNA in RNA umgeschriebenen Gene, in Säugetierzellen beteiligt ist.

Das Projekt «Molecular principles of cellular compartmentalization through liquid phase transitions» von Prof. Lucas Pelkmans vom Institut für Molekulare Biologie wird mit rund 2 Mio. CHF unterstützt.

(UZH/mc/pg)

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