VoiceÄpp: Wie tön i, wie säg i’s?

VoiceÄpp: Wie tön i, wie säg i’s?

«VoiceÄp» analysiert, wie hoch oder schnell man spricht und wie die eigene Stimme klingt. (Bild: UZH)

Zürich – Die Stimme ist unsere persönliche Visitenkarte. Wie hoch oder schnell wir sprechen und wie unsere Stimme klingt, analysiert eine neue App von Sprachwissenschaftlern der Universitäten Zürich und Genf. «VoiceÄpp» erkennt mittels einer automatischen Spracherkennung auch den Dialekt des Benutzers. Die theoretischen Erkenntnisse der Dialekt- und Stimmanalysen könnten für Gerichtsfälle relevant sein. «VoiceÄpp» kann gratis im Apple App Store und im Google Play Store bezogen werden.

Klingen Sie wie Marlene Dietrich oder eher wie Micky Mouse? Sprechen Sie eher langsam oder haben Sie ein rasantes Tempo? «VoiceÄpp» kann es aufzeigen – die von Dialektforschern der Universitäten Zürich und Genf entwickelte App misst, wie schnell, hoch oder tief jemand spricht. Benutzer müssen dazu einzig einen Satz mit ihrem Smartphone aufnehmen, worauf die App Stimmlage und Sprechgeschwindigkeit analysiert. Die Stimmanalyse zeigt auch, wie die eigene Stimme von Personen mit einer Hörbeeinträchtigung, beispielsweise Tinnitus, wahrgenommen wird.

«VoiceÄpp» verfügt auch über eine Fülle an Informationen zu schweizerdeutschen Dialekten und Phänomenen der Sprachwahrnehmung und besitzt drei Hauptfunktionen: Dialekt- und Stimmanalyse sowie ein sogenanntes Dialektpanorama. Für die Dialektanalyse sagt der Benutzer 15 signifikante Wörter wie «Abend», «Augen» oder «schneien» ins Telefon, worauf ihm die App mitteilt, welchen Dialekt er spricht. Man kann hier auch testen, wie gut man einen Dialekt imitieren kann.

VoiceÄpp Promo Video (uf Schwiizerdütsch) from Voice Äpp on Vimeo.

Erste automatische Erkennung des Schweizerdeutschen
Mit «VoiceÄpp» können schweizweit erstmals Dialekte durch automatische Sprachererkennung ermittelt werden. «Wir betreten damit Neuland», erklärt Adrian Leemann, Leiter des «Voice Äpp»-Projekts und ehemaliger Postdoc am Phonetischen Laboratorium der Universität Zürich. Um die automatische Spracherkennung zu programmieren, verwendeten die Forschenden die von rund 3’000 Personen gewonnenen Sprachdaten der bereits lancierten «Dialäkt Äpp». Das Dialektpanorama verwendet die Multi-Sensorik des Smartphones: Der Benutzer hält sein Smartphone wie beim Fotografieren in die Höhe und entdeckt dabei, wie man am Standort, wo er sich in der Schweiz gerade befindet, das Apfelgehäuse bezeichnet, etwa «Gigertschi», «Gröibschi», «Bütschgi» oder «Murmutz». «Durch die Verwendung des Dialektpanoramas sensibilisieren wir die Benutzer auf die spannenden regionalen Unterschiede im Schweizerdeutschen», so Adrian Leemann.

Big Data des Schweizerdeutschen
Aufgrund der zu gewinnenden Daten erhoffen sich die Sprachwissenschaftler einen Korpus des Schweizerdeutschen von bisher beispielloser Grösse. Erstmals wird es dadurch möglich sein, weitreichende Bevölkerungsstatistiken zu Sprechgeschwindigkeit oder Stimmtonhöhe zu ermitteln. Mit den Daten könnten Analysen zwischen einzelnen Dialektregionen, Alters- oder Geschlechtergruppen gemacht werden. «Der theoretische Erkenntnisgewinn dieser Resultate könnte auch für Gerichtsfälle relevant sein», sagt Adrian Leemann, der inzwischen an der University of Cambridge forscht. Laut dem Forscher würden die Stimmen von Erpresser-Anrufen oft auf Stimmtonhöhe und Sprechgeschwindigkeit hin analysiert. Um Rückschlüsse auf potenzielle Täter zu ziehen, benötigten die Experten Angaben über die Verteilung sprachlicher Merkmale in der Bevölkerung.

Die «VoiceÄpp» kann gratis im Apple App Store und im Google Play Store bezogen werden. Sie ist das Produkt eines 2-jährigen Projekts des Schweizerischen Nationalfonds.

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