VP Bank Spotanalyse: Fokus der EZB liegt auf Lohnentwicklung

VP Bank Spotanalyse: Fokus der EZB liegt auf Lohnentwicklung
Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank. (Foto: VP Bank)

Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank

Leitzinsen im März unverändert.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat keinen Grund zum Handeln. Noch sind die Inflationsgefahren nicht gebannt. Dabei haben die Währungshüter besonders die Lohnentwicklung im Auge. Obwohl sich die meisten Messgrössen der zugrunde liegenden Inflation weiter abgeschwächt hätten, bliebe der binnenwirtschaftliche Preisdruck hoch, was zum Teil einem starken Lohnwachstum zuzuschreiben sei, hiess es in der Mitteilung zur geldpolitischen Sitzung.

Laut EZB-Chefin Christine Lagarde sei dabei wichtig, wie sich die Löhne und die Gewinne der Unternehmen verhalten. Die Frage sei, ob die Gewinne als Puffer für höhere Löhne fungieren. Für die EZB ist also von hoher Bedeutung, ob es Unternehmen gelingt, gestiegene Lohnkosten auf die Produkte abzuwälzen oder ob dies zulasten der Margen geht.

Nichtsdestotrotz gehen die EZB-Volkswirte davon aus, dass sich der Inflationsdruck weiter abschwächt. Die Fachleute erwarten nun eine Inflation von im Durchschnitt 2.3 % für 2024, 2.0 % für 2025 und 1.9 % für 2026. Die Projektionen für die Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel (Kernrate) sind ebenfalls nach unten korrigiert worden, und zwar auf einen Durchschnitt von 2.6 % für 2024, 2.1 % für 2025 und 2.0 % für 2026.

Die EZB klang zurückhaltend, eine klare Botschaft geht weder aus dem Pressetext noch aus den Aussagen von EZB-Chefin Christine Lagarde hervor. Die Zentralbank wird weiter abwarten. Das heisst wiederum, dass zeitnah keine Zinssenkung zu erwarten ist.

Es ist jedoch nicht die Frage, ob die EZB die Zinsen senkt, sondern wann sie damit anfängt. Die Eurozone ist wirtschaftlich angeschlagen. Hält das derzeit noch relativ hohe Zinsniveau noch über einen längeren Zeitraum an, drohen deflationäre Risiken. Die Bauwirtschaft ächzt und die Industrie hält sich in Anbetracht hoher Finanzierungskosten mit Investitionen zurück.

Der Inflationsschock der vergangenen zwei Jahre sitzt tief. Solange nicht klar ist, dass die Inflation nachhaltig tief bleibt, wird die EZB keine Zinssenkung beschliessen. Eine Zinssenkung dürfte deshalb erst zur Jahresmitte auf der Agenda stehen. Darauf deuten auch Aussagen von Lagarde hin, die betonte, dass man im Juni mehr Informationen habe. Dies lässt darauf schliessen, dass die EZB dann möglicherweise zum Handeln bereit ist.

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