Anlagejahr 2014: Strukturiert in Top-Assets investieren

Anlagejahr 2014: Strukturiert in Top-Assets investieren

Von Martin Raab, Derivative Partners Media AG, www.payoff.ch

Investoren sehen sich mit Blick auf das neu begonnene Anlagejahr mit drei Fragezeichen konfrontiert: Geldpolitik? Konjunkturerholung? Unternehmensgewinne? Vieles spricht dafür, dass die globalen Kapitalmärkte ihre Gesundung fortsetzen. Welche Produkte auf Aktien, Devisen und Rohstoffe lohnenswert sind.

Aus sportlicher Sicht steht das Highlight des neuen Jahres bereits fest: Am 13. Juli steigt im Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro das grosse Finale der Fussball-Weltmeisterschaft. Millionen von Fans weltweit fiebern diesem Termin entgegen. Der Grossevent verspricht auch aus kommerziellen Aspekten Hochspannung. Über Langeweile brauchen sich auch die Akteure an den internationalen Kapitalmärkten 2014 nicht zu beschweren. Ein erster Höhepunkt findet knapp 8‘000 Kilometer nördlich der Copacabana statt. Am 1. Februar übernimmt Janet Yellen den Chefsessel der US-Notenbank Fed. Als Nachfolgerin von Ben Bernanke tritt sie kein leichtes Erbe an. Schliesslich griff der 60-Jährige zur Eindämmung der globalen Finanzkrise zu allen erdenklichen Mitteln und bescherte den Märkten eine Liquiditätsflut nicht gekannten Ausmasses.

Mittlerweile hat sich die grösste Volkswirtschaft der Welt gefangen, die statistische Arbeitslosenrate ist deutlich gesunken. Daher ist es an Yellen, nun den «Exit» zu gestalten. Ein erster Schritt ist getan: Kurz vor Weihnachten kündigte die US-Notenbank an, die monatlichen Aufkauf von Staatsanleihen und Immobilienpapieren – Stichwort «QE3» – ab Januar um USD 10 Mrd. leicht zu drosseln.

Anhaltender Sonnenaufgang in Japan
Neben dem Fed prägte die Geld- und Fiskalpolitik Japans das Börsenjahr 2013 besonders stark. Mit einem Plus von nahezu 50% sicherte sich der Topix den Titel «Top Asset 2013». Der Höhenflug des japanischen Aktienindex ist fest mit dem Begriff «Abenomics» verbunden. Er steht für den vehementen Kampf von Ministerpräsident Shinzo Abe gegen die Deflation. Stimulierende Staatsausgaben, politische Reformen und eine ultralockere Geldpolitik brachte die darbende Ökonomie wieder in Fahrt. Was die Perspektiven der Tokioter Börse anbelangt, erachtet Ewen Cameron Watt, Chief Investment Strategist bei BlackRock Investment Institute, die Währungsentwicklung als zentralen Schlüssel (siehe Interview). In der Tat steckt hinter dem Höhenflug bei Topix und Nikkei 225 vor allem die enorme Abwertung des Japanischen Yen. Beim Devisenpaar USD/JPY verteuerte sich der Greenback um rund ein Fünftel.

Für weitere expansive Schritte Japans spricht allein die Tatsache, dass für April eine Erhöhung der indirekten Steuern geplant ist. UBS-Währungsstratege Thomas Flury geht davon aus, dass die Bank of Japan über genügend Spielraum verfügt, um die negativen Auswirkungen zu dämpfen und die Abwertung des Yen voranzutreiben. Eine Spekulation auf die Fortsetzung der «Abenomics» bietet u.a. der Mini-Future MUSBF. Aktuell nimmt das Vontobel-Produkt mit einem Hebel von knapp neun an Avancen beim FX-Gespann USD/JPY teil. Gleichzeitig liegt der Stopp-Loss gut ein Zehntel unter dem Devisenkurs.

«Japan und der Yen bleibt ein Spielfeld für Trader.»

Verlässliche Zahlmeister aus Amerika
Beim Blick auf den Aktienmarkt ist klar: Die laxe Geldpolitik kann nicht über Nacht beendet werden. Parallel spricht die gute Verfassung des Unternehmenssektors dafür, dass sich die Rallye fortsetzen könnte. Das gilt auch und gerade für die Wall Street. «US-Unternehmen verfügen über überdurchschnittliche Liquidität in ihren Bilanzen», erklärt UBS-Analystin Stefanie Scholtysik. Dieses Kapital würde im aktuellen Niedrigzinsumfeld kaum Rendite abwerfen und den Aktionären daher keinen Nutzen bringen. «Anstatt die Liquidität zu horten oder leichtsinnig für riskante Fusionen oder Projekte auszugeben, führen viele Unternehmen sie an ihre Aktionäre zurück», so die Wealth Management Analystin. Sie erwartet, dass die entsprechenden US-Gesellschaften über die kommenden zwölf Monate eine Rendite von 5% bis 6% in Form von Aktienrückkäufen und Dividendenzahlungen in Aussicht stellen.

Ein Top-Investment für das neue Jahr ist vor diesem Hintergrund der Exchange Traded Fund (ETF) USDV auf den S&P High Yield Dividend Aristocrats Index. Im Basiswert sind US-Unternehmen mit einer nachhaltig hohen Dividendenrendite zu finden – in diesen elitären Club gelangen nur Unternehmen, die ihre Ausschüttung in den vergangenen 20 Jahren ohne Unterbrechung erhöht haben. Dieses Konzept stösst auf grossen Anklang. In dem an der SIX kotierten ETF von State Street Global Advisors (SPDR) sind bereits satte USD 1.5 Mrd. investiert.

SMI-Top Pick mit gesunden Aussichten

Die Ausschüttungspolitik ist auch ein zentrales Argument für Novartis. USD 5 Mrd. möchte der Pharmakonzern innert zwei Jahren in den Rückkauf eigener Aktien stecken. Gleichzeitig kündigt CEO Joseph Jimenez eine «starke und wachsende Dividende» an. Möglich macht dieses Verwöhnprogramm für die Aktionäre eine ordentliche operative Verfassung des Unternehmens. «Novartis hat einen Wendepunkt erreicht», meint der Top-Manager. Er möchte den Konzern auf die Kernkompetenzen fokussieren. Wie ernst es dem CEO damit ist, zeigt der Verkauf der Sparte für Bluttransfusions-Diagnostik im November. Auch der Bereich Tiermedizin steht offenbar auf der Liste – für USD 4 Mrd. zu verkaufen. Keine Abstriche macht Jimenez im Pharmageschäft. Im Gegenteil: Bis 2018 soll die Zahl der Blockbuster von heute zehn auf mindestens 14 steigen. An der Börse kommt die Strategie an. 2013 hatte Novartis sowohl gegenüber dem SMI als auch in Relation zum europäischen Sektor die Nase vorne. Einmal mehr schnitt die Aktie allerdings schwächer ab, als der Genussschein des Basler Nachbarn Roche. Doch das könnte sich 2014 ändern.

Neben der aufgepeppten Dividendenpolitik spricht ein Bewertungsabschlag für Novartis. Von einem Überholvorgang könnte das Outperformance-Zertifikat NPAAJX überproportional profitieren. Zum Laufzeitende nimmt das Notenstein-Produkt mit einem Partizipationsfaktor von 190% an steigenden Kursen teil. Zur Finanzierung der Hebelwirkung zieht die Privatbank die Ausschüttungen heran – der Nachteil gegenüber einem Direktinvestment.

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«Produkte auf nachhaltig hohe Dividendenrenditen sollten im Depot nicht fehlen.»

Viel Kurspotenzial in Euroland

Als einziger heimischer Blue Chip hat es Novartis übrigens auf die europäische Favoritenliste der Citigroup geschafft. Was den Aktienmarkt des alten Kontinents als Ganzes anbelangt, gibt sich das US-Institut ebenfalls sehr optimistisch: 20% Kurszuwachs in 2014. Die Kollegen der Deutsche Asset & Wealth Management trauen dem Stoxx Europe 600 Ende Jahr ein Plus von 15% zu. Dieses Szenario steht und fällt mit einem Mann: Mario Draghi. Nur wenn es dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) gelingt, die Wirtschaft in Gang zu bringen und das Krisengespenst endgültig zu vertreiben, sind weiter steigende Kurse denkbar. Bis jetzt liess der Italiener keinen Zweifel daran aufkommen, dass er zur Erfüllung dieser Herkulesaufgabe vor keinem Mittel zurückscheut. In den ersten beiden Jahren seiner Amtszeit gab Draghi der EZB ein neues Gesicht. Seine Vorgänger waren für Zurückhaltung und eine eher vorsichtige Tonart bekannt. Der amtierende Chef nimmt dagegen bei den monatlichen Pressekonferenzen kein Blatt vor den Mund. «Wir haben eine sehr schlagkräftige Artillerie an Instrumenten», sagte er beispielweise beim jüngsten Anlass. Ein Ticket für den nächsten Akt der «Draghi-Show» bieten passive Produkte auf europäische Indizes.

Seit einigen Jahren verzichtet die Deutsche Bank bei ihrem ETF XESX auf den Euro Stoxx 50 auf Gebühren. Weniger euphorische Anleger könnten mit einem Barrier Reverse Convertible versuchen, Rendite vom europäischen Aktienmarkt abzuschöpfen. UBS hat gerade die Struktur KICDY lanciert. Vierteljährlich zahlt die Grossbank einen Coupon von mindestens 4% p.a. Auf dieses Fixum schlägt sie den Dreimonats-Euribor auf. Momentan liegt dieser Geldmarktsatz bei rund 30 Basispunkten. Solange der Euro Stoxx 50 nicht den Risikopuffer von indikativ 35% bis 40% aufbraucht, erhalten Anleger Ende 2015 das Nominal vollständig zurück. Allerdings nimmt der Investor für diese interessanten Konditionen ein Wiederanlagerisiko in Kauf. Sollte der Basiswert an einem der alle drei Monate anstehenden Beobachtungstage auf oder über dem Startniveau zu finden sein, verfällt das Produkt vorzeitig. Immerhin würde das Investment in diesem Fall auf annualisierter Basis die Maximalrendite abwerfen.

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«Das bullishe Szenario für Euroland steht und fällt mit einem Mann: Mario Draghi.»

Heisse Aussichten für Palladium
Für Rohstoff-Investoren kann dass neu begonnene Jahr nur besser werden. So gab der breit diversifizierte DJ-UBS Commodity Index im letzten Jahr 10% nach, überproportionale Verluste mussten Gold (-25%) und Silber (-35%) einstecken. Bei Agrarrohstoffen und Industriemetallen war der Preisrückgang vergleichsweise komfortabel. Vergleichsweise glimpflich kamen auch Edelmetalle aus der zweiten Reihe davon: Während Platin rund 13% verlor, trat Palladium auf der Stelle. Mit Blick auf die nächsten Monate ist vor allem Palladium interessant. Hier geht der Bedarf zu mehr als 70% auf die Fahrzeugindustrie zurück. Jüngste Prognosen rechnen damit, dass der weltweite Autoabsatz 2014 um knapp 6% steigt. Gleichzeitig droht sich die Versorgungslage bei Palladium weiter zu verengen. Bereits in 2013 übertrag die Nachfrage das Angebot um 740.000 Unzen. Hochspannung verspricht unterdessen die südafrikanische Investmentbank Absa Capital: Sie plant die Einführung eines neuen Palladium-ETFs. Schlägt das Produkt ähnlich ein, wie ein Pendant auf Platin, könnte dies nach Ansicht des Commerzbank Commodity Research das Defizit noch stärker ausweiten.

Mit PALLA, dem bekannten Tracker-Zertifikat der RBS, können Anleger dieses Szenario in das Portfolio implementieren. Für die Fans physisch hinterlegter Investments bieten die an der SIX Swiss Exchange kotierten ETFs eine gute Alternative. Bekanntlich zählen die Zürcher Kantonalbank und Julius Bär hier zu den führenden Anbietern. Im Palladium-Fonds ZPAL der ZKB (TER 0,60% p.a.) sind knapp USD 230 Mio. von Anlegern investiert, JBPACA (TER 0,58% p.a.) umfasst ein Anlagevermögen von USD 132 Mio. Beide ETF-Anteilsklassen notieren in Schweizer Franken, sind währungsgesichert gegenüber dem US-Dollar und ermöglichen eine effektive Sachauszahlung in physischem Palladium.

Kein Mangel an Highlights

Egal, ob «Abenomics»-Wette, Dividendenstars, Novartis, Euro Stoxx 50 oder Palladium: Der Erfolg der «Top Assets für 2014» hängt von gemeinsamen Parametern ab. Zum einen müssen die Notenbanken rund um den Globus weiterhin in ausreichender Dosis Stimulanzen für die Kauflust der Anleger liefern. Zum anderen sollte die Weltkonjunktur ihrem Erholungspfad treu bleiben. Darüber hinaus dürfen – vor allem Europa    – keine neuen Haushaltslöcher klaffen. Tritt dieses Grundszenario ein, sollte im neuen Jahr nicht nur die Weltmeisterschaft in Brasilien, sondern auch die Börse jede Menge Highlights liefern.

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