IHAG-Kommentar: Die Notenbanken lassen die Schleusen offen

IHAG-Kommentar: Die Notenbanken lassen die Schleusen offen

Zürich – Die Aussicht auf eine Fortsetzung der ultralockeren US-Geldpolitik hat die Aktienmärkte am Donnerstag beflügelt. Auch EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen stiess ins selbe Horn und wies in einem Interview darauf hin, dass die EZB beim Zinssatz noch nicht am Ende der Möglichkeiten sei. Der S&P 500 kletterte über die Woche weitere 1.6%, der SMI 1.1% und der Euro Stoxx 50 0.6%. In Europa bremste die Korrektur im Bankensektor.

Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen bewegten sich seitwärts. Auch bei den Devisen blieb es ruhig, weil die weiterhin expansive Geldpolitik diesseits und jenseits des Atlantiks dem Szenario der meisten Marktteilnehmer entsprach. Der USD verlor allerdings leicht gegenüber anderen Währungen, weil die Geldpresse hier auf noch höheren Touren zu laufen scheint.

Goldpreis stabilisiert – Ölpreis in Bewegung
Nach der Schwäche am Freitag der Vorwoche stabilisierte sich der Goldpreis und schloss bei USD 1288 die Unze. Beim Ölpreis gab es mehr Bewegung. Das Barrel Brent kletterte über die Woche um gute 3% auf USD 108.50 und konnte sich vom Novembertief der Vorwoche wieder lösen. Der anhaltende Stimulus des FED wirkte sich positiv auf die erwartete Ölnachfrage aus.

Das Hilfsprogramm des ESM für Spaniens Banken wird eingestellt. Vom ursprünglichen Kredit von EUR 100 Mrd. im Frühling 2012 wurden schliesslich EUR 41 Mrd. abgerufen, davon EUR 18 Mrd. alleine für die marode Bankia, der Rest für Regionalbanken und Sparkassen. Inzwischen hat sich die Lage stabilisiert, die Banken konnten die Solvenzen verbessern und die beiden Grossbanken waren nicht involviert, sondern profitierten im Gegenteil sogar von Zuflüssen bei den Spareinlagen. Die faulen Kredite steigen zwar immer noch, aber die Reserven sind gebildet. Spanien muss die EUR 41 Mrd. dem ESM erst ab 2022 zurückzahlen und bis dahin wird ein tiefer Zins bezahlt. Die Situation in Spanien wird sich zwar nur langsam verbessern, aber die Entspannung der Lage ist ein Lichtblick und für die Eurozone positiv zu werten. In dieses aufhellende Stimmungsbild passte auch, dass Italien zu sinkenden Zinsen einen hohen Milliarden-Betrag aufnehmen konnte.

Aufgeschobenes Tapering beflügelt
Zu Beginn der Woche mehrten sich die Stimmen, dass die US-Notenbank bereits im Dezember beginnen könnte, weniger Anleihen zu kaufen. In einem Interview äusserte sich dann am Mittwoch aber die designierte Fed-Chefin Janet Yellen dahingehend, dass die US-Wirtschaft ihr volles Potential noch lange nicht erreicht habe und die US-Notenbank sich weiter um die Erholung der Konjunktur bemühen müsse. Vor dem Kongress wiederholte Yellen ihre Aussagen zur expansiven Geldpolitik. Das aufgeschobene Tapering beflügelte den bereits etwas schwächelnder Aktienmarkt. Zumindest in Europa sah es am Mittwoch beim DAX nach einem kurzen Hochschiessen auf fast 9200 Punkt nach einer Korrektur aus und die psychologisch wichtige Marke von 9000 Punkten wurde am Mittwoch kurz unterboten. Der S&P 500 zog aber die Märkte wieder hoch und schloss am Freitag auf dem Jahreshöchst, was auch dem DAX gelang.

Nach dem Ende der Berichtssaison bestimmen die Politik und das Sentiment die Börsen. Wenn die Aktienmärkte nicht korrigieren wollen, sollte man sich nicht dagegen stemmen, sondern mitmachen. Die Ampeln stehen auf grün, die Stimmung ist gut und negative Nachrichten, wie das überraschende Schrumpfen der französischen Wirtschaft im 3. Quartal, werden ignoriert. Die ultralockere Geldpolitik treibt die Aktienmärkte mangels Alternativen weiter nach oben, die P/E-Expansion bleibt im Gange.

Henkel und Lufthansa im Fokus
In diesem Umfeld gefällt die solide Henkel Stammaktie, wo anhaltende Effizienzsteigerungen bei anziehenden Umsätzen positiv ins 2014 blicken lassen. Ähnlich gut unterwegs ist die Deutsche Post, wo trotz eines schwierigen Umfeldes der Gewinn steigt und bei einem anziehenden Umsatz mehr drin liegt. Etwas riskanter, aber auch mit grösserem Potential ist Lufthansa, welche eine hohe Zyklizität aufweist, mitten in einem Kostensenkungsprogramm steckt, aber im momentanen Umfeld mit erhöhtem Risikoappetit gesucht ist. Der Aktienkurs hat den Widerstand bei EUR 15 überwunden und hat noch Platz bis zu den Jahreshöchst bei EUR 17. (IHAG/frp/mc/ps)

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