Kampf gegen harte Währung auf breiter Front

Kampf gegen harte Währung auf breiter Front

Zürich – Der Kampf gegen den starken Franken wird konkreter: Verschiedene Akteure aus Politik und Wirtschaft fordern eine Untergrenze des Frankens zum Euro. Coop nimmt 95 überteuerte Importartikel aus dem Sortiment und und die Stiftung Konsumentenschutz gelangt mit einem Massnahmenpaket gegen überhöhte Preise an den Bundesrat.

Laut «SonntagsZeitung» wird die SNB in den nächsten Tagen eine Untergrenze für den EUR/CHF-Kurs festlegen, den sie «mit allen Mitteln verteidigen will». Das Blatt bezieht sich auf «mehrere unabhängige Quellen», gemäss denen derzeit intensive Gespräche zwischen der SNB und dem Wirtschaftsausschuss des Bundesrates.

SNB zu härterem eingreifen aufgefordert
«Ich tendiere auf 1,40 CHF für 1 Euro», sagte Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) in einem Interview mit der Zeitung «Der Sonntag». Die Aufwertung des Frankens gefährde nämlich auch die Renten von Schweizer Arbeitnehmern. Nach Berechnungen des SGB wurden dadurch in den letzten 20 Monaten bei den Pensionskassen bis zu 50 Mrd CHF vernichtet. Auch der Chef der UBS Schweiz, Lukas Gähwiler, forderte die SNB zu einem stärkeren Eingreifen auf. Er hält eine Euro-Grenze von 1,25 bis 1,30 CHF für gesund. «Die Notenbank muss bereit sein, mehrere Hundert Milliarden Franken aufzuwerfen», sagte er im Interview mit der «SonntagsZeitung». Die SNB müsse dem «Markt unmissverständlich klar machen, dass sie eine weitere Aufwertung des Frankens nicht duldet».

Eurokurs von 1,10 CHF langfristig zu tief
Ins gleiche Horn blies auch Ernst Baltensberger, ehemaliger Berater der Nationalbank und Ökonomie-Professor. «Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass man zum Mittel einer Kursuntergrenze greifen muss», sagte er der «NZZ am Sonntag». Die SNB müsse klar kommunizieren, dass sie bereit ist, bis zu einem Kurs von 1,10 CHF jede Menge Euro zu kaufen. Langfristig sei dieser Wert aber zu tief und «schädlich für die Wirtschaft». Für Bundesrat Ueli Maurer stehen im Kampf gegen den harten Franken ebenfalls Massnahmen der SNB im Vordergrund. Politische, kurzfristige Interventionen hält er für nicht zielführend, wie Maurer im Interview mit der Zeitung «Der Sonntag» sagte.

Franz Jaeger für Investitionen in Auslandmärkten
Diesen Einschätzungen widerspricht Franz Jaeger, Professor an der Universität St. Gallen (HSG). In einem Gastbeitrag in «Der Sonntag» schreibt der Professor für Wirtschaftspolitik, da die Frankenstärke nicht hausgemacht sei, könne die Schweiz selbst wenig tun. Die Frankenkrise werde «verursacht durch die Schwäche zweier wirtschaftlicher Weltmächte. Die Krisentreiber liegen somit weitestgehend ausserhalb jeglicher Reichweite schweizerischer Wirtschafts- und Währungspolitik.» Gemeint sind der Euroraum und die USA. Die SNB könne angesichts der Grössenverhältnisse nichts anderes tun, «als den durch Spekulation, Angst und Panik obendrein ausgelösten Aufwertungsabsurditäten die Spitze zu brechen.» Von den fairen Kaufparitätskursen des Frankens von etwa 1,40 CHF zum Euro und 1,50 CHF zum Dollar weiche der Marktwechselkurs des Franken in «geradezu obszöner Weise» ab.

«Die Chinesen machen es uns vor»
Es liege jetzt am Bundesrat, «alles zu tun, um die frankenabwertenden Geld- und Kapitalwegflüsse via Kapitalverkehrsbilanz massiv zu verstärken», schrieb Jaeger. Etwa durch eine Erhöhung der Ausleihungen in den nördlichen Euroraum und durch Beteiligungsinvestitionen in strategischen Auslandmärkten der Rohstoff- und Energieproduktion, Infrastrukturen, Versorgungseinrichtungen, Hafenanlagen. «Die Chinesen machen es uns vor», so Jaeger. Die hohen Preise auf importierte Güter bringt auch die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) auf den Plan. Sie hat Bundesrat Johann Schneider-Ammann einen Massnahmenkatalog gegen überhöhte Preise zugestellt, wie die Organisation am Sonntag bekannt gab. Unter anderem fordert die SKS, Preise für Importgüter um rund 20% zu senken und das Kartellgesetz zu verschärfen.

Coop streicht 95 Artikel aus Sortiment
Gehandelt hat übers Wochenende der Detailhändler Coop. Die Nummer 2 hinter Migros nimmt 95 Markenartikel aus den Regalen. Damit wolle man ein Zeichen setzen gegen zu hohe Preise der Hersteller, die damit Währungsgewinne einstrichen, sagte Coops Einkaufs- und Marketingchef Jürg Peritz der «SonntagsZeitung». Betroffen sind Artikel von L’Oréal (StudioLine), Mars (Uncle Ben’s) sowie «Kinder»-Produkte von Ferrero. Insgesamt handelt es sich bei den gestrichenen Produkten um ein Umsatzvolumen von 30 Mio CHF, wie Coop-Sprecherin Sabine Vulic der Nachrichtenagentur sda bestätigte. Dass weitere Produkte aus dem Sortiment gekippt werden, liege «im Bereich des Möglichen».

SKS legt Massnahmenkatalog vor
Bereits am Freitag hatten Coop, Denner und Spar Preisabschläge auf Artikel angekündigt. Auch Migros schliesst weitere Aktionen gegen die überhöhten Preise von Lieferanten nicht aus. Die hohen Preise auf importierte Güter bringt auch die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) auf den Plan. Sie hat Bundesrat Johann Schneider-Ammann einen Massnahmenkatalog gegen überhöhte Preise zugestellt, wie die Organisation am Sonntag bekannt gab. Unter anderem fordert die SKS, Preise für Importgüter um rund 20% zu senken und das Kartellgesetz zu verschärfen.  (awp/mc/ps)

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