Türkische Notenbank hebt Zins auf 15 Prozent an

Türkische Notenbank hebt Zins auf 15 Prozent an
Hafize Gaye Erkan, türkische Notenbank-Chefin.

Ankara – Die türkische Notenbank hat den Leitzins deutlich angehoben und damit eine Wende ihrer bisherigen Geldpolitik eingeleitet. Er steige um 6,50 Prozentpunkte auf 15,00 Prozent, teilte die Zentralbank am Donnerstag in Ankara mit. Volkswirte hatten im Schnitt eine noch stärkere Erhöhung erwartet und einen Leitzins von 20 Prozent prognostiziert. Angesichts der grossen Unsicherheit war die Spannbreite der Prognosen sehr gross.

Die Notenbank stellte zudem weitere Zinserhöhungen in Aussicht. Die Geldpolitik werde so weit gestrafft, bis eine deutliche Verbesserung der Inflationsaussichten erreicht sei, heisst es in der Mitteilung. Die Verschärfung erfolge rechtzeitig und schrittweise. Ziel sei es, so schnell wie möglich einen Prozess von sinkenden Inflationsraten einzuleiten, so die Notenbank. Im Februar hatte sie den Leitzins noch um 0,50 Prozentpunkte gesenkt und die Entscheidung mit dem Erdbeben im Südosten des Landes begründet.

Im vergangenen Jahr hatte die türkische Notenbank den Leitzins trotz einer hohen Inflation mehrfach gesenkt. Die Inflationsrate lag zuletzt im Mai bei rund 40 Prozent, nachdem sie im vergangenen Herbst zeitweise bis auf etwa 85 Prozent gestiegen war. Eigentlich wären nach ökonomischer Lehrmeinung deutliche Zinserhöhungen angesagt gewesen, um die wirtschaftliche Aktivität abzukühlen und die Teuerung so in den Griff zu bekommen.

Ehemalige US-Bankerin neu Notenbankchefin
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte sich trotz der sehr hohen Inflation immer wieder für Zinssenkungen ausgesprochen und starken Druck auf die Notenbank ausgeübt. Nach seiner Wiederwahl signalisierte Erdogan jedoch einen Wandel in seiner Wirtschafts- und Geldpolitik. So hat er den bisherigen Notenbankchef Sahap Kavcioglu durch die ehemalige US-Bankerin Hafize Gaye Erkan ersetzt. Die an der Universität Princeton ausgebildete Erkan ist die erste Frau im Amt.

Auf eine Abkehr vom bisherigen Kurs hatte auch die Neubesetzung des Finanzministeriums mit dem renommierten Ökonomen Mehmet Simsek hingedeutet, der im Gegensatz zu Erdogan als Vertreter konventioneller ökonomischer Theorien bekannt ist. Noch ist aber nicht sicher, ob Erdogan seinem neuen Personal tatsächlich den nötigen Spielraum einräumt.

Die türkische Lira geriet nach der Entscheidung zu Euro und Dollar unter Druck. Zu beiden Währungen wurden neue Rekordtiefs erreicht. Die Geldpolitik der türkischen Notenbank hatte in den vergangenen beiden Jahren die Lira deutlich geschwächt. Dies verteuerte die Importe und trieb die Inflation zusätzlich an. (awp/mc/ps)

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