Eigene Hotels und schwacher Euro helfen Tui zum Sommerstart

Eigene Hotels und schwacher Euro helfen Tui zum Sommerstart

Konzernchef Michael Frenzel übergibt Führung von Tui nächstes Jahr an Friedrich Joussen.

Hannover – Der schwache Euro und glänzende Geschäfte der Hotels haben Europas grösstem Reisekonzern Tui zu Beginn des Sommerhalbjahrs Aufwind verschafft. Die Schwäche der Container-Reederei Hapag-Lloyd verhinderte jedoch den Sprung in die schwarzen Zahlen. Tui-Chef Michael Frenzel, der die Führung im kommenden Jahr an den bisherigen Vodafone-Manager Friedrich Joussen abgibt, zeigte sich für das letzte Geschäftsjahr unter seiner Führung: Das Sommergeschäft laufe vor allem in den Riu-Hotels besser als erwartet.

Trotz der Schuldenkrise in der Eurozone hält der Vorstand an seinen Jahreszielen fest. Unterdessen machen Gerüchte die Runde, dass die Tui ihrer Veranstaltertochter Tui Travel das Zentraleuropa-Geschäft abkaufen könnte. Die Tui-Aktie reagierte mit einem Kurssprung auf die Nachrichten. Am Vormittag legte das Papier um 5,94 Prozent auf 5,727 Euro zu und war damit Spitzenreiter im MDax.

Lukrative Hotels
Im dritten Geschäftsquartal bis Ende Juni profitierte Tui von der stärkeren Nachfrage nach speziellen, teureren Reiseangeboten und gestiegenen Übernachtungspreisen. Unter dem Strich schrumpfte der Verlust im Jahresvergleich von 41 Millionen auf 3 Millionen Euro. Das verbliebene Minus entspricht etwa dem Anteil, den die Tui von dem Verlust der Container-Reederei Hapag-Lloyd zu tragen hat. Diese litt auch zwischen April und Juni unter den hohen Treibstoffkosten, konnte ihren Verlust jedoch eindämmen. Für die Tui läuft die wichtigste Zeit des Jahres noch: Reiseveranstalter fahren ihre Gewinne im Sommerquartal von Juli bis September ein und gleichen damit Verluste aus dem Winter aus.

Umsatz um 8 % gesteigert
Der Umsatz des Reisekonzerns stieg zwischen April und Juni um acht Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Unternehmenswerte (EBITA) verbesserte sich um sechs Prozent auf 102 Millionen Euro. Zu den Steigerungen trug der schwache Euro bei, weil die Zahlen des in Grossbritannien beheimateten Veranstaltergeschäfts von Tui Travel in Hannover aus dem starken Pfund in Euro umgerechnet werden. Zudem lief es in den von den politischen Umwälzungen belasteten Reiseländern Ägypten und Tunesien wieder besser, auch Urlaub im hochverschuldeten Griechenland ist wieder stärker gefragt.

Weiterhin schwarze Zahlen im Visier
Für das laufende Geschäftsjahr 2011/2012 bis Ende September rechnet Tui-Chef Michael Frenzel weiterhin mit einem moderaten Umsatzplus. Auch das bereinigte EBITA soll steigen. Für das Konzernergebnis, in dem auch die Anteile der Minderheitsaktionäre von Tui Travel enthalten sind, hat das Management weiterhin schwarze Zahlen im Auge. Die Hannoveraner halten nur 56 Prozent der Tui-Travel-Aktien und dürften vom Gewinn ihrer wichtigsten Sparte nur gut die Hälfte behalten. Ob die Aktionäre der Tui AG auch unter dem Strich mit einem Gewinn rechnen können, wollte Finanzvorstand Horst Baier daher noch nicht prognostizieren.

Umbau zu reinem Reisekonzern
Konzernchef Frenzel will die Tui AG mit der Trennung von der Containerschifffahrt zu einem reinen Reisekonzern umbauen. Insidern zufolge würde sich Tui dazu ihre Veranstaltertochter zu gerne komplett einverleiben. Allerdings ist das an der britischen Börse notierte Unternehmen mehr als doppelt so viel wert wie der Hannoveraner Konzern. Als Alternative gilt daher, dass der Tui-Konzern nur das Zentraleuropa-Geschäft aus Tui Travel herauskauft. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg von eingeweihten Personen erfuhr, gilt diese Lösung bei der Tui offenbar als Favorit. Finanzchef Baier wollte das Thema nicht kommentieren. «Wir prüfen eine Menge verschiedener Optionen, aber es gibt noch keinen offiziellen Entscheidungsprozess.»

Geringere Schulden
Analyst Stefan Kick von Silvia Quandt Research sieht in der Übernahme von Tui-Travel-Teilen die beste Lösung für alle Seiten. Tui Travel könne den Verkauferlös in die schnell wachsenden Schwellenländer investieren, und die Tui AG könnte einen alten steuerlichen Verlustvortrag von 3,1 Milliarden Euro nutzen.

Nach mehreren Jahren mit finanziellen Problemen steht Tui inzwischen wieder besser da. Die Nettoverschuldung halbierte sich binnen eines Jahres auf rund 760 Millionen Euro – vor allem durch den Rückzug bei der ehemaligen Tochter Hapag-Lloyd, der der Reisekonzern finanziell unter die Arme gegriffen hatte. Jetzt ist Tui noch mit 22 Prozent an der Container-Reederei beteiligt. Finanzchef Baier wartet weiter auf einen geeigneten Investor oder den richtigen Zeitpunkt für einen Börsengang. Der erwartete Erlös soll ins Reisegeschäft und den Schuldenabbau fliessen. (awp/mc/pg)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert