Facebook schadet sich mit Kampagne gegen Google selbst

Facebook schadet sich mit Kampagne gegen Google selbst
Mark Zuckerberg

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.

New York – In der Internet-Branche geht es inzwischen zu wie in den Abgründen des Politik-Betriebs: Das Online-Netzwerk Facebook hat laut einem US-Bericht zugegeben, eine Medienkampagne gegen den Rivalen Google angezettelt zu haben. Dabei ging es ausgerechnet um den Vorwurf, die Privatsphäre der Nutzer zu verletzen – ein Feld, auf dem Facebook in den vergangenen Jahren mit eigenen Problemen für Schlagzeilen gesorgt hatte.

Der Versuch ging nach hinten los, als ein von der renommierten PR-Firma Burson-Marsteller angesprochener Blogger den E-Mail-Wechsel kurzerhand ins Internet stellte. Danach wurde zunächst gerätselt, ob Google-Konkurrenten wie Microsoft oder Apple dahinter steckten. Am Donnerstag schrieb der bekannte Technologie-Journalist Dan Lyons jedoch, ein Facebook-Sprecher habe ihm bestätigt, dass das weltgrösste Online-Netzwerk der Auftraggeber gewesen sei. Zur Begründung für die Aktion hiess es demnach, Facebook sei besorgt über den Datenschutz bei aktuellen Google-Aktivitäten im Bereich Sozialer Netzwerke. Zudem missbillige Facebook Googles Versuche, für eigene Dienste auf Daten des Online-Netzwerks zuzugreifen, zitierte Lyons den Facebook-Sprecher im Online-Dienst «The Daily Beast».

Umstrittener «Social Circle»
In der E-Mail, mit der Blogger zu einem Artikel bewegt werden sollte, geht es um den Vorwurf, dass Google persönliche Informationen von Millionen Nutzern ohne deren Zustimmung sammele, speichere und auswerte. Stein des Anstosses ist dabei offenbar eine im Januar vorgestellte Funktion, die auch das Netz-Umfeld eines Nutzers («Social Circle») von Google-Diensten abbildet. In der E-Mail bietet die PR-Firma auch Hilfe beim Entwerfen des Artikels sowie der Platzierung in führenden Medien wie der «Washington Post» oder dem populären Online-Dienst «Huffington Post» an.

Facebook beisst bei Googles E-Mail-Dienst auf Granit
Zwischen Google und Facebook ist bereits im vergangenen Herbst ein Streit um Nutzerdaten entbrannt. Google sperrte dem weltgrössten Online-Netzwerk den Zugang zur Auswertung von E-Mail-Adresslisten – um Druck auf Facebook auszuüben und das Unternehmen dazu zu drängen, seine Datenbestände zu öffnen. Facebook bietet Nutzern an, ihre Kontaktlisten bei grossen E-Mail-Anbietern wie Yahoo oder Hotmail zu durchsuchen, um schneller ihre Bekannten auch bei dem Sozialen Netzwerk zu finden. Bei Googles Mail-Dienst beisst Facebook jedoch auf Granit.

Facebook setzt auf Idee der «Sozialen Suche»
Facebook mit seinen inzwischen mehr als 600 Millionen Nutzern wird von Branchenbeobachtern oft als grosse Gefahr für das Google-Geschäft gesehen. Google verdient sein Geld immer noch hauptsächlich mit Anzeigen im Umfeld von Internet-Suchanfragen. Facebook setzt hingegen auf die Idee der «Sozialen Suche», bei der die Meinung von Bekannten eines Nutzers im Vordergrund steht. Kombiniert mit dem erklärten Ziel von Gründer Mark Zuckerberg, das gesamte Leben der Nutzer über Facebook zu vernetzen, könnte das Konzept Google erheblich unter Druck setzen, lautet die Argumentation. Laut Google gibt es bisher aber keine Anzeichen dafür.

Weitreichende Kontrollmöglichkeiten für User
Facebook hatte sich in der Vergangenheit selbst immer wieder den Vorwurf eingehandelt, zu freizügig mit Nutzerinformationen umzugehen. Seitdem hat das Online-Netzwerk seinen Mitglieder allerdings weitreichende Kontrollmöglichkeiten eingeräumt. Zugleich wurde erst diese Woche eine Datenschutz-Lücke bekannt, über die Werbefirmen jahrelang unter Umständen Zugriff auf Nutzerdaten gehabt haben könnten. Allerdings war die Schwachstelle offenbar nicht ausgenutzt worden. (awp/mc/ps)

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