CH-Schluss: Deutlich schwächer

CH-Schluss: Deutlich schwächer

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag im Einklang mit der Entwicklung an weiteren wichtigen europäischen Handelsplätzen deutlich schwächer geschlossen. Nach einer leicht besseren Eröffnung seien die Abgaben vor allem durch die Zypern-Krise und die jüngsten Daten zum Einkaufsmanagerindex in der Eurozone ausgelöst worden, hiess es von Marktbeobachtern. Am Nachmittag kam zudem aus den USA eine ganze Palette frischer Wirtschaftsdaten, die uneinheitlich ausfielen, aber den Dow-Jones-Index tiefer ins Minus drückten. Grössere Verlierer waren vor allem konjunkturabhängige Aktien.

Beim Kampf gegen die Staatspleite rennt Zypern die Zeit davon. Die Europäische Zentralbank stellt nur noch bis kommenden Montag Notkredite bereit, ohne die der zypriotische Bankensektor kollabieren würde. Die Regierung in Nikosia sucht weiter nach Lösungen. Der neueste Plan soll vorsehen, einen Fonds mit Kapital von Kirche, Rentenkasse und anderen Einrichtungen Staatsanleihen ausgeben zu lassen, um so den von den Europartnern geforderten eigenen Beitrag zu internationalen Hilfskrediten zu leisten. Ausserdem wird nach wie vor um einen Deal mit dem Kreml gerungen. Russland will Zypern aber nicht mit einem weiteren Kredit unterstützen.

Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 1,09% im Minus bei 7’762,30 Punkten und damit nur leicht über Tagestief. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor um 1,25% auf 1’168,32 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,01% auf 7’197,51 Punkte. 27 der 30 wichtigsten Titel schlossen im Minus und nur drei im Plus.

Bei den Blue Chips gehörten vor allem Zykliker zu den Verlierern. So gaben die Luxusgütertitel Richemont (-4,5%) und Swatch (-3,0%) stark nach. Im Februar waren die Schweizer Uhrenexporte um nominal 2,5% gesunken, wobei sich die wichtigen Absatzmärkte Hongkong und China schwach entwickelt hatten. SGS verbilligten sich um 4,0% oder 96 CHF; die Aktien des Warenprüfkonzerns wurden jedoch mit 58 CHF je Titel ex-Dividende gehandelt.

Auch andere Zykliker wie Adecco (-2,7%), Clariant (-2,4%) oder Holcim (-1,7%) verloren deutlich überdurchschnittlich. Bei Clariant führten Händlern zufolge verschiedene Sonderfaktoren zu den Abgaben: So belastete einerseits die Wandlung der noch ausstehenden Wandelanleihe und andererseits der ernüchternde Ausblick des Mitbewerbers Lanxess. Holcim hat indessen beim deutschen Stahlkonzern ThyssenKrupp ein zweites Zementwerk für Indonesien bestellt; das Auftragsvolumen soll sich auf 250 Mio USD belaufen.

Die Aktien der Baloise gaben mit 2,0% ebenfalls stark nach, wobei die Abstufung durch Goldman Sachs auf «Neutral» von «Buy» belasten haben dürfte. Die Analysten begründeten den Schritt mit der bereits hohen Bewertung der Titel, womit das Kurspotenzial limitiert sei. Unter den Versicherern verloren indessen Swiss Life (-2,1%) noch etwas deutlicher.

Die Grossbanken CS (-1,5%) und UBS (-1,2%) wurden von den Sorgen um Zypern belastet. Davon scheinbar unbehelligt schlossen Julius Bär kaum verändert (+0,03%). Einzige weitere Gewinner waren die Medtech-Titel Sonova (+1,3%) und die Immobilienwerte SPS (+1,0%). Letztere weisen allerdings im bisherigen Jahresverlauf als einer von zwei SMI-/SLI-Titeln eine negative Performance aufweisen; der andere ist Kühne+Nagel (-1,1%).

Unter diesen Umständen hielten sich auch die zuletzt gesuchten Pharma-Schwergewichte Roche (-1,3%) und Novartis (-0,6%) sowie die Lebensmitteltitel Nestlé (-0,5% auf 68,05 CHF) nicht in der Gewinnzone. Anfänglich hatten die Papiere des Nahrungsmittelkonzerns noch von einer «Kauf»-Empfehlung mit Kursziel 77,50 CHF (bisher 68 CHF) der Citigroup profitiert. Novartis seinerseits präsentierte weitere positive Studiendaten zum Multiple-Sklerose-Medikament Gilenya.

Im breiten Markt legten eine Reihe von Unternehmen die Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr vor. Der Reisekonzern Kuoni (Aktie -0,7%) hatte zwar den Umsatz gesteigert, musste aber – belastet von Einmalkosten – einen Verlust hinnehmen. Der Textilmaschinenkonzern Rieter erlitt 2012 einen markanten Gewinnrückgang und reduzierte die Dividende deutlich; die Aktie brachen in der Folge um 8,7% ein. Mit einer tieferen Dividende müssen sich auch die Aktionäre von Tamedia (-0,6%) begnügen. Etwas besser als erwartet schnitt auch der Halbleiterhersteller u-blox (+3,8%) im Geschäftsjahr 2012 ab.

Die prozentual grössten Einbussen erlitten Highlight Event and Entertainment (-21,5%), gefolgt von Perrot Duval (-10,9%). Grösste Gewinner waren Charles Vögele (+4,9%), vor Coltene (+4,2%). (awp/mc/upd/ps)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert