37 Prozent der Schweizer Unternehmen von Wirtschaftskriminalität betroffen

In der Hälfte der Fälle stammten die Täter aus dem Management der betroffenen Firma.  Die Zahl der Delikte sei trotz verbesserter Überwachung nicht zurückgegangen, sagte John Wilkinson vom Beratungsunternehmen PriceWaterhouseCoopers (PwC) am Dienstag bei der Präsentation der PwC-Studie «Economic Crime Survey» in Zürich. Ein Grund dürfte aber auch sein, dass dank mehr Kontrollen auch mehr Täter erwischt würden.


Veruntreuung und Produktefälschung
Das häufigste Delikt, mit dem Schweizer Firmen konfrontiert sind, ist die Unterschlagung und Veruntreuung von Vermögen (22%). Danach folgen Produktfälschung (15%), Geldwäscherei (8%), Korruption und Bestechung (5%) und Bilanzfälschung (4%).


Economic Crime Survey 2007
Weltweit waren laut der PwC-Studie «Economic Crime Survey 2007» 43% der Unternehmen von Wirtschaftsdelikten betroffen – gegenüber der letzten Studie ein Rückgang um 2 Prozentpunkte. Für die Studie wurden weltweit 5’400 Unternehmen befragt, in der Schweiz waren es 84 Firmen.


Millionenschaden
Der Schaden durch Wirtschaftsdelikte ist beträchtlich: Im Durchschnitt lag er bei westeuropäischen Unternehmen bei rund 2,7 Mio CHF. Dazu kommen immaterielle Kosten, die oft höher als der finanzielle Verlust seien, sagte PwC-Spezialist Wilkinson: Etwa Reputationsschäden oder sinkende Motivation der Mitarbeitenden. Diese Kosten seien umso grösser, je höher der Täter in der Firmenhierarchie stehe, sagte Wilkinson. So waren bei schweren Fällen von Wirtschaftskriminalität der Eigentümer oder einer der Top-Manager die Täter, in weiteren 36% war es eine weitere Führungskraft des Unternehmens.


Risikogruppe Aushilfen oder temporären Mitarbeitende
Vielleicht etwas überraschend sei auch, dass rund 27% der Wirtschaftsdelikte von Aushilfen oder temporären Mitarbeitenden begangen werden, sagte PwC-Partner Rolf Schatzmann: «Diese Risikogruppe wird häufig übersehen.»


Keine juristischen Konsequenzen
Allzu oft müssen die Täter auch keine juristischen Konsequenzen befürchten, wie die PwC-Spezialisten einräumten. Wegen der Furcht vor negativer Publizität aber auch wegen befürchteter hoher Kosten werde oft auf eine Anzeige bei den Strafverfolgungsbehörden verzichtet. «Sehr häufig geht man auch mit Kadern humaner um als mit gewöhnlichen Mitarbeitenden», meinte Schatzmann. Diese seien eben auch schwieriger zu ersetzen. Es seien schon Mehrfachtaten vorgekommen, weil man es bei einer einfachen Verwarnung belassen habe: «Denn die Leute ändern ihre Verhaltensweise nicht.»


Informanten
Entdeckt werden die Täter in mehr als der Hälfte der Fälle durch Informanten: Dies können interne (26%) oder externe (30%) Hinweise sein. Das zeige die Wichtigkeit, sogenannte «Whistleblower»-Systeme einzuführen, wo Informanten ohne Furcht vor beruflichen Nachteilen Beobachtungen melden können.


Firmenkultur entscheidend
Neben internen Kontrollsystemen sei für die Verhinderung von Wirtschaftsdelikten auch die Firmenkultur entscheidend. So seien sich die Täter oft nicht richtig bewusst, welche Verhaltensweisen im Unternehmen nicht akzeptabel seien, meinte Schatzmann. Zudem fehle immer öfter eine Identifikation mit dem Unternehmen, für das man arbeite. (awp/mc/gh)


Economic Crime Survey 2007 Studie. Weiter zum PDF-Download…

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