Abflauender Höhenflug im Bau

Fiona Ballmer, Credit Suisse Economic Research

Niemals zuvor wurde in der Schweiz ein solches Niveau erreicht. In der Folge stösst die Bauwirtschaft an Kapazitätsgrenzen. Die Beschäftigung im Bau stieg 2005 erstmals wieder an. Die Bauproduktion läuft nach wie vor auf Hochtouren. Nach einem erfreulichen Baujahr 2004 stiegen die nominalen Bauausgaben 2005 nochmals um 5.2 Prozent und lagen bei 49.4 Mrd. Franken. Auch die Bauausgaben in den Boomjahren Anfang der Neunzigerjahre lagen tiefer.

Bauwirtschaft stösst an Kapazitätsgrenzen
Die Schweizer Bauwirtschaft stösst derzeit an Kapazitätsgrenzen. Die Beschäftigung, welche sich über Jahre negativ entwickelte, stieg im letzten Jahr erstmals wieder leicht an (0.6 Prozent in Vollzeitäquivalenten). Diese Entwicklung scheint sich in diesem Jahr verstärkt fortzusetzen. Die Anzahl Beschäftigter erhöhte sich im ersten Quartal 2006 im Vorjahresvergleich um 2 Prozent. Die Bauwirtschaft baute ihre Belegschaft damit deutlich stärker aus als die gesamte Schweizer Wirtschaft (0.6 Prozent).


2006 bleibt die Bauproduktion hoch
Die Schweizer Bauwirtschaft produziert heute auf einem Niveau wie in der Boomphase anfangs der Neunzigerjahre, auf welche ein starker Einbruch der Produktion folgte. Auch das in der aktuellen Boomphase erreichte Bauvolumen wird in der langen Frist nicht aufrecht erhalten werden können. Erste Anzeichen eines abflauenden Höhenfluges im Bau sind die real rückläufigen Bauinvestitionen im ersten Quartal 2006. Zwar dürfte an dieser Entwicklung auch das schlechte Wetter Anfang des Jahres Schuld sein, doch deutet auch der stagnierende Arbeitsvorrat des Bauhauptgewerbes auf eine inskünftig verhaltenere Gangart hin.


  Bauinvestitionen in der Schweiz (Quelle: Credit Suisse Economic Research)


Wohnungsbau verliert an Bedeutung
Der Wohnungsbau ist seit 2003 der wichtigste Treiber der Bauwirtschaft; dieser dürfte aber zusehends an Bedeutung verlieren. Zwar profitiert der Wohnungsbau nach wie vor von der guten Konjunktur, allerdings wird er neben steigenden Leerstandsquoten von den anziehenden Zinsen sowie den Preissteigerungen gebremst. Im ersten Quartal 2006 verringerte sich die Zahl der baubewilligten Wohnungen im Vorjahresvergleich um ein Prozent.


$$PAGE$$


Höhere Wirtschaftsbautätigkeit dank hervorragender Konjunktur
Der kommerzielle Bau dürfte die Abkühlung im Wohnungsbau in der mittleren Frist etwas abfangen. Bereits 2005 entwickelten sich die nominalen Ausgaben im Wirtschaftsbau mit einem Zuwachs von 15.1 Prozent äussert dynamisch. Von Januar bis Mai 2006 nahmen die Baubewilligungen für Bürogebäude im Vorjahresvergleich allerdings nicht mehr zu. Mit dem verbesserten Arbeitsmarkt dürfte sich zwar die Absorption von kommerziellen Flächen etwas verbessern, gleichzeitig werden 2006 aber auch weitere Büroflächen auf den Markt kommen. Aufgrund des bereits großen Angebots an leerstehenden Flächen dürfte sich die Bautätigkeit von Büroflächen längerfristig auf einem tieferen Niveau einpendeln.


Weiterhin Spardruck bei den öffentlichen Auftraggebern
Im letzten Jahr blieben die nominalen Bauausgaben der öffentlichen Hand konstant. Diese Entwicklung war den leicht steigenden Tiefbauausgaben zu verdanken (+0.6 Prozent), welche rund 60 Prozent der öffentlichen Bauausgaben ausmachen. Im Hochbau waren die Ausgaben hingegen rückläufig (-1.2 Prozent). Im Tiefbau erhöhten sich die Ausgaben nur dank steigender öffentlicher Unterhaltsarbeiten, während die Investitionen in den Neubau oder die Erweiterung der Infrastruktur sanken. Der Unterhalt und der Betrieb des Nationalstrassennetzes werden zusehends aufwändiger. Die Strassenabschnitte werden immer älter, das Netz wächst weiter an und die Verkehrsbelastung nimmt ständig zu. Zwischen 1990 und 2005 haben die öffentlichen Unterhaltsarbeiten jährlich um durchschnittlich 2.9 Prozent zugenommen. Sie machen heute bereits 24 Prozent der gesamten öffentlichen Bauausgaben aus.


Nur die Unterhaltsarbeiten legen weiter zu
Als Folge der Schuldenbremse und der Entlastungsprogramme steht die öffentliche Hand nach wie vor unter Spardruck, was 2006 sowohl im Hoch- als auch im Tiefbau spürbar sein dürfte. Die Bauvorhaben der öffentlichen Hand deuten auf eine Zunahme der nominalen Tiefbauausgaben im laufenden Jahr von schätzungsweise einem Prozent hin. Die leichte Erhöhung ist in erster Linie die Folge weiter steigender öffentlicher Unterhaltsarbeiten. Die Entwicklung der öffentlichen Hochbauausgaben dürfte ebenfalls bei etwa einem Prozent liegen. Aufgrund der Bauteuerung, die deutlich über einem Prozent liegen dürfte, werden sich die realen Bauausgaben der öffentlichen Hand 2006 allerdings rückläufig entwickeln












Das Interview wurde uns freundlicherweise vom EMAGAZINE der Credit Suisse zu Verfügung gestellt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert