Annähernd normaler Flugbetrieb auf dem Flughafen Zürich

Die letzte Maschine am Donnerstag, ein Jet der Rega, hob um 23.30 Uhr ab. Damit erfolgte der Start eine halbe Stunde vor Schluss der regulären Betriebszeit. Als erste Maschine landete am Freitag um 6.04 Uhr eine Swiss aus Johannesburg. Auch die Anzahl annullierter Flüge ging am Donnerstag weiter zurück. 44 Flüge wurden abgesagt. Insgesamt fanden 627 Flugbewegungen statt, wie der Sprecher erklärte.


«Courant normal» bei der Swiss
Auch bei der Swiss herrscht seit Donnerstag wieder «Courant normal», wie Sprecher Jean-Claude Donzel auf Anfrage sagte. Man habe alle geplanten Flüge durchführen können. Von der Luftraumsperre vom 15. bis 21. April waren 202’184 Swiss-Passagiere betroffen. Sie konnten nicht wie geplant fliegen, wie die Fluggesellschaft am Freitag an einer Medienorientierung in Zürich-Kloten mitteilte.


Busse als Ersatz für Flüge
Am Samstag, Sonntag und Montag war gar keine Swiss-Maschine in der Luft. Donnerstag und Freitag sowie Dienstag und Mittwoch wurden täglich zwischen 18 und 70% der Flüge annulliert. Vor allem auf der Strecke Zürich-London setzte die Swiss Busse als Ersatz für die Flüge ein, aber auch zwischen Genf und Prag, Zürich und Venedig sowie auf der Route Zürich-Hannover-Hamburg-Kopenhagen.


53 Kabinen-Besatzungen im Ausland gestrandet
53 Swiss-Crews mussten im Ausland auf das Ende der Luftraumsperre wegen der Vulkanaschewolke über Europa warten, 48 in Übersee, 5 in Europa. Weil die meisten Langstreckenflugzeuge auf ausländischen Flughäfen standen und die Europaflotte in der Schweiz war, habe nach der sukzessiven Freigabe des Luftraums der normale Flugbetrieb wieder relativ rasch hochgefahren werden können, hiess es an der Medienkonferenz.


4800 Schoggi-Gipfeli und 12’500 Swiss-«Schöggeli»
Pro Tag verschickte die Swiss bis zu 17’000 SMS an ihre Kunden, um sie über den Status ihres Fluges zu informieren. Am Flughafen Zürich wurden zwischen Freitag und Montag 2’268 Liter Wasser an Passagiere verteilt. Zudem wurde ihnen das Warten mit 4’800 Schokolade-Gipfeli, 100 Kilogramm Früchten und 12’500 Swiss-«Schöggeli» versüsst.


Swiss will keine Staatshilfe
Für den entstandenen finanziellen Schäden will die Fluggesellschaft Swiss keine Staatshilfe beantragen. Dafür fehle eine ausreichende betriebswirtschaftliche Begründung, sagte Swiss-CEO Harry Hohmeister. Staatshilfe könne man nur beantragen, wenn wirtschaftlich nichts anderes übrig bleibe, sagte Hohmeister weiter. Aber die Swiss verfüge noch über Liquidität und weise keine negative Eigenkapitalquote auf.


Die Swiss begrüsse jedoch ein mögliches «Schlechtwettergeld» – sprich Kurzarbeitsentschädigungen – vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), sagte Hohmeister weiter. Die Swiss gehe davon aus, gleich behandelt zu werden wie andere Branchen.


SBB: Kosten in Millionenhöhe
Das Flugverbot wegen der Vulkanasche hatte auch auf die SBB Auswirkungen. Die Kosten für die zusätzlich eingesetzten Züge und das dafür notwendige Personal belaufen sich auf 2,8 Mio CHF, wie die SBB mitteilte. Allein zwischen Freitag und Dienstag letzter Woche setzte die SBB 163 Zusatzzüge ein. Die daraus resultierende Erhöhung des Angebots um täglich 11’000 Sitzplätze wird auch dieses Wochenende aufrechterhalten. Zudem stellte die SBB den Nachbarbahnen für Einsätze im Ausland 41 Wagen zur Verfügung. Diese kamen vor allem auf der Gotthard- und der Lötschberg-/Simplonachse zum Einsatz.


Allein die Kosten für das ausserplanmässig eingesetzte Rollmaterial und das dafür benötigte Lok- und Zugspersonal belaufen sich laut SBB auf 2,8 Mio CHF. Nicht eingerechnet sind dabei die Kosten für das anderweitig eingesetzte Zusatzpersonal etwa an Billettschaltern, in der Disposition, der Kundenlenkung oder bei der rege benutzten Hotline. Auf dem Höhepunkt verzeichnete die kostenlose Hotline innert vier Tagen rund 1’500 persönliche Beratungen. Gleichzeitig bewältigte der Railservice der SBB in Brig statt der durchschnittlichen 3’500 Anrufe pro Tag bis zu 11’000 Anrufe täglich.

Kuoni schätzt Kosten auf 18 Mio. Franken
Für Kuoni belaufen sich die Kosten durch den Vulkanausbruch in Island auf schätzungsweise 18 Mio CHF. Diese würden als ausserordentliche Belastung im Halbjahresergebnis 2010 ausgewiesen, teilte der Reiseveranstalter am Freitag mit. Mittlerweile normalisiere sich das Reisegeschäft, Ferienreisen würden weitgehend planmässig durchgeführt.


Flugverbot kostet Touristikbranche 1,7 Milliarden Euro
Das Flugverbot nach dem Vulkanausbruch auf Island hat die Fremdenverkehrsbranche in Europa rund 1, 7 Milliarden Euro Umsatz gekostet. Dies sagte der Generalsekretär der UN-Welttourismus-Organisation (UNWTO), Taleb Rifai, in Madrid. Niemand wisse derzeit, wer die Verantwortung für diese Einbussen übernehme, beklagte er. «In dieser Hinsicht herrscht ein absolutes Durcheinander.»


Branche soll besser abgesichert werden
Die UNWTO werde daher ein Dokument für ein internationales Abkommen erarbeiten, das künftig sowohl die Urlauber als auch die Touristikunternehmen in solchen Fällen besser absichern solle. Nach Angaben der Organisation reisen täglich rund 700.000 Touristen mit dem Flugzeug nach Europa. Dies beschere der Branche jährlich Einnahmen von etwa 150 Milliarden Euro. (awp/mc/pg/20)

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