CH-Eröffnung: Technische Erholung – Stimmung weiter fragil

Der Dow Jones ist am Montag dank Käufen von Schnäppchenjägern in der letzen Handelsstunde rund 450 Punkte gestiegen und hat sein zwischenzeitliches Minus von 800 Punkten auf 350 Punkte abgebaut. Händler verwiesen daneben aber auch auf Aussagen des Euro-Finanzministers Jean-Claude Juncker, wonach Einigkeit bestehe, den Konkurs systemrelevanter Finanzinstitute unbedingt zu verhindern. Spekuliert werde zudem weiter auf eine Zinssenkung der wichtigsten Notenbanken. Australien ist bereits vorangegangen und hat die Leitzinsen um 100 Basispunkte gesenkt. Zinssenkungen könnten das Vertrauen der Märkte steigern, meinte ein Analyst, da sie den Willen der Zentralbanken zum Handeln in der schwierigen Situation unterstreichen würden.


Wie nachhaltig die heutige Erholung ist, muss sich aber noch weisen. Die meisten Marktbeobachter sind eher skeptisch. Die Stimmung ist jedenfalls nach wie vor am Boden. Nach dem Motto «rette sich wer kann», hätten sich die Investoren gestern teils ohne Rücksicht auf Verluste panikartig von ihren Papieren getrennt, sagte ein Händler. Der Dow Jones ist dementsprechend gestern erstmals seit Oktober 2004 unter die Marke von 10’000 Punkten gefallen, und der Nikkei ist im Verlauf des heutigen Handelstages zwischenzeitlich ebenfalls unter 10’000 Punkten gerutscht. Die Volatilitätsmasse sind zudem in bisher unerreichte Höhen gestiegen.


Das Blue Chips Barometer SMI gewinnt bis 09.30 Uhr 94,80 Punkte bzw. 1,47% auf den Stand von 6’553,52 Punkten, kann damit aber den bisherigen Höchststand von 6’606 nicht halten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) avanciert derweil 1,44% auf 945,10 Zähler, der breite SPI 1,44% auf 5’446,50 Punkte.


Zu den grössten Gewinnern gehören vor allem die Titel, die gestern am stärksten unter die Räder geraten waren. An der Spitze stehen etwa die Titel der Privatbank Julius Bär (+3,6% auf 46,00 CHF), die in den letzten Tagen nur eine Richtung kannten und gestern zwischenzeitlich über 20% verloren hatten. Die Rede war von grossen Abflüssen bei der Hedge-Funds-Tochter GAM sowie einem Ausstieg vieler vor allem ausländischer Investoren im grossen Stil.


Aber auch andere Finanztitel wie Bâloise (+2,6% auf 761,85 CHF), UBS (+2,4% auf 21,40 CHF) oder Swiss Re (+1,9% auf 54,20 CHF legen kräftig zu. Letztere dürften u.a. von der Tatsache beflügelt werden, dass der Konkurrent Münchner Rück seine mittelfristigen Ziele bestätigt hat. Auch Industrietitel hatten zum Teil gestern sehr stark verloren und profitieren heute von der technischen Erholung. Petroplus avancieren dementsprechend 2,8% auf 35,18 CHF, bei ABB sind es +1,1% auf 18,89 CHF. Unter den grössten Gewinnern sind zudem auch Syngenta (+2,5% auf 196,80 CHF) zu finden; die Aktien des Agrochemieherstellers stürzten in den letzten Wochen ebenfalls markant ab.


Mehr oder weniger im Durchschnitt halten sich die grosskapitalisierten Werte Nestlé (+1,5%), Novartis (+1,6%) und Roche (+1,6%). Die beiden Pharmatitel sind zudem mit positiven News an die Öffentlichkeit getreten, Novartis mit Ergebnissen einer Phase-II-Studie zu NVA237 und Roche mit Resultaten einer Phase-III-Studie zum Mabthera bei der Krebsart CLL. Am Schluss der Tabelle sind Clariant (-0,8% auf 9,91 CHF) zu finden, hier hat die Deutsche Bank das Kursziel auf 9,50 (von 10,00) CHF gesenkt. Unverändert notieren zudem Ciba, Swisscom und ZFS.


Im breiten Markt verlieren Bossard 1,6% nach der Veröffentlichung von 8-Mte-Zahlen. Der Schraubenhersteller hat die Umsatzprognose 2008 etwas zurückgenommen, die erwartete Gewinnentwicklung aber bestätigt. Flughafen Zürich, die via Fluglärmfonds ebenfalls von der Sigma-Pleite betroffen sind, büssen 0,9% ein. Die grössten Verluste gehen sonst an Esmertec (-11,5%), Conzzeta (-9,8%) und Tec-Sem (-9,7%), grössere Gewinne fahren u.a. Orascom (+7,1%) oder Gottex (+6,6%) ein. (awp/mc/ps/17)

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